Hamburg. Der Verlauf der neuen U-Bahn-Linie steht fest. In der City wird fünf bis sechs Jahre gebohrt und gebaggert.

Die Streckenführung für Hamburgs neue U-Bahn, die U 5, steht nun fest. Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) stellten am Mittwoch den letzten offenen Abschnitt vor: den Weg durch die Innenstadt. „Ein Bereich, der ziemlich schwierig ist“, sagte Tschentscher.

So ist es auch. Die rund 24 Kilometer lange U-Bahn-Linie, die Bramfeld mit den Volkspark-Arenen in Bahrenfeld verbinden wird und auf dem Weg zwischen den beiden Stadtteilen einen u-förmigen Schlenker entlang der Außenalster in die Innenstadt macht, muss das eng bebaute Zentrum unterqueren. Allein dort rechnet man für den Tunnel mit fünf bis sechs Jahren Bauzeit. Sieben bis acht Milliarden Euro soll das gesamte Projekt kosten. Genauere Zahlen waren auch gestern nicht zu erfahren.

U 5 bekommt Haltepunkt am Jungfernstieg

Klar ist: „Die U 5 ist das deutschlandweit, vielleicht sogar europaweit größte innerstädtische Infrastrukturprojekt“, sagte Henrik Falk, Vorstandschef der Hochbahn. Vier Haltestellen wird es im Zentrum geben. St. Georg, Hauptbahnhof, Jungfernstieg und Stephansplatz. In St. Georg an der Barcastraße wird so auch die Asklepios Klinik ans Schnellbahnnetz angeschlossen. Am Hauptbahnhof, Jungfernstieg und Stephansplatz dockt die U 5 an vorhandene Haltestellen an. Am Hauptbahnhof ist nicht einmal ein echter Neubau erforderlich. Dort wird die neue U-Bahn über die in den Sechzigerjahren auf Höhe der U 2 und U 4 gebauten Tunnelröhren geführt, die seitdem nicht benutzt werden.

Am Jungfernstieg bekommt die neue U-Bahn einen Haltepunkt unterhalb der Europapassage und des Hotels Vier Jahreszeiten. Am Stephansplatz wird der U-5-Bahnhof nordöstlich des jetzigen Bahnhofs liegen. Damit wird der Eingriff in die Grünanlage Planten un Blomen minimiert, nur rund 30 Bäume müssen gefällt werden. Zudem liegt der neue Bahnhof in unmittelbarer Nähe des Dammtorbahnhofs, dort ist also der Umstieg in Züge des Fernverkehrs relativ einfach möglich.

Baubeginn für die Schnellbahnstrecke Ende ist kommenden Jahres

Baubeginn für die Schnellbahnstrecke ist Ende kommenden Jahres. Dann geht es an den ersten Bauabschnitt zwischen Bramfeld und der City Nord. Von dort geht es weiter Richtung Innenstadt. Mitte der Zwanzigerjahre, so schätzen die Hochbahn-Experten, wird die Baustelle dort angekommen sein. Die neuen Bahnhöfe sollen dort in offener Bauweise erstellt werden. Der Rest der Strecke erfolgt im Schildvortrieb, also mit einer Tunnelbohrmaschine. Anfang der Dreißigerjahre könnte die gesamte Strecke fertig sein.

Bürgermeister Tschentscher unterstrich erneut die besondere Bedeutung des Milliardenprojekts. „Zu den wichtigsten Themen des Senats gehört die Mobilitätswende – und da der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs“, sagte er. Schnellbahnen seien in einer Großstadt „der wichtigste Verkehrsträger“. „Sie verlaufen unterirdisch und geben uns deshalb oberirdisch Freiraum“, so Tschentscher. Hamburg werde „die modernste U-Bahn Deutschlands“ bauen. Sie werde „vollautomatisch“ fahren.

Ferlemann-Tunnel spielt keine Rolle

Rund 150.000 Hamburger werden mit der U 5 neu ans Schnellbahnnetz angeschlossen. Die Hochbahn rechnet mit täglich 300.000 Fahrgästen. Verkehrssenator Tjarks sagte: „Wir packen mit Begeisterung die Mobilitätswende an, und das Rückgrat der Mobilitätswende in Hamburg ist ein dichtes, leistungsfähiges und fußläufig gut erreichbares Schnellbahnnetz.“ Mit der U 5 werde der Osten und der Westen mit der Innenstadt verbunden. „Damit schaffen wir für alle Hamburger ein vielfältiges Mobilitätsangebot, das nicht nur modern, schnell und komfortabel, sondern auch umweltfreundlich und nachhaltig ist“, so Tjarks.

Keine Rolle spielt bei den U-5-Plänen der sogenannte Ferlemann-Tunnel. Enak Ferlemann, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, hatte unlängst vorgeschlagen, einen Bahntunnel zu bauen, der den Hauptbahnhof mit dem geplanten Fernbahnhof am Diebsteich verbinden soll. Dieser Tunnel hätte durchaus Berührungspunkte mit der neuen U-Bahn-Röhre. Tjarks dazu: „Wir sind mit der U 5 planerisch viel weiter, wir können auf dieses Tunnelprojekt nicht warten.“ Zum Ferlemann-Vorschlag werde es demnächst eine Vorstudie geben.

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Der Bürgermeister wurde noch ein wenig deutlicher. „Ich bin sehr froh, dass Herr Ferlemann diese Idee vorantreibt“, sagte er. „Ich freue mich auch, dass er das bei der technischen Umsetzung und der Finanzierung so unterstützt, wie man das dann auch erwarten kann.“

Richard Seelmaecker, der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, forderte den Senat auf, endlich konkrete Zahlen zu den Kosten des Projekts vorzulegen. „Gerade die Innenstadt verfügt wegen der Alster, ihrer Fleete sowie des Tiefbaubestandes aus Bun­keranlagen und bestehenden U-Bahn-Linien über den schwierigsten Bau­grund in ganz Hamburg überhaupt“, sagte er. „Liegen die geschätzten Kosten für den deutlich einfacheren Baugrund im nur 5,8 Kilometer langen östlichen Streckenabschnitt bereits bei 300 Millionen Euro pro Kilometer, werden diese im rund 17 Kilometer langen mittleren Streckenabschnitt erheblich höher liegen.“