Hamburg. Wohn- und Pflegeheime für Senioren sind mit Abstand die gefährlichsten Orte. Etwa jeder sechste Bewohner starb.

Wo stecken sich die Menschen mit Corona an? Eine Kleine Anfrage des Bürgerschaftsabgeordneten André Trepoll (CDU) bringt es ans Licht. Die mit Abstand schlimmsten Corona-Hotspots sind Wohn- und Pflegeheime für Senioren. Ist es einmal ausgebrochen, wütet dort das Virus oft mit tödlichen Folgen unter den Bewohnern. „Es ist unverständlich, dass nicht schon früher und nicht viel mehr für den Schutz dieser Einrichtungen getan wurde“, so Trepoll.

Stellvertretend für Hamburg hatte Trepoll die Zahlen für den Bezirk Harburg abgefragt. Dabei kam heraus, das bei zehn Infektionsausbrüchen in Senioreneinrichtungen 348 Menschen infiziert wurden. Das bedeutet, dass sich im Schnitt knapp 35 Menschen ansteckten, wenn ein Infizierter in dem Heim war. Eine Infektion in einer Schule sorgte für 13 Infizierte.

Bei einem Corona-Ausbruch in einem Krankenhaus wurden zehn Menschen mit Covid-19 infiziert. Der private Haushalt konnte in 30 Fällen als Corona-Hotspot ausgemacht werden. Dabei steckten sich aber lediglich im Durchschnitt 2,8 Menschen an. Ähnlich verhielt es sich bei Ansteckungen am Arbeitsplatz oder bei einer Corona-Infektion an der Universität. Etwas höher lag die Quote mit 4,5 Infizierten bei zwei Corona-Ausbrüchen in Flüchtlingsunterkünften.

Restaurants und Hotels spielen offenbar keine Rolle als „Infektionsumfeld“

Gar keine Rolle als „Infektionsumfeld“ spielen offenbar Restaurants, Hotels, Vereine oder die öffentlichen Verkehrsmittel. „Wenn die stärkste Ausbreitung der Infektionen in Alten- und Pflegeeinrichtungen, bei den Schulen und in Krankenhäusern zu verorten ist, zeigt sich deutlich, wo die Schwachstellen der rot-grünen Pandemiepolitik liegen“, so Trepoll.

Er kritisiert auch, dass die Impfungen zentral in den Messehallen durchgeführt werden sollen. „Wir brauchen dezentrale, kurzfristig eingerichtete Impfzentren in allen Bezirken statt eines großen Massenzentrums in den Messehallen“, so Trepoll. „Vor allem für die Impfungen von höher betagten Senioren, insbesondere in den Wohn- und Pflegeeinrichtungen, müssten ausreichend mobile Teams zur Verfügung stehen. Dort leben die Menschen, die die Pandemie am härtesten trifft.“ Insgesamt leben rund 16.000 Menschen in 149 Hamburger Senioreneinrichtungen. Bislang haben sich gut elf Prozent aller Bewohner solcher Einrichtungen in Hamburg mit Covid-19 infiziert. Zum Vergleich: Von der Hamburger Gesamtbevölkerung sind bislang knapp 1,7 Prozent positiv auf Corona getestet worden.

Lesen Sie auch:

109 der Einrichtungen, in denen Senioren leben, waren bereits von einer Covid-19-Infektion betroffen. Etwa jeder sechste Bewohner, der in einem Altenheim an Corona erkrankte, überlebte die Infektion nicht. Alarmierend: Aktuell sind 577 Altenheimbewohner an Covid-19 erkrankt. 995 sind bereits wieder genesen. In den Hamburger Krankenhäusern spiegelt sich die Situation ebenfalls wider. Dort wurden am Dienstag 458 Patienten stationär wegen einer Corona-Infektion behandelt. 304 davon, das entspricht 66 Prozent, sind über 70 Jahre alt. Der Anteil der unter 50-Jährigen, die wegen Covid-19 im Krankenhaus behandelt werden, liegt dagegen bei knapp unter zehn Prozent.

Hier können Sie den täglichen Corona-Newsletter kostenlos abonnieren