Hamburg. Marcell Jansen, Jonas Schmidt-Chanasit und die Sana Group statten Kitas mit Corona-Tests, Desinfektionsmittel und CO2-Messgeräten aus.
Der Anspruch ist hoch. Das Thema Hygiene soll für alle so selbstverständlich werden wie "bitte" und "danke" zu sagen. Der gemeinnützige Hygienecircle mit HSV-Präsident Marcell Jansen an der Spitze will modernste Medizintechnik und Digitalisierung im Alltag zusammenbringen und unentgeltlich zur Verfügung stellen. Das soll neue Hygienestandards erlebbar machen und zugleich fest etablieren. Begonnen hat es in der Wabe-Kita in der Jenfelder Au.
„Wir können jetzt allen Kindern, Eltern und Mitarbeitern mehr Sicherheit geben“, sagt Gabriele Gramann, Geschäftsführerin von Wabe e.V. Im Foyer der 160 Kinder betreuenden Einrichtung steht ein neuer Spender für hautverträgliches Desinfektionsmittel, in jedem Raum des Hauses eine CO2-Messgerät, das ein bisschen aussieht wie eine zu nüchtern geratene Lava-Lampe.
Der Clou: Beide sind digital mit einer Cloud verbunden und sind damit zentral aus dem Gebäudemanagement überwachbar. Für die Räume zeigt eine Ampel die Luftqualität, sinkt der Pegel am Desinfektionsmittelständer unter 10 Prozent, wird elektronisch eine Bestellung fürs Nachfüllen ausgelöst. Außerdem werden den Mitarbeitern Corona-Schnelltests auf Laborniveau angeboten.
Hygienecircle startet mit 30 Hamburger Kitas
„Unsere Erzieher wollen sicher sein, dass sie zu Hause niemanden anstecken“, sagt Gramann. Dafür stehen auch die Partner des Hygienecircle. Mit im Boot sind der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut und Sanagroup, ein weltweit operierendes Hamburger Unternehmen der Medzin- und Biotechnik. Am Freitag sicherten Jansen und Co-Geschäftsführer Benedikt Grütz vom Hygienecircle der Kita-Leitung zu, unmittelbar vor dem Fest sämtliche Mitarbeiter, die es wollen, einem PCR-Schnelltest zu unterziehen. Außerdem übergab der Hygienecircle FFP2-Masken, Desinfektionsmittel samt Spender und CO2-Messgeräte. Der Aufschlag für eine große Hygiene-Offensive.
„Wir wollen zunächst die rund 30 Einrichtungen von Wabe e.V. versorgen und ausstatten und dann das Konzept auch anderswo ausrollen“, sagt Jansen. Von Hamburg aus will der Hygienecircle nach ganz Deutschland ausstrahlen.
Schnelltests für alle Mitarbeiter in den Kitas
Von der Sana-Gruppe stammt das Testverfahren, dass in 28 Minuten amtliche Ergebnisse in Laborqualität liefert und aus einem Testmobil heraus angeboten wird. „Wir kommen vorbei, wenn wir gebraucht werden“, sagt Thomas Wüstefeld, geschäftsführender Vorstand der Sana-Gruppe. Fünf Fahrzeuge mit medizinischem Fachpersonal für mobile Schnelltests stehen heute schon zur Verfügung. Hamburg hat bundesweit die Vorreiterrolle, andere haben bereits Interesse angemeldet.
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Im Foyer, wenn die Kinder gebracht werden, ist ein Ort zwangsläufiger Begegnung, der Risiken birgt. Mitarbeiter und Eltern treffen zahlreich in wechselnden Konstellationen aufeinander und können sich anstecken. Da sollen FFP2-Masken und der Spender für Desinfektionsmittel Sicherheit bringen. Kippsicher am Boden festgeschraubt und mit hochhängenden Bedienelementen beugt er zu großer kindlicher Neugier vor. Die Kinder selbst seien für das Infektionsgeschehen faktisch bedeutungslos, sagt Virologe Schmidt-Chanasit.
Vorbild Asien: "Wir müssen unsere Hygienestandards massiv verbessern"
Aber die Stoßlüftung der Räume ist auch jenseits von Corona wichtig. Das Messgerät im Raum zeigt die Notwendigkeiten ebenso an wie das virtuelle Steuerpult in der Zentrale, so dass jederzeit sichtbar ist, wie es um die Qualität der Raumluft bestellt ist.
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Für den Hygienecircle, Wüstefeld und Schmidt-Chanasit ist klar, dass sich das Corona-Virus etabliert hat und „nicht mehr verschwinden wird“. Darauf müsse der Mensch sich einstellen. Gleichzeitig zeigen die asiatischen Länder mit ihrer Disziplin und den sehr hohen Hygienestandards, wie eine Gesellschaft der Ansteckungsgefahr Herr werden könne. Die Konsequenz: „Wir müssen unsere Hygienestandards massiv verbessern“, sagt Wüstefeld. „Wer in Singapur eine öffentliche Toilette betritt, wähnt sich im Fünf-Sterne-Hotel. Davon sind wir in Deutschland weit entfernt.“
In der Kita können höhere Standards von klein auf eingeübt werden
Laut Jansen ist die Kita genau der richtige Ansatzpunkt. Die höheren Standards würden von klein auf etabliert und die Kinderbetreuung sei systemrelevant. Jansen: „Wenn wir Kitas und Schulen nicht offenhalten können, hat das einen Dominoeffekt. Dann müssen die Kinder zu Hause von Eltern betreut werden, die folglich nicht mehr zur Arbeit können.“
Der Profisport habe in Sachen Hygiene sehr schnell sehr viel gelernt und könne das Wissen jetzt „dorthin tragen, wo es vielleicht noch viel dringender gebraucht wird“, sagt Jansen. Ausdrücklich dankte er der Sanagroup, die sich als Unternehmen mit jetzt stark nachgefragten Produkten „selbst in die Pflicht nimmt und der Gesellschaft etwas zurückgibt.“