Hamburg. Seit Herbst müssen Beamte deutlich öfter ausrücken. In einem Bezirk wurden die Regeln besonders häufig gebrochen.

Die Kurve der Corona-Infektionen zeigt weiterhin nicht nach unten, sondern nur seitwärts. Auch die Sozialbehörde hat keine belastbare Erklärung dafür, warum Hamburg bei der Zahl der Neuinfektionen plötzlich stagniert – im Gegensatz zu den meisten anderen Bundesländern, in denen die Inzidenz zwar ebenfalls langsam, aber kontinuierlich sinkt.

Hamburg: Keine Beweise für um sich greifende Mutation

Naheliegend wäre, dass sich die mutierten und mutmaßlich ansteckenderen Varianten des neuen Coronavirus in der Hansestadt bemerkbar machen – „dafür gibt es bislang aber keinen Faktenbeleg“, sagte der Behördensprecher Martin Helfrich auf Anfrage.

Noch immer wurden die Mutanten bei lediglich zehn Infizierten in Hamburg festgestellt. „Diese Zahlen bilden das Geschehen aber nicht in Echtzeit ab“, betont Helfrich. Mindestens eine Woche vergehe in der Regel, bis nach einer Infektion diese auch erkannt und der vorliegende Virus auch analysiert sei. Weiterhin unklar ist etwa, ob eine mutierte Variante für den Ausbruch in einer Kita am Zeiseweg in Altona-Nord verantwortlich gewesen sein könnte.

Kaum große Ausbrüche, eher dezentrales Infektionsgeschehen

Ob das letzte und sehr sonnige Januarwochenende den Rückgang der Infektionszahlen gebremst haben könnte, ist laut Helfrich ebenfalls Spekulation. Auf der anderen Seite gebe es kaum große Ausbrüche, sondern ein dezentrales Infektionsgeschehen in der Stadt.

Wie Daten des Senats zeigen, muss die Polizei bereits seit mehreren Monaten mit höherem Aufwand die Corona-Regeln durchsetzen. Seit Pandemiebeginn wurden in Hamburg bisher (Stand 5. Februar 2021) 15.281 Bußgeldbescheide erlassen. Das teilte die Innenbehörde dem Abendblatt auf Anfrage mit. Die Einnahmen beliefen sich seit Beginn der Pandemie auf 1.739.803 Euro.

Polizei muss wegen Corona 94.487 Mal ausrücken

Laut einer Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage des Linken-Gesundheitspolitikers Deniz Celik ist die Polizei von März 2020 bis Januar 2021 insgesamt 94.487-mal „im Zusammenhang mit der Durchsetzung der HmbSARS-CoV-2-Eindämmungsverordnung“ tätig geworden. In mehr als 36.000 Fällen wurden Identitäten festgestellt, fast 23.000-mal gab es mündliche Verwarnungen, und rund 9000-mal sprachen die Beamten Platzverweise aus.

 235-mal wurden Personen in Gewahrsam genommen, zudem gab es 34 vorläufige Festnahmen. Die Polizei schrieb in dieser Zeit etwas mehr als 26.000 Anzeigen wegen Verstößen gegen die Corona-Verordnung. 278 Betriebe wurden von den Beamten geschlossen. Am häufigsten musste die Polizei mit mehr als 10.000 Maßnahmen im Bezirk Mitte wegen Verstößen gegen die Vorgaben zum Infektionsschutz an bestimmten Orten einschreiten.

Anzeigen wegen Verstößen gegen das Abstandsgebot

Es folgen Wandsbek mit fast 3400, Harburg mit etwas weniger als 2000 und Altona mit etwas mehr als 1800 Fällen. Die Statistik zeigt hier hamburgweit eine deutliche Zunahme der Maßnahmen seit dem Herbst. Musste die Polizei im gesamten Juli gerade einmal an 58 Örtlichkeiten einschreiten, so war dies im November bereits 4906-mal der Fall, im Dezember 4582 und im Januar bereits 5243-mal.

Anzeigen erstattet und Bußgelder verhängt wurden vor allem wegen Verstößen gegen das Mindestabstandsgebot, wegen der Teilnahme an verbotenen Versammlungen oder Feierlichkeiten und wegen des Konsums von Alkohol an Orten, an denen dies untersagt ist.

Viele Gastwirte erfassten Kontaktdaten nicht ordnungsgemäß

Auch gab es Verfahren wegen der Ausübung von durch die Verordnung untersagter Prostitution, wegen der Öffnung von Gaststätten zu verbotenen Zeiten oder wegen des Nichttragens von Masken oder der jetzt vorgeschriebenen medizinischen Masken, etwa in Bussen und Bahnen.

Zudem schrieb die Polizei zahlreiche Anzeigen, weil Gastwirte die Kontaktdaten ihrer Gäste nicht ordnungsgemäß erfassten. „Wenn auch zwischen den Bezirken größere Unterschiede sichtbar sind, zeigen die Zahlen auf, dass der große Teil der Bevölkerung sich an die Regeln hält“, sagte Linken-Gesundheitspolitiker Celik dem Abendblatt.

Linke: Infektionsschutz in Betrieben soll stärker kontrolliert werden

„Wichtig ist jedoch der stärkere Fokus auf den Infektionsschutz am Arbeitsplatz.“ Das betonte auch Linken-Fraktionsvize David Stoop. „Im öffentlichen Raum wird kon­trolliert und bestraft, Betriebe werden weiterhin kaum in den Blick genommen“, so Stoop. „Unklar ist zudem die soziale Verteilung der Bußgelder.“

Bei den Impfungen will die Stadt unterdessen die Voraussetzungen für die größeren erwarteten Lieferungen im Frühjahr schaffen. Am heutigen Dienstag wird die zusätzliche Halle A2 mit weiteren Impf-Modulen in der Messe eröffnet. Dies sei von vornherein geplant gewesen und diene zunächst vor allem der „Lenkung der Besucherströme“, wie es aus der Sozialbehörde heißt. Erst im März rechnet die Stadt mit deutlich mehr Schwung bei der Zahl der Impfungen. Konkrete Liefertermine für große Chargen gibt es bislang aber noch nicht.

Keine Verschwendung von Corona-Impfdosen

Am Donnerstag soll es erneut mindestens 2500 weitere Impftermine geben. Die Verabreichung der bislang vorhandenen Dosen geschieht laut dem Behördensprecher Martin Helfrich bislang zumindest so reibungslos, dass so gut wie keine Dosen verschwendet würden. Nur in „einzelnen Fällen pro Woche“ würden Impflinge ihre Termine kurzfristig absagen.

Da die Impfdosen ebenfalls sehr kurzfristig aufbereitet werden, könnten diese dann noch aufbewahrt werden. Wenn doch schon eine Dose aufbereitet sei, aber es an dem Tag keine Impflinge mit Terminen mehr gebe, würden kurzfristig Rettungskräfte in die Messehallen beordert und geimpft.

„Kursmarathon“ der Hamburger Fitnessstudios

Um der Gesundheit und auch der Psyche des Großteils der Hamburger etwas Gutes zu tun, haben zehn Hamburger Fitnessstudios für den kommenden Sonnabend einen „Kursmarathon“ geplant. Sie organisieren am 20. Februar ein Onlineangebot. Kostenlos, für alle Hamburger und 13 Stunden lang. Auf dem Programm stehen beispielsweise Rückenfit, Yoga, Bodyattack, Lebensenergie im Alltag, Bauch/Beine/Po.

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Die Kurse werden live aus den Räumlichkeiten des Royal Sports Spirit direkt in die Wohnzimmer der Teilnehmenden gestreamt. Los geht es um 9 Uhr. Bis 22 Uhr erstreckt sich das Webinar. Die Veranstaltung wird via Zoom übertragen. Wer teilnehmen möchte, kann sich über Zoom anmelden mit den folgenden Zugangsdaten: 967 3764 6961 (Meeting-ID) sowie 20095 (Passwort) anmelden.

Fitnessclubs appellieren an Politik

Zu den Beteiligten gehören unter anderem die Kaifu Lodge in Eimsbüttel und die Juka Dojo Fitnessclubs. Sie wollen damit auch eine Botschaft an die Politik senden, „die Clubs schnellstmöglich wieder zu eröffnen, eine Perspektive zu schaffen und die Fitnessanlagen als Teil der Lösung innerhalb des Gesundheitssystems zu sehen.“