Hamburg. Unter Anleitung von Cornelia Poletto bereiteten Gäste das Essen in eigener Küchen zu. Gesellig ist das virtuelle Treffen trotzdem.
Was bleibt einem, wenn man sich nicht persönlich treffen kann – weil mehr als zwei Haushalte nun mal nicht erlaubt und in Pandemiezeiten auch wirklich nicht vernünftig sind? Bleibt dann wirklich nur die digitale Welt? Nein, es gibt auch ein spannendes Zwischending.
Das hat das hybride Format gezeigt, das die Hamburger Unternehmerinnen von german.innovation für eine ganz spezielle Ausgabe ihres traditionellen Ladies Dinners initiiert haben – ein Format, bei dem jede Teilnehmerin erstmals selbst Hand anlegen musste.
„Dieses Dinner gibt es mindestens einmal im Jahr, üblicherweise als echtes Treffen“, sagt Sanja Stankovic, die mit Claudia Schwarz german.innovation gegründet hat, das Netzwerkarbeit und Innovationsberatung anbietet. Der Abend habe das Ziel, Hamburger Unternehmerinnen, Start-up-Gründerinnen und Multiplikatorinnen zusammenzubringen, den Austausch zu fördern und sich nachhaltiger miteinander zu vernetzen.
Gäste erleben einen ungewöhnlichen Abend – auf Abstand
Um das Treffen nicht ausfallen lassen zu müssen, haben Sanja Stankovic und Claudia Schwarz die erfolgreiche Hamburger Köchin Cornelia Poletto ins Boot geholt und und sich die Unterstützung von Hamburg Invest, des Beratungsunternehmens KPMG und der Handelskammer gesichert, die sich allesamt bemühen, Frauen in der Wirtschaft und Gründerinnen zu unterstützen.
Und so erwartete die etwa 30 weiblichen Gäste ein ungewöhnlicher Abend – mit Abstand, denn alle waren über das Internet verbunden, aber jede stand allein für sich am heimischen Herd. Wie herrlich, wenn man sich keine Gedanken machen muss, ob alles Nötige im Haus ist, ob die Schalotten noch knackig sind oder genug Instantbrühe im Glas, denn Cornelia Poletto hat für alles gesorgt. Sie hat schicke Boxen mit allen Zutaten gepackt, die allen geliefert wurden.
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„Ich kann verraten, es ist für jeden machbar“, sagt Poletto, die in der Zoom-Konferenz live aus ihrer eigenen Kochschule zugeschaltet ist, zum Auftakt. Auf dem Speiseplan stehen Ente mit Risotto oder Risotto mit Fenchelgemüse. Ich habe der Einfachheit halber das vegetarische Gericht gewählt, da muss man einfach hinterher weniger sauber machen.
Damit in der einleitenden Vorstellungsrunde niemand abgelenkt ist, hat die Köchin ein Blumenkohlsüppchen in einer kleinen Glasflasche mitgeschickt, das man nur kurz warm machen muss. Das klappt gut nebenbei, und die Flasche eignet sich prima, um künftig Salatdressings zu schütteln.
Poletto hadert nämlich mit der Masse an Müll, der derzeit anfällt, weil viele Restaurants Essen zum Mitnehmen anbieten: „Der Verpackungsmüll ist die totale Pest“, sagt sie. Mit Pfandgeschirr zu arbeiten sei sehr aufwendig, „aber wenn jeder seine eigenen Teller und Schalen mitbringt, wenn er Essen abholt, und es dann bei sich zu Hause auf den Tisch stellt, ist es doch viel schöner“.
Coronavirus: Die interaktive Karte
Beim gemeinsamen Kochabend unter ihrer Anleitung stellt sich diese Frage nicht. Wir haben alle Töpfe und eine Pfanne bereitgestellt, wärmen die mitgelieferte (von Poletto frisch gekochte) Gemüsebrühe für das Risotto auf, schneiden Schalotte und Knoblauch klein und schwitzen sie glasig an, schnippeln den Fenchel in kleine Würfel, kippen den Risotto-Reis dazu und löschen alles mit dem mitgelieferten köstlichen Weißburgunder ab.
Aber im Bemühen, nichts zu verpassen, kommt man fast ins Schwitzen. Sollte man die Kumquats vielleicht doch nicht als Ganze in den Topf werden, sondern klein schneiden? Zu spät, zuhören und gleichzeitig selbst kochen ist gar nicht so einfach. Wie mag es da erst den anderen Frauen gehen, die dazu noch die Entenbrust braten müssen (in einer Eisenpfanne, rät die Expertin) und dann noch eine Sauce aus Orangensaft, Kumquats und Honig zubereiten?
Wie gut, wenn man die vegetarische Variante gewählt hat. Ist weniger stressig. Man müsse Risotto nicht permanent rühren, beruhigt Poletto, während man sich die Stirn tupft und Fenchel in Olivenöl brät, den es als Beilage geben soll. Das sei erst gegen Ende nötig, wenn das Risotto cremig wird. Zwischendurch berichtet die Unternehmerin aus ihrem Alltag: „Wir wissen nicht, wann wir wieder öffnen“, sagt sie mit Blick auf den Lockdown. „Kein Restaurant der Welt wird am 20. Dezember wieder öffnen“, lautet ihre Prognose. „Für einen Gastronomen ist es die Hölle.“
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Der gemeinsame Abend dagegen ist himmlisch, das ist die einhellige Meinung der Teilnehmerinnen am Ladies Dinner, die sich zwischendurch in kleineren Gesprächsrunden über ihre Geschäftsmodelle austauschen. Und danach wird wieder die ganze Gruppe zusammengeschaltet und löffelt das Dessert, das Poletto ebenfalls geliefert hat: Tiramisu mit Amarenakirschen.
In das Schraubglas kommt im nächsten Sommer selbst gekochte Marmelade. Es wandert nicht ins Altglas. Ganz im Sinne von Cornelia Poletto. Versprochen!