Hamburg. Nach dem Beschluss für einen harten Lockdown fordert Hamburgs Wirtschaft Finanzhilfe für die Geschäfte.
Die Entscheidung war erwartet worden – und löste trotzdem eine Schockwelle in Hamburg aus. „Das ist eine Katastrophe für den Einzelhandel“, sagte Brigitte Nolte, die Geschäftsführerin des Handelsverbands Nord in der Hansestadt, am Sonntag nach dem gemeinsamen Beschluss von Kanzlerin Merkel und der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder, die meisten Geschäfte von Mittwoch an zu schließen.
City-Managerin Brigitte Engler sprach ebenfalls von einer „Katastrophe“ und zeigte sich zutiefst enttäuscht, dass der sogenannte harte Lockdown bereits zur Wochenmitte starten wird: „Wir hatten so sehr darauf gehofft, dass die Geschäfte wenigstens noch bis zum Ende dieser für ihr Überleben so wichtigen Woche im Weihnachtsgeschäft geöffnet bleiben dürfen“, sagte sie dem Abendblatt. Nach Ansicht von Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) kommt der harte Lockdown dagegen eigentlich zu spät. „Eine noch frühere Schließung wäre aus meiner Sicht besser gewesen, aber leider haben einige Länder dies für sich nicht als umsetzbar eingestuft“, sagte er.
Tschentscher: Frühere Schließung wäre besser gewesen
Der harte Lockdown bedeute allein in Hamburg einen Umsatzausfall in Höhe von 27 Millionen Euro pro Tag in der Branche, sagte Nolte. Sie ist überzeugt, dass nun noch mehr Geschäftsinhaber in eine existenzbedrohende Lage kommen. „Wir stehen vor einer noch schlimmeren Situation als beim ersten Lockdown im Frühjahr. Damals hatten viele Unternehmen noch finanzielle Reserven. Doch die sind jetzt vielfach aufgebraucht.“ Citymanagerin Engler kommt zu einer ganz ähnlichen Einschätzung: „Ich fürchte, die Zahl der Geschäfte, die nicht mehr weitergeführt werden können, wird jetzt noch größer. Es ist dramatisch.“
Nun müsse es eindeutige Zusagen für Finanzhilfen für die betroffenen Unternehmen geben, fordern die Interessenvertreterinnen der Geschäftsleute. Handelskammer-Präses Prof. Norbert Aust sieht das ebenso. Er betonte einerseits: „Der Staat nimmt mit der Entscheidung für den harten Lockdown seine Verantwortung für den Schutz der Menschen wahr.“ Zugleich verwies er auf die Folgen für die betroffenen Unternehmen: „Für Einzelhandel, Gastronomie und etliche weitere direkt und indirekt betroffene Branchen geht es immer stärker um die Existenz.
Handelskammer fordert Ausgleich
Der Staat trägt Verantwortung für seine Entscheidungen gegenüber diesen Unternehmerinnen und Unternehmern, für die die Beschlüsse erneut einen schweren Schlag darstellen.“ Hamburgs Wirtschaft erwarte nun von Senat und Bundesregierung, dass sie für Gerechtigkeit durch einen angemessenen Ausgleich sorgten. „Kein vor der Krise gesundes Unternehmen darf durch die staatlichen Eingriffe in die Insolvenz gebracht werden. Die Beschlüsse lassen hier die nötige Klarheit vermissen“, kritisierte der Präses.
„Wir brauchen ganz klare Aussagen, wie die Unternehmen jetzt Hilfen bekommen“, forderte auch Handelsverbands-Chefin Nolte. Dabei müsse unter anderem berücksichtigt werden, dass von den Unternehmen für das Weihnachtsgeschäft beschaffte Ware absehbar gar nicht mehr verkauft werden könne. Der Lockdown soll nach aktuellem Stand bis in den Januar dauern. „Und die Unternehmen müssen zum Beispiel das Recht bekommen, mit den Vermietern über die Miethöhe zu verhandeln oder die Miete gar nicht zu bezahlen.“