Hamburg . Hamburgs Schulen und Kitas bleiben offen, Fernunterricht ist ab 16. Dezember möglich. Was ist mit Klassenarbeiten und Prüfungen?
Der Präsenzunterricht an Hamburgs Schulen soll aus sozialen und gesundheitlichen Gründen so lange wie möglich aufrechterhalten werden – das hatte Schulsenator Ties Rabe (SPD) Ende vergangener Woche bekräftigt, mit Unterstützung des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte. Das gilt auch weiterhin trotz des harten Lockdowns ab Mittwoch: Zwar wird die Anwesenheitspflicht für Schüler vom 16. Dezember bis zum 8. Januar 2021 aufgehoben, aber die Schulen bleiben bis zu den Weihnachtsferien offen, wie der rot-grüne Senat um Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) am Sonntagabend im Rathaus mitteilte.
Eltern können also entscheiden, ob ihre Kinder in der Schule oder zu Hause via Fernunterricht lernen sollen. Dabei sollen die Eltern sich wochenweise entscheiden, also am Montag oder Dienstag für die folgenden drei Tage und dann für den Unterricht vom 5. bis 8. Januar 2021, wie Rabe erklärte.
Besserer Infektionsschutz
Dass Hamburg die Anwesenheitspflicht vorübergehend aufhebe, werde zu einer „gewissen Verringerung“ der Schülerzahl im Präsenzunterricht sorgen, sagte Tschentscher. Damit lasse sich der Infektionsschutz verbessern, aber zugleich werde die „besondere Lebenslage von Familien berücksichtigt“. Viele Eltern würden als Berufstätige in systemrelevanten Bereichen wie dem Gesundheitswesen „dringend“ gebraucht und seien auf die Betreuung ihrer Kinder angewiesen, sagte Tschentscher.
Die neuen Vorgaben gelten auch für Berufsschulen. Für Kinder und Jugendliche, die am Präsenzunterricht teilnehmen, sollen die Schulen von 8 bis 16 Uhr organisierte Lern- und Betreuungsangebote anbieten, wie die Schulbehörde mitteilte. „Diese Angebote stehen allen Kindern und Jugendlichen ohne Einschränkungen offen.“ Für Schüler, die via Fernunterricht lernen, sollen die Schulen „geeignetes Lernmaterial“ zur Verfügung stellen und sie sollen das häusliche Lernen „begleiten“. Schulsenator Ties Rabe sagte auf Nachfrage, er gehe davon aus, dass alle Hamburger Schulen solche Angebote machen werden.
Bereits geplante Prüfungen in Abschlussklassen finden statt
Um große Härten für Schüler der Abschlussklassen aller Schulformen zu vermeiden, sollen bereits geplante Klausuren und Prüfungen in der Zeit vom 16. Dezember bis 10. Januar stattfinden. Verschoben werden könnten solche Klausuren nur, wenn die betroffenen Schüler das mehrheitlich wünschten.
Am heutigen Montag und am Dienstag sollen Lehrer und Schüler den Fernunterricht für die Zeit vom 16. bis 18. Dezember sowie vom 5. bis 8. Januar 2021 „gut vorbereiten“, eventuell Geräte ausleihen und klären, welche Schüler an welcher Unterrichtsform teilnehmen, sagte Ties Rabe. Über den Wiedereinstieg in den Unterricht nach dem 10. Januar werde die Schulbehörde „zeitnah informieren“.
Rabe erklärte, der Senat habe damit für sieben Schultage eine angemessene und praktikable Regelung getroffen. „Das gibt allen Beteiligten Verlässlichkeit und Planungssicherheit.“ Mit diesen Regeln habe sich Hamburg an der „fast gleichen Lösung“ in Niedersachsen orientiert.
Die Ministerpräsidentinnen, Ministerpräsidenten und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatten mit Blick auf die Schulen vereinbart, dass Kinder vom 16. Dezember bis 10. Januar „wann immer möglich zu Hause betreut werden“, wobei sich dies vereinbarungsgemäß auch so auslegen lässt, dass in diesem Zeitraum die Schulen grundsätzlich geschlossen werden können.
Appell: Betreuung von Kita-Kindern zu Hause
In Hamburg gilt wie für die Schulen auch für die Kitas: Sie sollen ab Mittwoch geöffnet bleiben. „Wir bitten aber die Hamburger, die es ermöglichen können, eine Betreuung zu Hause zu organisieren, dies zu machen“, sagte Sozial- und Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD). Ihre Behörde sei mit den Kita-Trägern im Gespräch, um womöglich „nachsteuern“ zu können.
Die Corona-Lage an den Schulen hatte sich zuletzt nicht entspannt. Am Donnerstag waren 72 Neuinfektionen an insgesamt 53 Schulen gemeldet worden, wobei dies 59 Schüler und 13 Schulbeschäftigte betraf. Nach Angaben der Schulbehörde handelte es sich dabei meist jeweils um einzelne Infektionen pro Schule.
An der Schule Ernst-Henning-Weg wurden allerdings drei Neuinfektionen gemeldet, an der Stadtteilschule Stübenhofer Weg im Rahmen einer Reihentestung zehn Neuinfektionen. Im Wochenvergleich sei damit die Anzahl der Neuinfektionen um 47 Prozent gestiegen, so die Schulbehörde.
CDU: Senat darf ab 10. Januar nicht wieder unvorbereitet sein
Die Gesundheitsämter haben sechs Klassen in präventive Quarantäne geschickt. Insgesamt waren Ende vergangener Woche 452 Infektionen gemeldet, die 189 Schulen betrafen. Dabei waren 358 Schüler betroffen (laut Schulbehörde 0,1 Prozent der Gesamtschülerschaft) sowie 94 Schulbeschäftigte (0,3 Prozent aller Beschäftigen an Schulen).
In Quarantäne befanden sich nach Angaben der Schulbehörde am Freitag 107 Klassen von insgesamt rund 9500 sowie 274 Schulbeschäftigte. Die betroffenen 3381 Schüler machten 1,3 Prozent der Gesamtschülerschaft Hamburgs aus, so die Schulbehörde.
Seit Ende der Herbstferien ist es zu insgesamt 2697 Neuinfektionen gekommen, wobei 2175 Schüler und 522 Schulbeschäftigte betroffen waren.
Hamburgs CDU-Fraktionschef Dennis Thering erklärte, wenn die Ministerpräsidenten schon früher auf die Kanzlerin gehört hätten, „dann hätte dieser Lockdown vermutlich weniger hart ausfallen können“. Dennoch sei es gut, dass mit den jüngsten Beschlüssen „auch die Alleingänge mancher Bundesländer vorerst beendet sind“. Es ist sei für die Akzeptanz der Maßnahmen wichtig, dass es dabei bleibe und nicht „erneut einige Ministerpräsidenten ausscheren“.
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In Hamburg müsse der rot-grüne Senat die Schulen „endlich so vorbereiten, dass alle Schülerinnen und Schüler ab dem 10. Januar in jedem Fall wieder vernünftig lernen können“, sagte Thering. „Wenn das auch dann nicht im Präsenzunterricht möglich sein sollte, muss alles für den Digitalunterricht bereit sein. Es kann nicht sein, dass der Senat dann wieder unvorbereitet dasteht und die Schulen mit dieser Herausforderung alleine lässt“, so Thering. „Da der Schulsenator damit offenbar überfordert ist, muss das Thema jetzt Chefsache werden.“