Hamburg. Zu der Kundgebung hatte auch das islamistische Al-Azhari-Institut aufgerufen. Innensenator kündigt Überwachung der Islamisten an.
Unter dem Motto "Gegen Respektlosigkeit gegenüber unserem Propheten Muhammad“ fand am Freitagnachmittag in der Hamburger Innenstadt eine Demonstration statt, zu der auch Islamisten aufgerufen hatten. Bereits im Vorfeld der Veranstaltung gab es harsche Kritik an der Demo, hinter der laut Verfassungsschutz auch das Hamburger Al-Azhari-Institut steckt.
Nach Informationen der CDU richtete sich der Demonstrationsaufruf ausdrücklich auch gegen die französische Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“. Mitarbeiter des Magazins waren nach Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen in Paris Opfer eines terroristischen Anschlags geworden. Es gab zwölf Tote.
Islamisten-Demo: Polizei sperrt Straßen
Die Teilnehmer der Islamisten-Demo trafen sich um 14.30 Uhr am Steindamm. Gegendemonstranten kamen auf der Mönckebergstraße zusammen. Die Lage blieb laut der Polizei während der gesamten Zeit ruhig, wenngleich die Stimmung zum Start etwas aufgeheizt war.
Als der Demozug die Saturn-Filiale an der Mönckebergstraße erreichte, kam es schließlich zu einem brenzligen Moment. Denn hier marschierten die laut Polizei rund 160 Demonstranten an den 60 Gegnern der Kundgebung vorbei. Bis auf den Austausch lauter Wortgefechte blieb es aber friedlich.
Zum Abschluss gab es eine kurze Kundgebung vor dem Rathausmarkt, die um 16.38 Uhr mit noch 50 übrig gebliebenen Teilnehmern beendet wurde.
Um die Lage im Griff zu halten, sperrte die Polizei zwischen 15 Uhr und 16.40 Uhr einige Straßen in der Nähe des Hauptbahnhofs: den Kreuzweg, die Adenauerallee und den Steintordamm.
Islamisten-Demo in Hamburg – Grote macht Akteuren Ansage
Zu Beginn der Demonstration hatte sich Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) via Twitter zu Wort gemeldet. "Wenn Islamisten Toleranz einfordern, fällt Rechtsstaatlichkeit schwer", schrieb Grote. Doch Unerträglichkeit sei nach dem Grundgesetz kein Untersagungsgrund für eine Versammlung. "Umso bestärkter fühlen wir uns, den Kampf gegen Islamismus konsequent fortzusetzen!" Grote kündigte an: "Wir behalten die Akteure im Fokus!"
Auch Cansu Özdemir, die Fraktionsvorsitzende der Linken-Bürgerschaftsfraktion, fand deutliche Worte. "Wer an islamistischen Demonstrationen teilnimmt, kann uns nicht weismachen, er sei gegen den Terror", sagte sie am Freitag. "Sie verhöhnen den ermordeten Lehrer Samuel Paty und begrüßen in den Sozialen Medien die Terroranschläge." Es sei unerträglich, dass diese Leute erneut auf die Straße gingen, um ihre menschenfeindlichen Ansichten zu verbreiten. Özdemir: "Und es ist höchste Zeit, auch in Hamburg die Strukturen der Islamisten zu zerschlagen."
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Schon am Donnerstag hatten die Hamburger CDU und die AfD ein Verbot der Demo gefordert, und auch SPD und Grüne hatten die Veranstaltung massiv kritisiert. „Ein wehrhafter Staat darf nicht zulassen, dass radikale Islamisten nach den grausamen Terroranschlägen von Paris, Nizza und Wien auf Hamburgs Straßen ungehindert für die Abschaffung von Presse- und Meinungsfreiheit demonstrieren“, so der CDU-Bundestagsabgeordnete Christoph de Vries.
Laut Angaben des Verfassungsschutzes werden in Hamburg derzeit rund 1600 Personen der islamistischen Szene zugerechnet. Etwa 600 davon gelten als gewaltorientiert.