Hamburg. Fast drei Jahrzehnte nach Schließung des berühmtesten Imbiss Hamburgs entsteht auf dem Kiez ein Neubau – nicht zur Freude aller.

Der berühmteste Imbiss Hamburgs soll einen würdigen Nachfolger finden. Nach fast 30 Jahren Hickhack um die sogenannte „Heiße Ecke“ Reeperbahn / Hein-Hoyer-Straße startet der lange geplante Neubau auf der Brachfläche jetzt offenbar. Die Baustelleneinrichtung läuft, am 1. Dezember soll der eigentliche Bau losgehen, hieß es aus dem Bezirksamt Mitte.

Genehmigt ist ein Hotel mit 117 Zimmern, Restaurant und Nachtclub im Untergeschoss. Das Gebäude hat nach derzeitiger Planung sechs Geschosse und zwei Staffelgeschosse, an der Ecke prangt an der abgeschrägten Fassade eine große Medienwand. Einbezogen werden die beiden Nachbargrundstücke an der Reeperbahn, denn das eigentlich berühmte Grundstück, auf dem vor 30 Jahren die heiße Imbissbude stand, hat nur rund 190 Quadratmeter.

"Heißen Ecke" wurde nie zum "Osmani-Tower"

Die Geschichten, die sich um An- und Verkauf des „teuersten Imbisses Hamburgs“ ranken, sind phantastisch wie die aus 1001 Nacht und mögen auch viel mit Nachtleben zu tun haben. Die Familie Osmani um den umstrittenen Inverstor Burim Osmani sollte das kleine Fleckchen Erde für horrendes Geld erworben haben mit dem Ziel, es mit einem Hochhaus zu vergolden.

Aber der „Osmani-Tower“ wurde nie genehmigt und über die Kaufpreise gab es nie belastbare Recherche-Ergebnisse. Überschaubar eingepreist und öffentlich verfügbar dagegen waren die Kaufpreise für die Eintrittskarten zum Musical „Heiße Ecke“, das sich im Schmidt`s Tivoli um die Wurst und die Gerüchteküche drehte.

So sieht die Baustelle an der Reeperbahn / Ecke Hein-Hoyer-Straße aktuell aus.
So sieht die Baustelle an der Reeperbahn / Ecke Hein-Hoyer-Straße aktuell aus. © HA | Alexander Josefowicz

Berliner Hotel-GmbH baut neue "Heiße Ecke"

Anschließend scheiterten mehrere Pläne, ein Hotel an der Ecke zu bauen. Zuletzt stieg 2017 mit der Hotel Lindner AG ein vielversprechender, wenn auch wenig kiezaffin wirkender Betreiber aus dem Projekt aus. Als Bauherr firmiert jetzt die „Hansische Hotel Reeperbahn GmbH & Co. KG“ mit Sitz in Berlin, an der wiederum diverse Gesellschaften beteiligt sind.

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Die Baugenehmigung stammt aus dem Jahr 2015 und wurde nur geringfügig geändert. Für Auskünfte war der Bauherr am Freitag nicht zu sprechen. Unklar ist, ob die „Hansische Hotel Reeperbahn GmbH & Co. KG“ nur der Projektentwickler oder auch der Eigentümer der Flächen ist. Für das kleine Eckgrundstück und mindestens eines der beiden Nachbargrundstücke stand Anfang 2017 noch Burim Osmani im Grundbuch.

Touristen: Kiez-Anwohner bedient

Der politische Kiez reagierte zwiespältig. „Es ist toll, dass da endlich gebaut wird“, sagte der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete für St. Pauli, Arne Platzbecker. „Aber schon wieder ein Hotel?“ Platzbecker befürchtet, dass der Kiez mit den vielen Hotelbauten der letzten Jahre an Charme und Gesicht verliert. „Die Anwohner fühlen sich angesichts der vielen Touristen ein bisschen wie im Zoo.“

Einem etwaigen Überangebot an Hotels kann aber mit planungsrechtlichen Mitteln, also von Amts wegen, kaum entgegengewirkt werden. An Hotspots wie der Reeperbahn sind aufgrund des Lärms nur Büros oder Hotels genehmigsfähig.

"Heiße Ecke": Was die Grünen kritisieren

Auch die Vorgaben für im Gesetz neu eingeführte sogenannte „urbane Gebiete“ setzen die Grenzwerte fürs Wohnen so niedrig an, dass sie im innerstädtischen Raum kaum einzuhalten sind. „In solchen Lagen können praktisch nur Büros oder Hotels gebaut werden“, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende im Bezirk Mitte, Tobias Piekatz.

Die im Bezirk Mitte oppositionellen Grünen monierten eine mangelnde Beteiligung an den Entscheidungen und mahnten bessere Information aus dem Bezirksamt an. „Grundsätzlich ist es gut, wenn Baulücken geschlossen werden, aber wir würden schon gern eine öffentliche Diskussion darüber haben, ob gute Gestaltungen und Konzepte dahinter stehen“, sagte der stadtplanungspolitsche Sprecher der Grünen im Bezirk Mitte, Clemens Willenbrock, „das können wir aber aktuell aufgrund fehlender Information nicht beurteilen.“