Hamburg. Experten sollten der Jüdischen Gemeinde in Sachen Wiederaufbau keine Vorgaben machen, sagt der CDU-Politiker.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Christoph de Vries hat sich in der Debatte um den Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge an die Seite der Jüdischen Gemeinde gestellt. „Als sehr befremdlich empfinde ich, dass sich einige Experten in den zurückliegenden Tagen berufen fühlten, der Jüdischen Gemeinde öffentlich Vorgaben hinsichtlich der Neugestaltung der Synagoge zu machen und die Deutungshoheit über die Wirkung eines historisierenden Bauwerks für sich in Anspruch zu nehmen“, sagte de Vries, der Berichterstatter der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für jüdisches Leben ist.
Wie berichtet, hatte eine Gruppe von Historikern und Architekten in einem Thesenpapier geschrieben, der originalgetreue Wiederaufbau der 1906 eingeweihten Synagoge im Grindelviertel scheine „aus vielen Gründen nicht der richtige Weg zu sein“. Ein Argument: „An der historisierenden Rekonstruktion der Bornplatzsynagoge ist auf besondere Weise problematisch, dass dadurch das Resultat verbrecherischer Handlungen unsichtbar gemacht und die Erinnerung an diese Verbrechen erschwert wird.“ Die Autoren, zu denen die Historikerin Prof. Miriam Rürup, der Bauhistoriker Prof. Gert Kähler sowie die frühere Eimsbütteler Bezirksamtsleiterin und Ex-Senatorin Ingrid Nümann-Seidewinkel (SPD) zählen, forderten „einen breiten offenen Diskurs“ über die Planungen.
Christoph de Vries rät zu „mehr Zurückhaltung“
„Die Synagoge wurde von den Nationalsozialisten geschändet und zerstört und das jüdische Erbe unserer Stadt nahezu vollständig ausgelöscht“, sagte de Vries. Es sei grundsätzlich Angelegenheit jeder Religionsgemeinschaft, selbst über Gestalt und Bauweise ihrer Gotteshäuser zu entscheiden. „Dies gilt für die Jüdische Gemeinde und den Wiederaufbau der Synagoge umso mehr“, so der CDU-Politiker. Das zu respektieren gebiete nicht nur die grundgesetzlich geschützte Religionsfreiheit, sondern auch „eine besondere Verantwortung der Mehrheitsgesellschaft angesichts unseres historischen Erbes“.
Insofern rate er „dringend zu etwas mehr Sensibilität und Zurückhaltung“. Niemand werde besser wissen als die Jüdische Gemeinde selbst, welche Wirkung die Gestaltung der neuen Synagoge habe. „Dafür bedarf es gewiss keiner klug gemeinten Ratschläge von außen, noch bevor überhaupt erste konkrete Planungen vorliegen“, sagte der Abgeordnete. Philipp Stricharz, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, hatte in einer Reaktion auf das Thesenpapier gesagt, es gehe nicht um eine „Kopie“ der zerstörten Synagoge.
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Für de Vries ist der Wiederaufbau an dem historisch angestammten Platz „so etwas wie eine moralische Elbphilharmonie des 2020er-Jahrzehnts für Hamburg“. Nach der Rückgabe der Talmud-Tora-Schule mit anschließender Eröffnung des Schulbetriebs sei die Entscheidung für den Wiederaufbau der Synagoge ein weiterer Meilenstein. Der Bundestag hat bereits 65 Millionen Euro bereitgestellt, Hamburg wird sich in gleicher Höhe beteiligen.