Hamburg. Das Schwarz-Weiß-Bild prangt an der Fassade. Das sagt die Hamburger Kunsthalle zum Bild im Stil des bekannten Streetart-Künstlers.
Der Mann sieht dynamisch aus. Mit seiner Kapuzenvermummung hat er etwas Subversives. Der Kopf ist bereits aus dem Fenster gestreckt und der Blick aus schwarzen Augenlöchern orientiert sich nach links. Die Hände greifen den Fensterrahmen und der rechte Fuß steht – zum Ausstieg bereit – auf der Unterkante der Öffnung. Er kann aber nirgendwo hin.
Denn der Mann ist bloß ein Graffito. In schwarz-weiß. Gemalt im Stile des geheimnisumwitterten britischen Künstlers Banksy prangt das Bild seit einigen Tagen auf der Süd-Fassade der Hamburger Kunsthalle.
Hamburger Kunsthalle will das Graffito behalten
Ein Original? Oder eine Stilkopie? Jedenfalls so gut gemacht, dass die Kunsthalle das etwa 50 X 70 Zentimeter große Bild behalten will, wie Kunsthallen-Direktor Alexander Klar dem Abendblatt bestätigte. „Erst einmal bleibt es.“ Sogar ein Messingschild wurde angefertigt, um das Werk genau wie in den Ausstellungen innerhalb des Gebäudes zu kennzeichnen: „Anonym, Ohne Titel, 2020, Hamburger Kunsthalle, Eigentum der Öffentlichkeit“ stand darauf. Gestern war es verschwunden. „Es wurde offensichtlich entnommen“, teilte die Kunsthalle mit und wollte das Wort gestohlen nicht in den Mund nehmen.
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Das Grafitto erinnert an das „Escaping-Criticism“-Gemälde des spanischen Künstlers Pere Borrell del Caso (1835 – 1910). Der spanische Zeichner und Aquarellist hatte auch seinem Rahmen einen Knaben entsteigen lassen. In nahezu identischer Haltung, aber offenen Blicks und ohne die verschwörerische Kapuze.
Ein echter Banksy sei die „Neuerwerbung“ der Kunsthalle nicht, urteilte Direktor Klar. Denn der Brite stelle seine Werke gewöhnlich auch ins Netz, um sie mit möglichst vielen zu teilen. Aber die Kunsthalle hat einen Hinweis auf die Autorenschaft bekommen – über die Nennung des Instagram-Accounts @neal_hamburg.
Banksy ist das Pseudonym eines 1973 in britischen Yate geborenen Streetart-Künstlers. Bekannt wurde er mit seinen Schablonengraffiti in Bristol und London. Mittlerweile ist er eine Berühmtheit, gewann mehrere Preise und stellte zum Beispiel im „Austin Museum of Popular Culture“ aus. Dennoch bemüht er sich, seine Identität geheim zu halten. 2006 hat er geheiratet.