Hamburg. Sechs Hamburger Kirchtürme sind nun beleuchtet. St.-Thomas-Kirche in Rothenburgsort erstrahlt am Sonnabend in orange-rotem Licht.

Jetzt sind bereits sechs Hamburger Kirchtürme in den Abendstunden festlich beleuchtet. Als der zwölfjährige Jan-Peer am Vorabend des zweiten Advents die Lichtin­stallation im Turm der St.-Thomas-Kirche in Rothenburgsort anknipste, erweiterte er das „Hoffnungsleuchten“ quer durch die Stadt. Was Ende November an St. Katharinen, am Osdorfer Born und in Sasel begann, sorgt jetzt zudem an der Christuskirche in Wandsbek sowie am Michel in der Neustadt für Strahlkraft. Nach und nach geht es so weiter, bis zu Weihnachten ein Dutzend Kirchen in Orange und Rot illuminiert sind.

Und weil in grauen Monaten Zuversicht besondere Bedeutung zukommt, soll die Kircheninitiative „Hoffnungsleuchten“ Sinn machen und Programm sein: Auch der Schüler Jan-Peer hatte an diesem Wochenende eine Botschaft, die Mut bescherte. Ihm zur Seite standen Patin Katharina Fegebank (Grüne), Hamburgs Zweite Bürgermeisterin, sowie Bischöfin Kirsten Fehrs.

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Hoffnungslichter schon 220.000-mal bestellt

Die evangelische Theologin hatte frohe Kunde mitgebracht: Die von der Nordkirche in Einklang mit dem Lichtband der Gotteshäuser angebotenen Sterne wurden seit Start der Aktion 220.000-mal bestellt. Diese „Hoffnungsleuchten“ aus glänzender Pappe werden gegen Übernahme der Portokosten gratis verschickt; Sterne aus Pappelsperrholz kosten 20 Cent pro Stück. „Fürchtet euch nicht“, lautet das Motto. „In dunkler Zeit leuchtet das Licht des Advents und der Heiligen Nacht.“ Zudem gibt’s im Internet Bastelbögen zum Herunterladen.

Kirsten Fehrs, Pastorin Cornelia Blum, Jan-Peer und Katharina Fegebank
Kirsten Fehrs, Pastorin Cornelia Blum, Jan-Peer und Katharina Fegebank © Roland Magunia/Funke Foto Services | Roland Magunia

Auch Jan-Peer, der die sechste Klasse der katholischen St. Paulus Schule in Billstedt besucht, musste sein Leben in den vergangenen Monaten erheblich umstellen. Die Hobbys des Zwölfjährigen fanden nur noch in bescheidenem Rahmen statt – wenn überhaupt. Seit mehr als fünf Jahren engagiert er sich bei den Pfadfindern und der Jugendfeuerwehr. Und mit den „Entenwerder Elbpiraten“ segelt er auf der Elbe. Nun herrscht Flaute. „Das war traurig“, sagte Jan-Peer. „Keine Reise mit dem Sportverein, keine Osterferien mit meinen Eltern, kein Klettern in der Halle, weder Feuerwehr noch Pfadfinder oder Segeln.“ Weiter erzählte er Frau Fegebank: „Nichts war mehr da von den Dingen, an denen ich vorher Freude hatte.“

"Die Aktion Hoffnungsleuchten verbindet uns mit einer guten Botschaft"

Allerdings fand Jan-Peer rasch „eine andere Routine“, wie er es formuliert. Zu den neuen Pluspunkten zählten eine Stunde längeres Ausschlafen morgens und interessante Klassenprojekte. Seine Erkenntnis, von Hoffnung geprägt: „Ich habe verstanden, dass vieles nicht ging, aber trotzdem nach kurzer Zeit wieder Spaß gehabt.“ Zu Weihnachten wünsche er sich, im Schulunterricht bald keine Masken mehr tragen zu müssen. „Ich finde es wichtig, dass wir in diesen schwierigen Zeiten zusammenhalten“, sagte Katharina Fegebank. „Die Aktion Hoffnungsleuchten verbindet uns mit einer guten Botschaft und setzt das Signal: Ihr seid nicht alleine.“ Dies gefalle ihr.

Auch an anderen Kirchtürmen wurden farbige Leuchtstoffröhren eingeschaltet - inszeniert vom Lichtkünstler Michael Batz. Sein Engagement ist ehrenamtlich. An der Hauptkirche St. Michaelis startete die 13-jährige Liesbeth das Hoffnungsleuchten. Sie hat schwere Zeiten hinter sich. Nach dem Tod der Mutter 2018 lebt sie mit zwei Geschwistern und dem Vater im Schanzenviertel. In einem berührenden Märchen beschreibt sie ihre persönlichen Gefühle – zwischen tristen Gedanken und hoffnungsvollem Licht.

Mit dem Michel verbindet Liesbeth nicht nur der aktuelle Konfirmandenunterricht, sondern nun die Lichtzeichen ganz oben. „Vielleicht schaffen es ja einige von uns, kurz stehen zu bleiben“, sagte ihr Pate Yared Dibaba, „in sich zu horchen, Kraft zu schöpfen und frohen Mutes weiterzugehen.“ Der Moderator glaubt, „dass Licht etwas Sichtbares ist und über eine besondere Kraft verfügt“. Parallel waren in der Wandsbeker Christuskirche die Brüder Jasper (6) und Jonathan (8) zur Stelle. „Was ist blöd an Corona?“, wollte die frühere Weltklasseschwimmerin Sandra Völker von ihnen wissen. „Wir dürfen unsere Freunde nicht mehr zu Hause besuchen“, antwortete Jasper. „Und wirklich doof ist, dass wir nicht mehr zu Oma und Opa fahren können.“ Ihr Wunsch: „Wir hoffen, dass Weihnachten niemand allein sein muss.“