Hamburg. CDU kritisiert Rabe scharf: Schule ist “kein sicherer Ort“. Berechnungen der Behörde zeigen stark erhöhten Anteil an Neuinfektionen.
Auch am Freitag meldete die Schulbehörde eine hohe Zahl von Corona-Infektionen bei Schülerinnen und Schülern und Schulpersonal (also vor allem Lehrerinnen und Lehrer) in Hamburg. Aktuell sind demnach 97 Neuinfektionen an 69 Schulen registriert worden – 74 davon bei Schülerinnen und Schüler und 23 bei Schulbeschäftigten.
Die meisten Fälle gab es laut Behörde an der Stadtteilschule Finkenwerder (ein Schulbeschäftigter, zwei Schüler), der Stadtteilschule Lurup (zwei Schulbeschäftigter, ein Schüler), der Grund- und Stadtteilschule Eppendorf (drei Schüler), der Max-Schmeling-Stadtteilschule (vier Schüler), der Schule auf der Veddel (drei Schulbeschäftigte, ein Schüler und der Beruflichen Schule Anckelmannstraße (fünf Schüler).
Insgesamt gibt es laut Behörde derzeit 709 Infektionen von Menschen aus dem schulischen Kontext an 209 Schulen. Betroffen sind 549 Schülerinnen und Schüler sowie 160 Schulbeschäftigte. Aktuell befinden sich insgesamt 81 Klassen und 238 weitere Schulbeschäftigte in Quarantäne. In den knapp drei Wochen seit Ende der Herbstferien wurden 966 Neuinfektionen im Schulkontext registriert, davon 757 bei Schülerinnen und Schülern und 209 bei Schulbeschäftigten.
Schüler und Lehrer überdurchschnittlich häufig infiziert
Für erhöhte Aufmerksamkeit sorgt dabei auch im Senat mittlerweile der überdurchschnittlich hohe Anteil von Schülern und Lehrern an der Zahl der Neuinfektionen. Die derzeit rund 254.000 Schüler und 34.400 Schulbeschäftigte machen laut Schulbehörde etwas mehr als 15 Prozent der Hamburger Bevölkerung aus.
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Ihr Anteil an den täglichen Neuinfektionen lag aber zuletzt höher als ihr Anteil an der Bevölkerung – zum Teil sehr deutlich. Das geht aus Berechnungen der Behörde hervor, die dem Abendblatt vorliegen. Demnach machten die Neuinfektionen von Schülern und Lehrern am Montag fast 26 Prozent aller neuen Coronafälle aus, am Dienstag waren es fast 23, am Mittwoch fast 21, am Donnerstag etwa 16,5 Prozent und am Freitag erneut fast 20 Prozent aller Neuinfektionen.
Damit waren Schüler und Lehrer an jedem Schultag der Woche überdurchschnittlich stark am Infektionsgeschehen beteiligt, oder anders gesagt: Sie infizieren sich derzeit statistisch betrachtet häufiger als andere Hamburgerinnen und Hamburger. Das spricht nicht unbedingt dafür, dass in den Schulen besonders wenige Viren unterwegs sind – im Gegenteil.
Schulsenator Ties Rabe (SPD) räumt zwar ein, dass der Anteil der Infektionen bei Schülern und Schulpersonal in den vergangenen Tagen überdurchschnittlich hoch gewesen ist. "Allerdings war es in den 100 Tagen zuvor genau umgekehrt", sagte Rabe dem Abendblatt. "Seit Schulbeginn lag der Anteil von infizierten Schülern und Lehrern leicht unter dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung. Wir beobachten diese Lage sehr genau. Dennoch lässt diese Entwicklung keine Rückschlüsse darauf zu, wo sich die Menschen angesteckt haben und wie gefährlich Schulen sind."
Scharfe Kritik aus der CDU: "Senator Rabe kann keine Krise"
Angesichts der jüngsten Entwicklung übte am Freitag auch die CDU scharfe Kritik am Schulsenator. „Senator Rabe kann keine Krise“, sagte CDU-Schulpolitikerin Birgit Stöver. „Hamburgs Schulen, Schüler, Eltern und Lehrer werden in der Corona-Pandemie von der Schulbehörde immer noch weitestgehend alleine gelassen. Für den zu erwartenden massiven Anstieg der Infektionszahlen im Herbst und Winter ist an den Schulen fast nichts vorbereitet. Diese sind dadurch mitnichten ein sicherer Ort für unsere Kinder.“
Noch immer fehle „ein schlüssiger allgemeingültiger Corona-Notfall-Stufenplan“, so Stöver. „Auch die Mindestvoraussetzungen für einen hybriden Unterricht sind bis heute nicht flächendeckend geschaffen: Die Technik funktioniert schlicht nicht.“ Alle neuen Laptops an den Schulen, die Senator Rabe „öffentlichkeitswirksam vorgestellt“ habe, hätten den Zugriff auf das Mikrofon gesperrt. „Damit sind sie für die tägliche Arbeit und den Fernunterricht nicht zu gebrauchen, eine Lösung scheint zeitaufwendig und kompliziert zu sein“, so Stöver. „Wie kann so etwas Monate nach Beginn der Corona-Krise noch sein?“
Zudem wachse die Personalnot an vielen Schulen, weil auch immer mehr Lehrerinnen und Lehrer in Quarantäne müssten. „Auch das war zu erwarten“, so Stöver, „und trotzdem lässt es auch hier der Schulsenator an Konzepten fehlen“.