Hamburg. Die Künstlergruppe “Projektion Bismarck“ hat das neuerdings umstrittene Denkmal effektvoll ausgeleuchtet.
Das 34 Meter hohe Bismarck-Denkmal im Alten Elbpark hat am Mittwochabend in Flammen gestanden – so sah es jedenfalls aus. Hinter der Aktion steckt die Künstlergruppe „Projektion Bismarck“.
Mit hochauflösender Lichttechnik haben die Hamburger Künstler und Wissenschaftler etwa eine Stunde lang teils provokante Wortspiele, historische Aufnahmen, Flammen und Muster auf das Monument projiziert.
Diskussion um Bismarck-Denkmal sichtbar machen
Die Gruppe möchte die Diskussion um das Denkmal auf diese Weise sichtbar machen. Neun Millionen Euro wollen Stadt und Bund in die Sanierung des Monuments, das über dem Hamburger Hafen thront, investieren. Dabei soll im Sockel des Denkmals ein Ausstellungsraum für Besucher entstehen.
Dagegen protestieren Initiativen wie „Intervention Bismarck-Denkmal“ und „Decolonize Bismarck“. Sie fordern eine „Entkolonialisierung“ der Stadt und sehen in dem früheren Reichskanzler einen Antidemokraten, Antisemiten und Wegbereiter des Kolonialismus.
Künstlergruppe will regelmäßige Projektionen auf Denkmal
Zuletzt hatten die SPD-Distrikte St. Pauli Süd und Innenstadt einen auf zehn Jahre angelegten Wettbewerb vorgeschlagen: Für jeweils zwei Jahre sollen Künstlergruppen das Denkmal aus einer anderen Perspektive beleuchten. „Sollte es einen solchen Wettbewerb geben, wollen wir uns beteiligen“, sagt Ethnologe Claus Deimel, Mitglied von „Projektion Bismarck“. Auch Filmemacher Rasmus Gerlach und der ehemalige Kunsthallendirektor Hubertus Gaßner gehören der siebenköpfigen Gruppe an.
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Seit etwa sechs Monaten diskutierten sie, wie mit „dieser problematischen Figur“ umzugehen sei. Die Gruppe schlägt vor, dass sich die Auseinandersetzung mit Bismarck nicht nur im geplanten Sockelmuseum und eventuell einem „Gegendenkmal“ erschöpft, sondern dass regelmäßig Filme oder politische, poetische und provokante Wortspiele wie „Biss ins Marck“ oder „Koloss von Hamburg“ auf den Körper des Eisernen Kanzlers projiziert werden. Wichtig sei, dass unterschiedliche Meinungen sichtbar würden. „Wir wollen ein breites Spektrum für diese Projektionsfläche“, teilte die Gruppe mit.
Diskussion um Bismarck läuft in der ganzen Stadt
Auch an anderen Orten in der Stadt tobt die Diskussion um Bismarck. Das Denkmal für Deutschlands ersten Reichskanzler im Schleepark an der Königstraße in Altona wurde dieses Jahr bereits mehrfach beschmiert und angemalt. Zeitweise hatten Unbekannte den Kopf mit einem Sack überzogen.
Im August hatten Aktivisten zudem die Bismarckstraße im Stadtteil Hoheluft-West in "Black-Lives-Matter-Straße" umgetauft und entsprechend übermalt.
Die Hamburger Kulturbehörde lädt am Donnerstag um 18 Uhr zu einem digitalen Podiumsgespräch ein. Anmeldung unter kb-museen@bkm.hamburg.de.