Hamburg. Ab Montag müssen Busse eine Umleitung über die Steinstraße fahren. Das temporäre Projekt könnte zur Dauerlösung werden.
Auf die Hamburger Innenstadt kommen ab kommenden Montag, 1. März, große Veränderungen zu. Sie werden zunächst rund sechs Monate dauern – sollen aber, wenn es nach den Verantwortlichen geht und die Hamburger mitmachen, dauerhaft sein. Die Rede ist von der Verlagerung des Busverkehrs aus der Mönckebergstraße.
Die Umsetzung ist vom 1. März an geplant – und auch notwendig, damit die Baumaßnahmen an der U3 in diesem Bereich zügig vorankommen. Dann wird die Mönckebergstraße sechs Monate lang für den Durchgangsverkehr gesperrt, Busse fahren auf eigenen Busspuren eine Umleitung über die Steinstraße. Wie die Hochbahn mitteilte wird es zwei barrierefreie Haltestellen an der Jacobikirche und an der Petri-Kirche (Speersort) geben.
Busse dauerhaft aus Mönckebergstraße verbannt?
Wie berichtet, geht es unter anderem um die Sanierung des Tunnels unter der Mönckebergstraße sowie den barrierefreien Ausbau der Haltestellen. Während der Bauarbeiten wird der Busverkehr auf die Steinstraße verlagert. Die Erkenntnisse aus dem Projekt werden überprüft und anschließend öffentlich diskutiert. Bei überwiegend positiven Ergebnissen sollen Busse dann dauerhaft aus der Mönckebergstraße verbannt und so die Aufenthaltsqualität in diesem Bereich verbessert werden. Liefer- und Taxiverkehr soll trotz der Sperrung aber möglich sein.
Wie leise es dann an Hamburgs berühmtester Einkaufsstraße werden könnte, die bereits seit Langem für den privaten Autoverkehr gesperrt ist, ist bei der im Freien stattfindenden Pressekonferenz im Januar zu dem Vorhaben nur zu erahnen: Ständig übertönt das Lärmen der an- und abfahrenden Busse die Worte von Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne), Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD), City-Managerin Brigitte Engler und Dietmar Hamm vom BID Mönckebergstraße. Sie alle plädieren dafür, den Bereich dauerhaft autofrei und damit attraktiver zu machen. Schließlich fahren täglich rund 1200 Busse durch die Mönckebergstraße.
Netz von „Flanierräumen“ zwischen Alster und Elbe
Die Entwicklung dieses Stadtraums ist eines von drei Leitprojekten im Koalitionsvertrag zum Thema Innenstadt. Die beiden anderen betreffen die Verschönerung des öffentlichen Raums im Kontorhausviertel und die Gestaltung des Hopfenmarkts. Auch sie werden in den kommenden Monaten starten und sind Teil des Bestrebens, die Innenstadt lebendiger und lebenswerter zu machen.
„Die Verkehrsreduzierungen am Jungfernstieg und jetzt an der Mönckebergstraße verbessern die Aufenthaltsqualität an zentralen Orten des Hamburger Stadtlebens“, sagte Stadtentwicklungssenatorin Stapelfeldt. Dadurch könne nicht nur mehr Raum für Fußgänger an der Mönckebergstraße, sondern, weil diese dann leichter zu überqueren sei, gleich ein ganzes „Netz an Flanierräumen“ geschaffen werden. Dazu gehörten bestimmte historische Wege zwischen Binnenalster und Elbe ebenso wie eine schnelle fußläufige Verbindung vom Rathaus zur Elbphilharmonie.
Nicht zuletzt trage zur Attraktivität und Belebung einer Innenstadt auch bei, wenn diese bewohnt sei. „Schon jetzt wohnen hier 15.000 Menschen in 8900 Wohnungen, weitere 700 Wohnungen sind im Bau“, so Stapelfeldt, die von einem „Zusammenspiel der Maßnahmen“ für eine Innenstadt der Zukunft sprach.
Sichere Fahrradinfrastruktur auf der Steinstraße
Verkehrssenator Tjarks betonte, dass mit dem anstehenden Projekt auch die Steinstraße an Attraktivität gewinnen solle. „Wir schaffen erstmals eine sichere und durchgehende Fahrradinfrastruktur auf der Steinstraße.“ Wo jetzt höchstens „handtuchbreite Radwege“ zur Verfügung stünden, sollen künftig beidseitig breite Fahrradspuren verlaufen.
Um den zusätzlichen Verkehr von sechs weiteren Buslinien aus der Mönckebergstraße auffangen zu können, werde die Steinstraße zwei Busspuren erhalten und für den Autoverkehr künftig nur noch in Richtung Hauptbahnhof zu befahren sein. In Gegenrichtung empfehle sich die Willy-Brandt-Straße. Für den Autoverkehr in Richtung Westen würden am Knoten Wallring/Steinstraße und am Deichtorplatz „Anpassungen“ vorgenommen.
Viel Platz auf den Fußwegen – nicht nur für Konsum
Im Zuge der vorbereitenden Maßnahmen werden drei Bushaltestellen an der Steinstraße eingerichtet, die sich bereits bei Demonstrationen und den damit verbundenen Sperrungen der Mönckebergstraße bewährt haben. Sie liegen in Höhe des Saturn-Kaufhauses sowie der Hauptkirchen St. Jacobi und St. Petri. Von dort wären die Wege zur Einkaufsstraße jeweils barrierefrei nutzbar und maximal 100 Meter lang, so Tjarks.
„Die Ansprüche der Menschen an das städtebauliche Umfeld sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, wir sehen also eine große Notwendigkeit, die Mönckebergstraße attraktiver zu machen“, sagte City-Managerin Engler. Gleichwohl müsse die Erreichbarkeit der City sichergestellt werden. Das City-Management fordere eine „innovative Mobilitätsplanung“. „Diese muss die Erreichbarkeit der City mit dem Auto und dem öffentlichen Nahverkehr gewährleisten, die Mobilität innerhalb der Quartiere sichern und die Attraktivität für Fußgänger erhöhen.“
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Die Mönckebergstraße mit ihren historischen Kontorhäusern habe die Voraussetzungen für einen „wunderbaren Boulevard“, sagte Dietmar Hamm, Geschäftsführer der Kontorhausverwaltung Bach, zu der auch das Levantehaus gehört. Insgesamt kosten die Verlagerung des Busverkehrs und der Umbau der Steinstraße rund drei Millionen Euro.
Michael Heidrich, Systementwickler bei der Hochbahn, nennt die Verlagerung der sieben Buslinien, die noch bis Ende Februar über die Mönckebergstraße fahren, eine „Herausforderung“. Sechs Linien werden von März an über die Steinstraße fahren, zusätzlich zu den zwei Linien, die dort sonst verkehren. Eine weitere Linie wird über den Ballindamm geleitet. „Aber“, da ist sich Heidrich sicher, „es wird funktionieren.“