Hamburg. Hamburger Architekten gewinnen Wettbewerb. Die Büschstraße erhält sogar einen kleinen Platz. Baustart im April 2023 geplant.

Der Gänsemarkt erhält ein neues Gesicht. Dort, wo jetzt noch die 1979 eröffnete und mittlerweile wie ausgestorbene Gänsemarktpassage vor sich hin vegetiert, wird sich ab Frühjahr 2025 ein neues Gebäude-Ensemble erheben. Mit seiner hellen Fassade wird es dem Gänsemarkt einen freundlicheren Eindruck verleihen, aber auch die angrenzende Büschstraße und die Wegeverbindung zwischen Jungfernstieg und Colonnaden aufwerten.

Zwei Jahre, nachdem die Signa Real Estate die dreistöckige Gänsemarktpassage gekauft hat, wurde jetzt der städtebauliche Wettbewerb für ihren Nachfolger entschieden. Am Freitag wurde der Siegerentwurf von BiwerMau Architekten vorgestellt.

Neue Gänsemarktpassage mit Einzelhandel und Wohnungen

Geplant ist ein Komplex mit drei Baukörpern, die mit den denkmalgeschützten Häusern an den Colannaden zwei öffentliche Innenhöfe und einen privaten Wohnhof umschließen. Im Erdgeschoss bieten Tordurchgänge mehrere Wegeverbindungen zwischen Gänsemarkt, Büschstraße und Colonnaden.

Zum Jungfernstieg hin ist ein größerer Eckbau und daneben ein zweites, schmaleres Gebäude vorgesehen, das sich an der kleinteiligen Bebauung im Umfeld orientiert. Ingesamt verfügt der Komplex über eine Fläche von 17.200 Quadratmetern, auf denen Einzelhandel, Gastronomie, Büros, ein Hotel und etwa 30 Wohnungen (davon die Hälfte öffentlich gefördert) geplant sind.

Oberbaudirektor zur Gänsemarktpassage: Offen und großstädtisch

Die Immobilien-Gruppe des Österreichers René Benko, dem in Hamburg unter anderem das Alsterhaus, das Karstadt-Gebäude an der Mönckebergstraße und die Flügger-Höfe am Rödingsmarkt gehören, investiert in das Projekt insgesamt rund 250 Millionen Euro.

„Ich freue mich sehr, dass sich ein Hamburger Büro gegen die kräftige Konkurrenz behaupten konnte“, sagte Oberbaudirektor Franz-Josef Höing. Er bescheinigte den Architekten Michael Biwer und Thomas Mau, „den Ort wohl am besten verstanden“ zu haben. „Das neue Ensemble am Gänsemarkt wird offen, einladend, großstädtisch und architektonisch interessant.“ Es wäre jedoch nicht nur darum gegangen, den Gänsemarkt aufzuwerten, sondern auch, das Stadtbild zu reparieren und der kleinen Büschstraße – jetzt eine „schmale, im wahrsten Sinne des Wortes unterbelichteten Gasse“ – mehr Aufenthaltsqualität zu verleihen.

Architekt: Büschplatz soll die düstere Straße belichten

Tatsächlich wirkt heute insbesondere der Eingangsbereich der Straße durch den auskragenden Kopfbau der Gänsemarktpassage eng und dunkel. Das Neubau-Ensemble lässt dagegen sogar Raum für einen kleinen Platz. „Wir haben uns überlegt, dass zwischen dem Gänsemarkt und dem Gustav-Mahler-Platz hinter der Staatsoper der Büschplatz entstehen soll, der die düstere Straße belichtet“, sagte Architekt Biwer.

Die Büschstraße wird heller und erhält einen kleinen Platz.
Die Büschstraße wird heller und erhält einen kleinen Platz. © Entwurf: BiwerMau Architekten/ Visualisierung: bloomimages

Sein Büro habe sich vor den Planungen intensiv mit der Stadt und ihren prägenden Merkmalen auseinandergesetzt. Dabei wäre ihnen aufgefallen, dass es in der Innenstadt viele historische Hinterhoflagen gebe, die „nach einer Wiederbelebung schreien“. „Dieses Potential wollten wir heben.“

Gänsemarktpassage: Fertigstellung für April 2025 geplant

In seiner Gestaltung interpretiere der Neubau den Typus des Hamburger Kontorhauses und füge sich harmonisch in die heterogene Bebauung des Gänsemarks ein. Für die helle Fassade habe man sich nach umfassenden Farbstudien entschieden, so Biwer. Auch die prägnanten Gebäude des Gänsemarkts, die Finanzbehörde und das Giradet-Haus, habe man in die Planungen mit einbezogen. „An der wichtigen Ecke Büschstraße soll ein Haus entstehen, das mit ihnen einen Dreiklang bildet, ihnen aber nicht die Show stiehlt.“

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In die Erdgeschosse sollen Einzelhandel und Gastronomie einziehen. Eine kleinteilige Flächenaufteilung ermögliche einen lebendigen Nutzungsmix, erklärte Torben Vogelgesang, Standortleiter der Signa in Hamburg. Gewünscht wäre ein kleines Quartier, in dem es neben Gewerbe und Gastronomie beispielsweise auch Veranstaltungsflächen gebe. Angesprochen auf eine mögliche Tiefgarage erklärte er: „Wir sind ein Fan der autofreien Stadt und werden im Untergeschoss Stellflächen anbieten, aber so wenige wie möglich.“ Vielmehr werde die Büschstraße gute Bedingungen für Fußgänger und Radfahrer bieten und damit das Konzept des autofreien Jungfernstiegs aufgreifen.

Der Baubeginn ist nach dem Abbruch der heutigen Passage für April 2023 geplant, die Fertigstellung für April 2025.