Hamburg. Noch will das Verbot keiner laut aussprechen. Aber es verdichten sich die Hinweise, dass Feuerwerk im Corona-Jahr wohl ausfällt.

Dürfen die Hamburger an Silvester Feuerwerksraketen steigen lassen und auf den Straßen böllern? Darüber diskutiert die Politik derzeit. In den Niederlanden werden Silvesterfeuerwerke verboten. Grund ist die erhöhte Zahl an möglichen verletzten Menschen durch Feuerwerkskörper. Diese würden die ohnehin coronabedingt belasteten Krankenhäuser zusätzlich aufsuchen. Und auch in Hamburg sei das vorstellbar.

„Es ist davon auszugehen, dass Großveranstaltungen, die unter anderem zu Menschenansammlungen führen, nicht möglich sein werden“, sagt Martin Helfrich, Sprecher der Hamburger Gesundheitsbehörde. Die Ministerpräsidenten werden dazu am kommenden Mittwoch weitere Beschlüsse fassen, die sicherlich auch den Silvesterzeitraum einbeziehen.

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Corona hat auch Auswirkungen auf Silvester in Hamburg

„Während Verletzungen durch Silvesterfeuerwerk sicher eine Gefahr darstellen, müssen wir in diesem Jahr auch davon ausgehen, dass schon das Zusammenstehen vieler Menschen – oder alkoholisiertes Feiern – eine Infektionsgefahr in sich trägt", so Helfrich weiter. "Wie so vieles, wird auch Silvester dieses Jahr von Corona betroffen sein – da kann ich leider keine Hoffnung machen.“

Zumindest die Umweltbehörde plant kein Verbot zu erlassen. Jan Dube, Sprecher der Umweltbehörde, sagt: „Die Silvesterfeuerwerke erhöhen die Anzahl der Überschreitungstage der zulässigen Luftschadstoffe maximal um zwei Tage. Ein Verbot von Silvester-Pyrotechnik aus Gründen der Luftreinhaltung und des Lärmschutzes wird von uns derzeit nicht geplant. Mit Blick auf Klimaschutz und Müllvermeidung plädieren wir dafür, das private Feuerwerk auf ein angemessenes Maß zu beschränken.“

Verletzungsrisiko – Krankenhäuser schon ohne Silvester ausgelastet

Die Koalition diskutiert gerade über das Thema. Jennifer Jasberg, Vorsitzende der Grünen-Bürgerschaftsfraktion, glaubt nicht an ein Silvesterfeuerwerk wie sonst üblich: „Aufgrund der außerordentlichen Pandemie-Lage ist nicht zu erwarten, dass wir zum Jahreswechsel große öffentliche Silvester-Feierlichkeiten erleben werden." Die Pandemie-Beschlüsse wie auch die Infektionszahlen ließen keine großen Menschenansammlungen zu. "Insbesondere das mit der Silvesterknallerei verbundene Verletzungsrisiko ist vor dem Hintergrund der Auslastungen von Krankenhäusern zu bewerten.“

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Ihr Kollege Dirk Kienscherf, Vorsitzender der SPD-Bürgerschaftsfraktion, kann der niederländischen Entscheidung einiges abgewinnen, sagt er: „Schon jetzt ist absehbar, dass auch der Jahreswechsel im Zeichen der Pandemie stehen wird. Abstandsregeln bleiben aktuell. Ob und in welchem Umfang Kontaktbeschränkungen Ende Dezember noch notwendig sind, wird sich zeigen. Auf ausgelassene Silvesterpartys werden wir in diesem Jahr vermutlich leider verzichten müssen.“

"In diesem Jahr wird auch an Silvester vieles nicht so sein, wie wir es gewohnt sind"

Die Fraktion Die Linke ist generell gegen die Silvesterknallerei: „Es gibt längst umwelt-, menschen- und tierfreundlichere Alternativen, wie geräuscharmes Feuerwerk oder Lichtshows. Diese könnte die Stadt an zentralen Orten anbieten. Auf private Böllerei Events sollte verzichtet werden.“

Dennis Gladiator, innenpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion: „In diesem Jahr wird auch an Silvester vieles nicht so sein, wie wir es gewohnt sind. Der Maßstab sind der Infektionsschutz und die Verhinderung von Menschenansammlungen. Für das Silvesterfeuerwerk heißt das, dass in Hamburg für bestimmtes Feuerwerk an besonderen Gefahrenschwerpunkten Verbotszonen notwendig sein können. Das heißt für uns aber nicht, das private Silvesterfeuerwerk vor der eigenen Haustür zu verbieten. Der Senat muss für dieses Jahr einen Silvester-Corona-Plan vorlegen.“

In besonders dunklem Winter etwas Feuerwerk erlauben

"Wir werden mit großer Wahrscheinlichkeit auch um den Jahreswechsel herum weiter mit Kontaktbeschränkungen leben müssen", vermutet Anna von Treuenfels-Frowein (FDP). Aber sie spricht sich für etwas Knallerei aus: "Wenn sich nur wenige Personen aus wenigen Haushalten treffen dürfen, sollte ihnen in diesem besonders dunklen Winter wenigstens erlaubt sein, etwas Feuerwerk zu machen – natürlich unter Einhaltung aller Abstandsregeln."