Hamburg. Am Stephansplatz wird es die “kleinere“ Variante und damit wenige Baumfällungen in Planten un Blomen geben. Die weiteren Planungen.
Die neue U-Bahn-Linie U5 ist das größte Bauvorhaben innerhalb des Hamburger Nahverkehrs seit Jahrzehnten. Am Mittwoch informierten Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) Verkehrssenator Anjes Tjarks, Hochbahn-Chef Henrik Falk und U5-Projektleiter Klaus Uphoff über die Entscheidungen zur Streckenführung der U5 durch die Hamburger Innenstadt.
Die Linienführung durch die Innenstadt steht jetzt fest. In der Hamburger City wird die U5 vier Haltestellen erhalten. In St. Georg wird nahe der Asklepios Klinik eine Haltestelle neu gebaut, am Hauptbahnhof Nord werden die bislang nicht in Betrieb genommenen Bestandsröhren für die künftige U5 genutzt. Am Jungfernstieg entsteht unterhalb der Binnenalster eine neue Haltestelle am Stephansplatz wird nordöstlich der heutigen U1-Haltestelle gebaut.
Die wichtigen Infos zu den Entscheidungen zur Streckenführung der U5:
Steuerzahlerbund fordert: Kosten auf den Tisch!
Lorenz Palte, Vorsitzender des Bundes der Steuerzahler Hamburg, zeigte sich irritiert darüber, dass Bürgermeister Tschentscher und Verkehrssenator Tjarks den Verlauf der U5 präsentierten, ohne wesentliche Details zur Finanzierung der Baumaßnahmen zu benennen. "Die Senats-Versprechen, wonach eine konkrete Finanzierung dieses Milliardenprojekts noch in 2020 vorgelegt werden sollte, ist bisher nicht eingelöst", so Palte.
"Wir mahnen in Zeiten dramatisch wegbrechender Steuereinnahmen und einer Wirtschaftskrise mit jahrelangen Folgen für den Staatshaushalt eine solide Finanzierung für den Infrastrukturausbau im ÖPNV an", sagte er. Bunte Powerpoint-Präsentationen reichten nicht, um solche Mammut-Projekte zum Erfolg zu führen.
CDU: U5 darf kein Hamburger BER-Desaster werden
Die CDU-Bürgerschaftsfraktion bemängelt, dass die Angaben zu den U5-Kosten und deren Finanzierung fehlen. „Die U5 ist ein Jahrhundertprojekt. Doch leider schwebt das Damoklesschwert der ungewissen Kosten- und Finanzierungsfrage weiterhin über dieser milliardenschweren Mammutmaßnahme", sagte der CDU-Verkehrsexperte Richard Seelmaecker. "Es wird daher allerhöchste Eisenbahn, dass Senat und Hochbahn schleunigst die unverzichtbaren Förderanträge beim Bund einreichen.
Gerade dieInnenstadt verfüge wegen der Alster, ihrer Fleete sowie des Tiefbaubestandes aus Bunkeranlagen und bestehenden U-Bahnlinien über den schwierigsten Baugrund in ganz Hamburg überhaupt. Zudem stellt sich die CDU die Frage, warum der bereits mit sechs Bahnlinien versehene Jungfernstieg angebunden wird, obwohl dies so teuer und komplex sei. Seelmaecker: "Das Projekt U5 darf kein Hamburger BER-Desaster werden.“
Linken-Fraktion: "Die Stadtbahn kostet zehnmal weniger"
Auch Heike Sudmann, verkehrspolitische Sprecherin der Linken-Bürgerschaftsfraktion, äußerte Kritik. "Die einzige Neuigkeit heute war, dass Kritik wirkt: Jetzt wird doch eine Haltestelle am Jungfernstieg geplant und auch der historische Teil von Planten un Blomen soll nicht gefährdet werden. Aber weder zu den Kosten noch zu den Bauzeiten konnte der Senat etwas sagen“, so Sudmann.
Sie betonte, dass die Stadtbahn zehnmal weniger koste, im Bau zehnmal klimaeffizienter sei und zudem viel schneller betriebsbereit sei. "Aus Klimaschutzgründen, aber eben auch aus Haushaltsgründen, muss der Senat angesichts der zu erwartenden corona-bedingten drastischen Einschnitte in den öffentlichen Haushalten die Alternative eines Stadtbahnnetzes für Hamburg prüfen“, sagte Sudmann.
Baustart in der Hamburger City Mitte der 20er-Jahre
Wann genau die Bauarbeiten für die U5 in der Hamburger Innenstadt beginnen, steht noch nicht fest. Geplant ist ein Baustart Mitte der 20er-Jahre. Wann die U5 in Betrieb geht, steht noch nicht fest. Der erste Streckenabschnitt der U5 von Bramfeld bis zur City Nord befindet sich bereits im Planfeststellungsverfahren. Der Bau beginnt voraussichtlich Ende 2021.
Für U5 müssen 30 Bäume in Planten un Blomen gefällt werden
Klaus Uphoff von der Hochbahn sagte, dass für die kleine Variante der U5-Haltestelle am Stephansplatz circa 30 Bäume in Planten un Blomen gefällt werden müssen. In der großen Variante wären es 100 Bäume gewesen. Baukosten können noch nicht genannt werden. Es werde einen Mix aus unterirdische und Bauweise geben, so Uphoff.
U5-Haltestelle Stephansplatz nahe U1-Haltestelle geplant
Lange diskutiert wurde die neue U5-Haltestelle Stepahnsplatz. Diese soll nun neben der jetzigen Haltestelle der U1 entstehen, sagte Anjes Tjarks. Der Vorteil: Damit seien nur minimale Eingriffe in das Umfeld der U1 wie Planten un Blomen verbunden. Kritiker hatten befürchtet, dass der U5-Bau Planten un Blomen massiv schadet. "Die U1- und U5-Haltestellen werden dann 70 Meter voneinander entfernt sein", so der Verkehrssenator. Mit einer Haltestelle am Stephansplatz wird ein weiterer wichtiger Knotenpunkt durch die U5 angebunden, so Tjarks weiter.
U5-Haltestelle am Jungfernstieg
Die U5 wird zudem am Bahnhof Jungfernstieg halten. Die Station wird zum Teil unterhalb der Europapassage entstehen. Die neue U5-Haltestelle Jungfernstieg soll den stark frequentierten Hauptbahnhof entlasten, da Fahrgäste der U5 die Innenstadt direkt erreichen und viele Umsteigevorgänge am Jungfernstieg stattfinden können.
Die U5 im Zentrum: Neue Haltestelle in St- Georg und am Hauptbahnhof
Es wird erwartet, dass die U5 300.000 Ein-, Aus- und Umsteiger haben wird, sagte Anjes Tjarks. Der Stadtteil St. Georg wird die Haltestelle Barcastraße erhalten, um die Buslinie 6 zu entlasten. Am Hauptbahnhof kann bahnsteiggleich von der U2 und U4 in die U5 umgestiegen werden. Dort ist die Nutzung der leeren Bestandsröhren am Hauptbahnhof Nord für die U5 möglich.
„Die Lösung am Hauptbahnhof überzeugt aus zwei Gründen", sagte Henrik Falk, Vorstandsvorsitzender der Hochbahn. "Zum einen nutzen wir die Bestandsröhren, die nach rund 50 Jahren ihren ursprünglichen Zweck erfüllen werden. Zum anderen begrenzen wir die baulichen Eingriffe und die Auswirkungen auf andere Verkehrssysteme.“
"U5 wird die modernste U-Bahn-Linie Deutschlands"
Bürgermeister Tschentscher betonte die hohe Bedeutung der Mobilitätswende. „Die neue U-Bahnlinie U5 ist ein zentrales Projekt des Senats, um die Mobilität und den Klimaschutz in Hamburg zu verbessern", sagte er. Wichtigster Verkehrsträger seien die Schnellbahnen, U- und S-Bahnen. "Die neue U5 wird die modernste U-Bahn-Linie Deutschlands – vollautomatisiert und – wie alle U- und S-Bahnen in Hamburg – betrieben mit 100% Ökostrom", so Tschentscher. Zudem werden Stadtteile angebunden, die seit Jahrzehnten auf einen Bahnanschluss warten. Wichtige Punkte, die durch die U5 erschlossen werden, sind unter anderem das UKE, Beisersdorf, Steilshoop, Bramfeld und die Universität.
Neue U5 in Hamburg: erster Spatenstich Ende 2021
Die rund 25 Kilometer lange U5-Strecke mit 22 Haltestellen vom Bramfelder Dorfplatz über die City Nord und die Innenstadt bis zu den Arenen in Stellingen zu bauen wird bis Mitte der 2030er-Jahre dauern und mehrere Milliarden Euro kosten. Der Spatenstich für den ersten, rund 5,8 Kilometer langen Abschnitt Ost zwischen Bramfeld und der City Nord, der allein rund 1,8 Milliarden Euro kosten wird, ist für Ende 2021 geplant
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