Hamburg. Ungemütlich, aber fröhlich – wo Kirchengemeinden ihre Veranstaltungen am Heiligen Abend planen. Draußen und digital sind Trumpf.
Alles muss raus! Was sonst im Einzelhandel gilt, könnte zum Motto von Weihnachtsgottesdiensten in diesem Corona-Jahr werden. Vorausgesetzt, die pandemische Lage lässt solche Versammlungen zu. Um die Ansteckungsgefahr zu minimieren, planen nämlich viele evangelische Kirchengemeinden, die sonst stark besuchten Heilig-Abend-Gottesdienste vom Gotteshaus hinaus ins Freie zu verlegen. Frohe, ungemütliche Weihnachten! Die Outdoor-Feiern seien besonders für spontane Kirchgänger geeignet, wie eine Sprecherin des Kirchenkreises Hamburg-Ost sagt. Oft sei dafür keine Platzreservierung notwendig.
Ungewöhnliche Veranstaltungsorte an frischer Luft sind unter anderem ein Fußballplatz an der Süderelbe. Wo sonst die Mitglieder des Spielvereins Curslack-Neuengamme (SVCN) kicken, wird am Heiligen Abend die Geburt Jesu Christi gefeiert (15 und 16.15 Uhr). Derweil bietet die Evangelische Kirchengemeinde St. Georg-Borgfelde Veranstaltungen an fünf verschiedenen Orten an. Von 15 bis 17 Uhr können die Besucher unter anderem auf dem Hansaplatz und dem Carl-von-Ossietzkyplatz die frohe Weihnachtsbotschaft aus dem Lukas-Evangelium in der Bibel hören.
Kombination von „drinnen“ und „draußen“
Eigentlich wollte die evangelische St. Pauli-Kirchengemeinde ihren Heilig-Abend-Gottesdienst ins Millerntor-Stadion verlegen, um möglichst vielen Besuchern die Teilnahme zu ermöglichen. Doch diese Pläne sind wegen Corona gestoppt. Die Kirchengemeinde St. Pauli wird stattdessen am Heiligen Abend Open-Air-Veranstaltungen draußen im Kirchgarten (14 und 15.30 Uhr) und Gottesdienste in der Kirche um 18 und 23 Uhr anbieten.
Mehrere Kirchengemeinden bieten am Heiligen Abend die Kombination von „drinnen“ und „draußen“ an – wie die Hauptkirche St. Nikolai am Klosterstern. So findet eine Christvesper mit Pastorin Maren Schack und dem Blechbläserensemble um 13 Uhr auf dem Kirchplatz statt. Es wird um eine kostenlose Platzreservierung gebeten. In der Christuskirche Othmarschen zum Beispiel gibt es an Heiligabend drei Christmetten in der Kirche; für diese muss man sich anmelden. Dazu kommen zwei Gottesdienste auf der Kirchwiese, drei Gottesdienste auf dem Schulhof des Gymnasiums Othmarschen und einen auf dem Schulhof des Christianeums.
Christkind kommt auch digital zu den Menschen
Sogar das beliebte Krippenspiel kann man in diesem Jahr draußen erleben. Die Lutherkirchengemeinde Bahrenfeld bereitet vor dem Gotteshaus einzelne Krippenspielstationen vor. Maria und Joseph und ein echter Esel beziehen im Kirchgarten Station, während auf einer nahe gelegenen Wiese Engel und Hirten am Lagerfeuer anzutreffen sind. „Die Menschen können einfach kommen, die Straße ist abgesperrt, man muss sich auch nicht anmelden“, sagt Monika Rulfs, Sprecherin des Kirchenkreises Hamburg-West/Südholstein.
Die katholische Kirche feiert ihre Messen allerdings nicht draußen, sondern wie immer in der Kirche. „Es gibt keine katholischen Gemeinden in Hamburg, die alle ihre Gottesdienste nach draußen verlagern“, sagt Manfred Nielen, Sprecher des Erzbistums Hamburg. Ausnahmen gibt es lediglich bei den Krippenandachten – sie finden wie bei der Domgemeinde in St. Georg und der Gemeinde Herz Jesu in Hamm – vor der Kirche statt.
Lesen Sie auch:
- Diese Corona-Regeln gelten in Hamburg im Dezember-Lockdown
- Corona-Tannenbaum: Hamburger sendet Appell zu Weihnachten
- Hamburg: Ansturm auf Hotels zu Weihnachten – Restaurantfrage offen
Wo Distanz zum gegenwärtigen Alltag gehört, kommt das Christkind auch digital zu den Menschen. So führen einige Gemeinden – wie in Schiffbek und Öjendorf – das Krippenspiel digital auf YouTube auf (Doppelfischkrippenspiel).
Selbst das gute, alte Telefon kommt zum Christfest zu neuen Ehren. Ein Telefongottesdienst ist für Heiligabend in der Kirchengemeinde „Zu den 12 Aposteln“ Lurup geplant. „Den Telefongottesdienst machen wir schon seit März. Das schenkt denen, die nicht in die Kirche kommen können, die Möglichkeit, trotzdem dabei zu sein“, sagt die Pastorin Britta Goerke zu dem Angebot. Sie empfiehlt den Zuhörern, es sich möglichst zu Hause gemütlich zu machen, beispielsweise mit einer Kerze und einem schönen Platz im Sessel. Am Heiligen Abend beginnt der Telefongottesdienst um 17 Uhr.
Hier können Sie den täglichen Corona-Newsletter kostenlos abonnieren