Hamburg. Fast alle Bezirke verzeichnen erhebliche Zuwächse bei den Neuinfektionen mit dem Coronavirus. Es gibt aber zwei Ausnahmen.

Das Coronavirus erfasst mittlerweile nahezu alle Hamburger Bezirke in ähnlicher Intensität. Das geht aus einer aktuellen Inzidenz-Berechnung des Hamburger Abendblatts hervor. Sie erfolgte auf Basis der Neuinfektionen in der Woche vom 26. Oktober bis 2. November.

In der Vorwoche hatte es noch große Unterschiede in den einzelnen Bezirken gegeben. Nun rücken alle zusammen. Der Bezirk Mitte weist mit 154,9 immer noch die höchste Sieben-Tage-Inzidenz auf (Zahl der Neuinfektionen auf Basis von 100.000 Einwohnern), liegt aber nicht mehr – wie in der Vorwoche – einsam an der Spitze (143). Damals gab es nur zwei Bezirke mit einer Inzidenz von mehr als 100, nun ist es genau umgekehrt: Nur zwei Bezirke liegen noch unter der 100er-Marke.

Corona: In Bergedorf verdreifacht sich die Inzidenz

Fast alle Bezirke verzeichnen erhebliche Zuwächse. In Bergedorf verdreifacht sich die Inzidenz – von 49,2 in der Vorwoche auf nun 148,2. In Wandsbek geht es von 90,7 auf 150,6 hoch, in Altona von 88,4 auf 123,5. Harburg meldet 152,3, in der Vorwoche waren es „nur“ 116,6.

Zwei Ausnahmen gibt es allerdings. Im Bezirk Nord ist der Zuwachs sehr moderat (von 89,2 auf 96,1), Eimsbüttel verzeichnet sogar einen Rückgang (von 87,6 auf 79,3). Zu vermuten ist allerdings, dass auch dort die Inzidenz steigen wird.

Hamburgweit lag die Inzidenz am Mittwoch bei 135,5, also leicht niedriger als am Vortag (136,4). 388 Neuinfektionen wurden gemeldet. 222 Corona-Patienten wurden in Kliniken behandelt, mehr als 50 von ihnen lagen auf Intensivstationen. Eine Auflistung der Gesundheitsbehörde von Mittwoch zeigt, dass alle Altersgruoppen betroffen sind. Der jüngste Intensivpatient ist zwischen elf und 20 Jahre alt. Zwei weitere Patienten sind zwischen 41 und 40, vier zwischen 41 und 50, neun zwischen 51 und 60. Die größte Zahl von Intensivpatienten (19) ist zwischen 71 und 80.

15 sind weitere Patienten an Corona gestorben

Mittlerweile sind 15 weitere Patienten an Corona gestorben. Die Fälle stammen aus dem Oktober, sie wurden nun gesammelt übermittelt. Zuständig dafür ist das In­stitut für Rechtsmedizin, das alle in Hamburg verstorbenen Coronapatienten obduziert und die Todesursache ermittelt. Die Gesamtzahl der während der Pandemie an dem Virus Verstorbenen steigt damit auf 256.

Unterdessen fordern die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen den Senat in einem Antrag auf, die angekündigten Bundesmittel aus dem „Pakt für den öffentlichen Gesundheitsdienst“ nicht nur für die kurzfristige Corona-Bekämpfung, sondern auch für einen langfristigen Personalaufbau in Hamburgs Gesundheitsämtern einzusetzen. „Die Pandemie hat den öffentlichen Gesundheitsdienst ins Rampenlicht gerückt“, sagt Grünen-Gesundheitsexpertin Gudrun Schittek.

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„Die Herausforderungen sind enorm, die Belastung groß. Dabei ist die schnelle Kontaktnachverfolgung für den Infektionsschutz nur eine von vielen wichtigen Aufgaben des ÖGD.“ Es sei daher absolut notwendig, dass der Bund die lokalen Gesundheitsämter stärkt. Hamburg wolle mit dem Geld – insgesamt stellt der Bund den Ländern für die Jahre 2021 bis 2026 vier Milliarden Euro zur Verfügung – aber einen „breit aufgestellten Personalaufbau“ betreiben, so Schittek.

Masken-Gegner wollen kaputte Masken vor Schulen verteilen

Die SPD-Gesundheitsexpertin Claudia Loss sagte: „In Hamburg legen wir einen Schwerpunkt auf die Gesundheitsämter der Bezirke, die bedarfsgerecht mit mehr Personal ausgestattet werden sollen. Neben dem Stellenaufbau wollen wir die IT-Infrastruktur und die Organisationsstruktur modernisieren.“

Am 9. November, dem Tag des Mauerfalls, planen Gegner der Maskenpflicht eine bundesweite Aktion. Sie wollen vor Schulen unbrauchbare Masken aus Netzstoff verteilen. Zugeordnet werden die Pläne einer Initiative aus dem Lager der Bewegung „Querdenken“. Ihre Mitglieder organisieren seit Monaten auch in Hamburg Demonstrationen gegen Corona-Schutzmaßnahmen und zweifeln grundsätzlich die Gefährlichkeit des Virus an.

„Uns haben auf verschiedenen Wegen entsprechende Hinweise erreicht“, sagte Peter Albrecht, Sprecher der Schulbehörde, auf eine entsprechende Abendblatt-Anfrage. Die Schulleitungen seien informiert, könnten aber nur dann eingreifen, wenn jemand ein Schulgelände betreten würde. Im öffentlichen Raum, also im Umfeld der Schule, könnten solche Aktionen nicht verhindert werden.

Eltern sind vorgewarnt worden

„Aber auch in der Vergangenheit haben Schulleitungen bei vergleichbaren Aktionen das aktive Gespräch mit solchen Aktivisten gesucht und so wahrnehmbar Kontra gegeben“, sagte Albrecht. Die Eltern seien ebenfalls vorgewarnt worden. Noch sei aber schwer einzuschätzen, ob es in Hamburg zu wahrnehmbaren Aktivitäten kommen werde.

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Stimmung gegen die Maskenpflicht in Schulen macht derzeit in den sozialen Netzwerken die Initiative „Eltern stehen auf“. Auf Flyern fordert sie „Masken-frei“, „Abstands-frei“, „Quarantäne-frei“ und spricht sich für eine „freie Impfentscheidung“ aus. In einer Zeichnung wird vor angeblich negativen Folgen des Tragens einer Maske wie Torkeln oder Kopfschmerzen gewarnt.

Einer der Initiatoren, laut Homepage Administrator des Chats der Gruppe, schreibt über sich selbst, dass er sich seit „seiner Jugend für Themen abseits des Mainstreams interessiert“. Über das Internet bietet er Seminare zu Themen wie Rutengehen und Pendeln sowie „Telepathie – Die Multidimensionalität des Bewusstseins“ an.