Hamburg. Hamburg kann sich etwa alle acht Weihnachtsfeste über Schnee freuen. Doch nun wird es erst einmal wärmer statt winterlich.
"Es schneit, es schneit, Kommt alle aus dem Haus, Die Welt, die Welt, Sieht wie gepudert aus": Wie im Lied des Hamburger Musikers Rolf Zuckowski erfreuen sich Kinder wie Erwachsene im Winter an der weißen Pracht. Ganz besonders um die Weihnachtszeit. Statistisch betrachtet, ist der Schnee in der Hansestadt zum Fest längst überfällig. Doch die Wetter-Prognosen der Meteorologen sind so trüb wie die Corona-Stimmung.
Beim Weihnachts-Spaziergang, wo ohnehin alles etwas anders ist, durch den Schnee zu stapfen – wäre das nicht schön? Um das vorweg zu nehmen: Es besteht noch Hoffnung. Oder wie der Diplom-Meteorologe Dominik Jung von wetter.net es ausdrückt: "Etwas Hoffnung besteht ja immer bei Wetterprognosen." Vor allem bei denen, die 14 Tage in der Zukunft liegen. Allerdings sind sich die Meteorologen erstaunlich einig darin, dass es dieses Jahr mit dem Schnee zum Fest nicht klappen wird.
Hamburg – "Wetter passt sich trostloser Corona-Stimmung an"
Amerikanisches oder europäisches Modell: "Ich sehe hier 30 verschiedene Berechnungen und alle Prognosen weisen auf ein mildes Weihnachten, es gibt keinen Ausreißer", sagt Jung. Sein Fazit: "Es ist die bittere Wahrheit. Das Wetter passt sich der trostlosen Corona-Stimmung an." In den kommenden Tagen werde es anstatt winterlicher sogar milder. Die beiden Tiefdruckgebiete "Andrea" und "Barbara" bringen Regen mit. Es wird trüb bei 5 Grad. Für Montag sagt Jung sogar 8 Grad voraus. Nachts sei es frostfrei.
Auch der Deutsche Wetterdienst (DWD) sagt für das dritte Adventswochenende Wolken und Regen in Hamburg und Schleswig-Holstein voraus. Die Höchstwerte liegen demnach bei 2 bis 3 Grad, in Hamburg bei bis zu 4 Grad. Dabei weht der Wind leicht, an der Küste und auf den Inseln sind laut DWD aber Windböen möglich.
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Wolken mit ein paar Schneeflocken ziehen an Hamburg vorbei
Tja, und die Sache mit dem Schnee? "Aktuell ziehen immer mal ein paar Wolken mit Schneeflocken an Hamburg vorbei", sagt Jung. Also mit etwas Glück könne man am Freitagabend ein paar Flocken in Hamburg sehen. Einen Schlitten brauche man allerdings nicht aus dem Keller zu holen. Auch die kommenden Tage nicht. Überhaupt muss schon genau hingesehen werden, um die wenigen Flocken nicht zu verpassen.
Dabei ist Hamburg, was den Schnee zu Weihnachten angeht, dran – wenn nicht sogar überfällig. Denn laut Statistik des DWD sind in Hamburg im Schnitt etwa alle sieben bis acht Weihnachtsfeste weiß. Zuletzt war das 2010 mit bis zu 20 Zentimetern am zweiten Weihnachtstag der Fall. Und damit stehen die Hamburger deutlich besser da als beispielsweise die Helgoländer.
Die Insulaner feiern laut DWD gerade einmal alle 50 Jahre Weihnachten im Schnee. Deutlich wahrscheinlicher und weißer wird es in Richtung Süden. Auf dem Brocken im Harz liegt seit 1961 fast an jedem vierten Weihnachtsfest an mindestens einem der Feiertage sogar über einen Meter hoch Schnee. Lediglich Weihnachten 1971, 1987 und 2015 blieb es auf über 1000 Metern Höhe völlig schneefrei.
Klimawandel: Weihnachten fällt häufig milder aus als vor 60 Jahren
Aber einmal abgesehen vom Harz ist weiße Weihnachten in Norddeutschland ein seltenes Phänomen, wie die Auswertung des DWD ergibt. Interessant: Der Klimawandel scheint zumindest keinen Einfluss auf den Schneefall an den Festtagen zu haben. „Die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten in Norddeutschland hat seit den frühen 1960er-Jahren weder zu- noch abgenommen – obwohl mit dem Klimawandel die Weihnachtsfeiertage heute häufig milder ausfallen als vor 50 bis 60 Jahren“, sagt Meteorologe Oliver Weiner vom Regionalen Klimabüro des DWD in Hamburg. Das gelte besonders seit Beginn der 2000er-Jahre.
Richtig weiß war es im Norden sehr selten. Doch wer erinnert sich noch an das Fest 2010? „In Rostock hatten wir damals sage und schreibe 28 Zentimeter Schnee gemessen, in Schleswig sogar 30, in Bremen 20 und in Hannover 28 Zentimeter, allesamt an Heiligabend", erinnert sich Weiner. Der meiste Schnee hielt sich damals über die gesamten Feiertage. Und auch die Jahre 1969 und 1981 waren ein Fest für Schneefreunde.
Russische Kältepeitsche: Sibirien bis zu Minus 53 Grad Celsius
Auch wenn es wohl noch ein kleines Wunder braucht, damit es dieses Jahr weiße Weihnachten gibt. Zumindest wird es nicht so kalt wie andernorts. Denn derzeit lässt Kältehoch "Xavier" große Teile Osteuropas mächtig zittern. Meteorologen sprechen von der "russischen Kältepeitsche". In Sibirien wurden bis zu Minus 53 Grad gemessen. Dank der Tiefdruckgebiete "Andrea" und "Barbara" kommt laut Dominik Jung von dieser Kälte im Norden allerdings nichts an.