Hamburg. Die Branche liegt am Boden. Hamburg Tourismus GmbH leidet stark unter der Corona-Krise. Ein Hotelier fordert eine Kampagne.

Der Tourismus in Hamburg befindet sich seit inzwischen neun Tagen in seiner zweiten Zwangspause. Im ersten Lockdown von März bis Mai waren es rund zwei Monate. Seit dem 2. November gilt wieder ein touristisches Beherbergungsverbot, vorerst bis Ende November, aber es kann durchaus auch länger dauern.

Die Branche liegt am Boden, und die erfolgsverwöhnte Hamburg Tourismus GmbH (HHT) hat nach Abendblatt-Informationen massive Umsatzeinbrüche zu verzeichnen. Normalerweise verdient die HHT ihr Geld auch mit dem Verkauf von Eintrittskarten, zum Beispiel für die Musicals von Stage Entertainment. Aber seit Mitte März gibt es keine Vorstellungen mehr.

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Die Vermittlung von Hotelzimmern und Reisen nach Hamburg ist ein weiteres Geschäftsfeld, auch hier sind die Umsätze deutlich zurückgegangen. Die HHT hatte von der Stadt bereits eine Zuwendung von 1,2 Millionen Euro erhalten, um die Einnahmeeinbrüche auszugleichen.

Aufsichtsratschef fehlt wegen Corona bei der Sitzung

Die finanzielle Situation dürfte heute bei der Aufsichtsratssitzung der HHT ein beherrschendes Thema sein. Auch die Frage, wie geht es nach der Corona-Krise mit dem Tourismus weiter, wird zur Sprache kommen. Nicht dabei sein wird der Aufsichtsratsvorsitzende Andreas Rieckhof (SPD). Der Staatsrat der Behörde für Wirtschaft und Innovation ist nach Abendblatt-Informationen an Corona erkrankt.

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Es dürfte eine kontroverse Diskussion geben. Mit der Performance der HHT ist zumindest Niklaus Kaiser von Rosenburg nicht zufrieden. Der Hotelier ist nah dran. Zum einen ist Kaiser von Rosenburg HHT-Aufsichtsrat und außerdem Dehoga-Vizepräsident. Der Dehoga (Deutsche Hotel- und Gaststättenverband) Hamburg ist an der HHT mit zehn Prozent beteiligt, weitere zehn Prozent hält die Handelskammer und 29 Prozent der Tourismusverband Hamburg (TVH). Die Stadt ist mit 51 Prozent an der HHT beteiligt.

Im Abendblatt-Gespräch forderte Kaiser von Rosenburg: „Die HHT braucht einen Masterplan, wie sich der Tourismus in Hamburg in Zukunft aufstellen soll. Darauf warten wir seit Langem. Wichtig ist eine Neustartkampagne, damit – wenn touristische Reisen wieder erlaubt sind – viele Menschen in die Hansestadt reisen.“

"Der Tourismus in Hamburg befindet sich in einer dramatischen Situation"

Die aktuelle Imagekampagne der HHT „Weil wir Hamburg sind“ sei vielseitig und spreche sicher viele Menschen emotional an. Sie löse aber nicht unbedingt einen Reisewunsch aus und sei nicht vernetzt mit attraktiven Angeboten, die zu tatsächlichen Buchungen führen. Aufgabe der HHT müsse es sein, sich wieder mehr auf den Vertrieb zu konzentrieren und attraktive Reisepakete zu kreieren und zu vermarkten. Kaiser von Rosenburg spricht Klartext. „Es reicht nicht aus, nur bunte Hamburgbilder in die Welt hinauszusenden oder Bloggerevents zu organisieren.“

Aufsichtsrat Kaiser von Rosenburg, der die Hotels Baseler Hof an der Esplanade in der Innenstadt und die Mellingburger Schleuse in Poppenbüttel führt, hat einen weiteren Kritikpunkt. „Die jetzige Geschäftsleitung ist stark Marketing-orientiert und hat Produktentwicklung und Vermarktung vom Marketing getrennt. Das hat dazu geführt, dass die Reiseangebote der HHT nicht mehr von der Innovationskraft begleitet worden sind, die notwendig gewesen wäre, den Erfolg der HHT in diesem Gebiet fortzuführen.“

Handlungsbedarf sieht auch Wolfgang Raike, Vorsitzender des Tourismusverbandes Hamburg und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der HHT, der heute anstelle von Staatsrat Rieckhof die Sitzung leiten wird. „Der Tourismus in Hamburg befindet sich in einer dramatischen Situation, und natürlich ist jetzt vor allem die HHT gefragt, die eine Strategie präsentieren muss, wie die Hansestadt sich touristisch aufstellt, um wieder durchzustarten“, sagte Raike.

2,2 Millionen Euro, um für die Elbmetropole zu werben

Wie berichtet, stehen zusätzliche 2,2 Millionen Euro zur Verfügung, um für die Elbmetropole zu werben: „Der Hamburger Senat hat die zusätzlichen Mittel für eine gezielte Tourismuskampagne bereitgestellt. Die Kampagne bildet die Anforderungen der Branche ab und berücksichtigt zugleich die aktuellen Bedingungen in Zeiten der Corona-Pandemie“, sagte HHT-Sprecher Sascha Albertsen. Der Plan: „Sobald das Infektionsgeschehen es zulässt, werden wir die Mittel dafür einsetzen, den Umfang der Vermarktungsaktivitäten deutlich auszuweiten“, so Albertsen.

Unterdessen macht TVH-Chef Raike auf ein weiteres Problem aufmerksam: „Die Struktur der HHT unter einem Dach mit der Hamburg Marketing GmbH und einem Geschäftsführer, der diese Position in beiden Unternehmen hat, ist irritierend und keine übliche Konstellation. Wir müssen hier unbedingt klarere Verantwortlichkeiten und Strukturen schaffen.“

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