Hamburg. Das neue Netz für kontinuierliche Messungen ist gestartet. Der Radverkehr in der Hansestadt hat um 33 Prozent zugenommen.
Die Entwicklung des Radverkehrs in Hamburg soll künftig erheblich genauer erfasst werden als bisher: 55 Wärmebildkameras zählen nun an Hauptverkehrs- und Bezirksstraßen, auf Velorouten und Nebenstrecken vorbeifahrende Radler, wie Verkehrssenator Anjes Tjarks am Dienstag im Rathaus sagte. Die Aufnahmen werden komplett anonymisiert, Gesichter seien nicht erkennbar.
Die Geräte bilden das neue Hamburger Radverkehrszählnetz (HaRaZäN). Die Kameras und deren Aufbau kosteten 1,38 Millionen Euro, davon übernimmt der Bund 690.000 Euro. Erste Daten aus der Erhebung sind schon im Internet auf der Urban Data Platform der Stadt veröffentlicht worden. Mittelfristig sollen im gesamten Stadtgebiet bis zum Ende des Jahres 91 Kameras für das Zählnetz aufgebaut werden, wie Tjarks sagte.
Hamburg hat den Radverkehr bisher händisch gemessen
Bislang hat Hamburg den Radverkehr zum einen händisch erfasst, indem an 38 Zählstellen in der Stadt jeweils ein Mal pro Jahr von Mitarbeitern der Verkehrsbehörde die Zahl der vorbeifahrenden Radler notiert wurde – und zum anderen mit der einzigen automatisierten Dauerzählstelle an der Gurlittinsel.
Das Abendblatt hatte Mitte Oktober bereits erste Ergebnisse des diesjährigen „Fahrradpegels“ von sechs Zählstellen veröffentlicht, die eine Zunahme des Radverkehrs andeuteten.
Deutlich mehr Radfahrer in Hamburg unterwegs
Nun liegen die Ergebnisse aller 38 Zählstellen bis November vor. Demnach ergeben die Messungen 2020 einen durchschnittlichen Anstieg des Radverkehrs von 33 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Das ist eine extrem motivierende Zahl, die uns in dem Kurs der Mobilitätswende bestätigt“, sagte Anjes Tjarks.
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Allerdings unterlagen diese Messungen tagesaktuellen Einflüssen wie der Witterung (an sonnigen Tagen sind für gewöhnlich mehr Radfahrer unterwegs). Daher bieten diese Daten „keine hinreichend genaue empirische Datengrundlage“, wie die Verkehrsbehörde mitteilte.
Dagegen lieferten die von den Wärmebildkameras kontinuierlich erhobenen Daten künftig ein genaueres Bild, wie sich der Radverkehr über das ganze Jahr gesehen entwickele. „Wir machen den Radverkehr in Hamburg transparenter“, sagte Tjarks. Der Bedarf etwa an zusätzlichen Radverkehrsstreifen und der Einfluss verschiedener Faktoren wie Baustellen auf den Radverkehr lasse sich mit genaueren Daten besser einschätzen.