Hamburg. Erhebungen zeigen deutliche Zunahme gegenüber dem Vorjahr. Zählsystem soll im November stadtweit Betrieb aufnehmen.
Die Zahl der Radfahrer ist im laufenden Jahr deutlich gestiegen. Das zeigen die Messungen an der Station Gurlitt-Insel an der Alster und erste Ergebnisse des diesjährigen „Fahrradpegels“, für den einmal jährlich an 38 Punkten in der Stadt stichprobenartig das Fahrradaufkommen händisch registriert wird. Am Montag wurde an der automatisierten Zählstelle Gurlitt-Insel bereits die Marke von zwei Millionen Radfahrern überschritten – ein Plus von mehr als sechs Prozent gegenüber demselben Zeitraum im Jahr 2019, als bis zum 19. Oktober lediglich 1,88 Millionen Radler gezählt wurden.
Zwar wurden die Zählungen des Fahrradpegels in diesem Jahr in weiten Teilen aufgrund der Corona-Pandemie verschoben, weil „die Covid-19-Epidemie unmittelbare Auswirkungen auf das Verkehrsgeschehen hatte, die Verkehrszählungen nach Möglichkeit aber langfristig repräsentativ sein sollen“, wie der Senat in seiner Antwort auf eine Kleine Anfrage des CDU-Verkehrspolitiker Richard Seelmaecker mitteilte. Die bereits erfolgten Zählungen zeigen allerdings auch hier einen deutlichen Aufwärtstrend beim Radverkehrsaufkommen.
Verkehrssenator: „Toller Erfolg für die Mobilitätswende“
An sechs Punkten der Stadt wurden jeweils am 16. Juni dieses Jahres die Radler gezählt – einem sonnigen und warmen Dienstag. An der Kennedybrücke wurden mit 11.626 Radfahrern und an der Lombardsbrücke mit 3517 die bisher höchsten Werte überhaupt ermittelt. An beiden Stellen wurde von 6 bis 19 Uhr gezählt. Neue Rekorde wurden auch am Schlump (2299 Radler), an Schröderstiftstraße (2586), Kleiner Schäferkamp (2553) und Schäferkampsallee (1864) aufgestellt. An diesen vier Punkten wurde von 7 bis 9 und 13 bis 18 Uhr gezählt.
„Der Zähler auf der Gurlitt-Insel hat den zweimillionsten Radfahrenden in diesem Jahr gezählt – so früh im Jahr wie nie zuvor. Das ist ein toller Erfolg für die Mobilitätswende in unserer Stadt“, sagte Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) dem Abendblatt. „Wir sehen sowohl bei dieser dauerhaften Zählstelle, als auch bei den vorliegenden händischen Zählungen ein sehr deutliches Plus gegenüber den Vorjahren – trotz eines coronabedingten allgemeinen Rückgangs der Mobilität in unserer Gesellschaft.“
Bedeutung des Fahrrads steigt
Das zeige „sehr deutlich, dass die Bedeutung des Fahrrads im Mobilitätsmix weiter deutlich steigt“. Um die Daten- und Entscheidungsgrundlage für die kommenden Jahre weiter zu verbessern, werde noch in diesem Jahr das „Hamburger Radzählnetz“ starten, so der Senator. „Dies ist in diesem Umfang in Deutschland einmalig und wird zu einem sehr wichtigen Tool in der Mobilitätswende insgesamt und die Radverkehrsförderung im Speziellen werden.“
In dem neuen automatisierten Zählnetz sollen vermutlich vom November an Radfahrer an mindestens 41 Orten rund um die Uhr mithilfe von Wärmebildkameras registriert werden. Die erhobenen Daten sollen dann auf dem Geoportal der Stadt im Internet für alle Bürger abrufbar sein. Allerdings hat die Stadt dafür ausweislich der Antwort auf die CDU-Anfrage aus Kostengründen auf die geplanten sieben Radverkehrszählsäulen nach Vorbild der Gurlitt-Insel verzichtet. Die Standorte seien in das Projekt „Hamburger Radverkehrszählnetz“ integriert worden.
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„Auch in Hamburg ist nicht alles Gold, was radelt. Das klammheimliche Aus für die von SPD und Grünen in der vergangenen Wahlperiode großspurig angekündigten sündhaft teuren sieben Fahrradzählsäulen zeigt dies mehr als deutlich“, konstatiert CDU-Verkehrspolitiker Seelmaecker. „Die Zeit für derlei Symbolpolitik ist spätestens seit der Corona-Pandemie vorbei, und das ist auch gut so.“ Umso wichtiger sei es, dass die geplanten einfacheren Dauerzählstellen endlich eingerichtet würden, so Seelmaecker. „Denn verlässliche Zahlen sind auch für die Planung und Förderung des Radverkehrs das A und O.“