Hamburg. Beim Bau der U5 werden vier Bahnhöfe in offenen Baugruben gebaut. In Bramfeld ist das vielen nicht geheuer.
In der schönen neuen Welt hat Bramfeld einen U-5-Bahnhof, der den derzeit nahverkehrlich abseits liegenden Stadtteil vortrefflich anbindet. Um 2030 soll es so weit sein, sagen die Experten. Vor dieser Zukunft allerdings liegt eine Grube: Für den Bau des Bahnhofs wird der Bramfelder Dorfplatz auf bis zu 30 Metern Breite auf 234 Meter Länge 23 Meter tief aufgegraben. 54 Monate wird es laut Hochbahn-Vorplanung dauern, bis das Loch ausgehoben ist.
„Die U 5 ist aktuell das größte Verkehrsprojekt Hamburgs und wird die Mobilität in der Stadt verändern, wie es auch die U 3 vor mehr als 100 Jahren getan hat“, sagt Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum.
Die Arbeiten starten zeitgleich an den Bahnhöfen der U5
Während die eigentliche Bahnstrecke zwischen den Haltestellen mit dem Schildvortriebsbohrer komplett unter Tage entsteht, werden die Bahnhöfe weithin sichtbar in offenen Baugruben im herkömmlichen Verfahren gebaut. Die Arbeiten starten weitgehend zeitgleich in Bramfeld und an den künftigen Haltestellen in Steilshoop (Gründgensstraße), Nordheimstraße/Fuhlsbütteler Straße und City Nord unter dem Überseering in Höhe New-York-Ring. An der schon existierenden oberirdischen Haltestelle Sengelmannstraße wird nur der zweite Bahnsteig aktiviert.
Läuft alles nach Plan und ergeht der Planfeststellungsbeschluss Ende 2020, würde der Bau in Bramfeld 2021 losgehen. Wenn nach 4,5 Jahren dann die Baugrube ausgeschachtet ist, soll der an der Sengelmannstraße gestartete Schildvortriebsbohrer aus Steilshoop kommend durch die Grube geführt werden. Ist das geschehen, startet der Bau des Bahnhofs. Dafür sind 18 Monate veranschlagt.
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Baugrube an der Heukoppel: 34 Meter tief, 18 Meter breit und 40 Meter lang
Der Bohrer aber frisst sich über den Bahnhof hinaus weiter in Richtung Heukoppel, um eine Abstellanlage für Züge zu bohren. Unter der Heukoppel kurz vor dem Jahnkeweg ist dann Schluss. Für den Bohrer jedenfalls. Um ihn zerlegen und bergen zu können entsteht eine zweite Baugrube an der Heukoppel, die bis zu zwei Meter an die Häuser heranreicht. 34 Meter tief, 18 Meter breit und 40 Meter lang. 16 Monate dauert es, bis sie gegraben ist. Nach Bergung des Bohrers baut die Hochbahn hier in circa zehn Monaten den Notausstieg.
„Die Details wird die Bauausführungsplanung festlegen, die derzeit in Arbeit ist“, sagt Kreienbaum. „Es kann daher noch Abweichungen geben.“ Genau darauf hoffen die Anwohner der Heukoppel: „Wir wollen nicht jahrelang direkt vor unserer Haustür eine 34 Meter tiefe Grube haben“, sagt Stefan Knittel. „Die Grube ist überflüssig. Am neuen Bahnhof Elbbrücken enden die Gleise auch am Ende des Bahnsteigs, ohne dass das Probleme bereitet. Warum werden in Bramfeld die Anwohner derart hoch belastet?“
Abstellanlage für die Hochbahn unumgänglich
Die Versorgungsleitungen Gas, Wasser und Abwasser würden während der Bauzeit auf ihre Grundstücke verlegt, eine Feuerleiter als zweiter Rettungsweg rückwärtig an ihren Häusern aufgestellt. Außerdem bangen Knittel und seine Nachbarn um ihre 18 Erdsonden im Garten, die aus 100 Meter Tiefe Wärme in die Häuser bringen. „Wenn eine davon durch die Verlegung der Leitungen aus der Straße hierher beschädigt wird, sitzen wir im Kalten“, sagt Knittel. Die Hochbahn könne 12 Millionen Euro sparen, wenn sie auf den Bau der Abstellanlage verzichte und den Schildvortriebsbohrer in der Bahnhofsgrube berge.
Die Hochbahn sieht das ganz anders. Für sie ist die Abstellanlage unumgänglich. Zwar könnten die Züge theoretisch wie am Bahnhof Elbbrücken auch vor der Haltestelle kehren und das Gleis wechseln. Doch bei der für Bramfeld vorgesehenen hohen Taktdichte im automatischen, fahrerlosen Betrieb sei das „Kurzkehren“ vor der Haltestelle „so nicht möglich“, sagt Kreienbaum.
Baugrube an der Heukoppel für Bau des Notaussteies nötig
Auch sei es nicht machbar, den Schildvortriebsbohrer von der Heukoppel zurückzuziehen zur Haltestellengrube Dorfplatz, um ihn dort zu bergen und auf die zweite Baugrube zu verzichten. Denn im Schlepptau des Bohrers würden die Tunnelwände mit Betonfertigteilen ausgekleidet, die das Grabeergebnis sichern, aber zugleich auch den Durchmesser des Tunnels verringern. Der Bohrer könne demnach gar nicht zurückgezogen werden, sagt Kreienbaum.
Allerdings wird der Bohrer auch an der Heukoppel nicht im Ganzen, sondern zerlegt in Einzelteilen geborgen. Demnach könnte er in zerlegter Form zur Bahnhofsgrube gebracht und dort nach oben gehievt werden, sagt Knittel.
Kreienbaum will das nicht gelten lassen. Die Baugrube sei nicht nur zur Bergung des Bohrers da, sondern für den Bau des Notausstiegs unabdingbar.
Anwohner kündigen Widerspruch an
Die Anwohner geben sich damit nicht zufrieden. Sie kündigten Widerspruch in der öffentlichen Anhörung an und haben Einwendungen bei der als Planfeststellungsbehörde fungierenden Wirtschaftsbehörde eingereicht. Sollten sie gegen den erwarteten Beschluss klagen, würde sich das U-Bahn-Projekt mutmaßlich verzögern. Aber die Nachbarn wollen dem Projekt nicht im Wege stehen. „Wir hoffen auf eine gütliche Einigung. Denn wir freuen uns ja auf die U-Bahn“, sagt Knittel.
Dafür habe die Hochbahn mit Martin Boneß einen eigenen U-5-Beauftragten installiert, der sich der Sorgen der Bürger annehme, sagt Kreienbaum. Die Bürger würden seit 3,5 Jahren an der Planung beteiligt. „Wir werden auch in Bramfeld weiter das Gespräch suchen.“