Hamburg. Die drohende Sperrstunde um 23 Uhr sorgt für Verunsicherung. Beherbergungsverbot führt bereits zu Stagnation bei Buchungen.
Die Hansestadt wird die Maskenpflicht im öffentlichen Raum zunächst nicht ausweiten. Hamburg hat diese bereits am Montag verschärft und insofern die am Mittwoch in Berlin von Bund und Ländern getroffene Entscheidungen vorweggenommen. Danach soll in Städten und Regionen mit stark steigenden Corona-Zahlen (ab 35 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner in sieben Tagen) eine verschärfte Maskenpflicht gelten.
In Hamburg muss der Mund-Nasen-Schutz auf besonderen öffentlichen Plätzen, bei Veranstaltungen in geschlossenen Räumen (außer auf Sitzplätzen) und in gastronomischen Betrieben getragen werden. Ein Sprecher der Innenbehörde betonte, dass die Kontrollen mit „Augenmaß“ erfolgen werden. Bei Verstößen gegen die Maskenpflicht ist mit einem Bußgeld von 80 Euro zu rechnen. Die Kontrollen würden nicht nur von der Polizei vorgenommen, sondern auch von Mitarbeitern des Gesundheitsamtes und des Amtes für Arbeitsschutz, sagte eine Sprecherin der Sozialbehörde.
Schilder verweisen auf Maskenpflicht im öffentlichen Raum
Außerdem sind verstärkt Beamte der Bundespolizei auf Bahnhöfen und am Airport im Einsatz. Mit Schildern sollen die Bürger in den ausgewiesenen öffentlichen Räumen auf das Tragen einer Maske hingewiesen werden. Für die Umsetzung dieser Maßnahme sind die Bezirke zuständig. Bislang wurden in Hamburg 230 provisorische Masken-Schilder aufgestellt. Ab November sollen sie durch Metallschilder ersetzt werden. Nach jetzigem Stand der Dinge sollen es insgesamt 250 Schilder werden, sagte ein Sprecherin des Bezirksamtes Mitte.
Umstritten bleibt in der Stadt das ebenfalls in Berlin heiß diskutierte und in Hamburg noch gültige Beherbergungsverbot, das die Landesregierung allerdings für falsch hält. In Niedersachsen wurde es am Donnerstag vom Gericht gekippt, in Hamburg wurde bislang offensichtlich noch nicht geklagt. Franz J. Klein, Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), sagt: „Es ist kein Fall bekannt ist, wo es in einem Hotel zu einem Ausbruch gekommen ist. Hunderttausende reisen täglich nach Hamburg ein, zum Beispiel zum Arbeiten und Einkaufen. Wo ist man besser geschützt als in einem Hotelzimmer?“
Der Hamburger Senat sollte sich bei der Umsetzung der Beschlüsse genau überlegen, was der Gastronomie und Hotellerie noch zugemutet werden könne, so Klein. Niels Pirck, Vizepräses der Handelskammer, warnte unterdessen vor einer „Pleitewelle“, sollte es zu weiteren Beschränkungen und Arbeitsverboten in der Hamburger Wirtschaft kommen.
Hotelier: Beherbergungsverbot verunsichert Gäste
Wie stark das Beherbergungsverbot die Branche trifft, macht Alex Obertop, General Manager des Side Hotels, deutlich. Während es in „normalen Zeiten“ gut 100 Neubuchungen pro Tag gebe, so seien es jetzt „fast null“. Thomas Kleinertz, Geschäftsführer des The Madison Hotels, spricht bereits von einem „erneuten Shutdown“. Das Beherbergungsverbot stürze die ohnehin gebeutelte Branche ein zweites Mal innerhalb kürzester Zeit in den Abgrund. „Allein in den vergangenen sieben Tagen mussten wir einen Belegungsrückgang von knapp zehn Prozentpunkten für den Oktober hinnehmen.“ Von „massiv verunsicherten Gästen“ berichtet André Vedovelli, Vorstand des Grand Elysée Hamburg. Und Franco Esposito, Geschäftsführender Direktor Hotel Atlantic, fordert „klare und einheitliche Regelungen, die für alle Beteiligten verständlich und umsetzbar sind“.
Weitere Probleme dürfte die auf der Ministerpräsidentenkonferenz vereinbarte 23-Uhr-Sperrstunde in der Gastronomie mit sich bringen. Sie gilt ab 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern in sieben Tagen. „Eine Sperrstunde wäre für uns Kneipenbetreiber eine Katastrophe“, sagt Yalvac Emre, der das „Lal Pera“ und das „Kuddl“ in Eimsbüttel betreibt. „Wenn wir um 22 oder 23 Uhr schließen müssten, dann könnten wir im Grunde auch ganz dicht machen“, sagt er.
Clubbetreiber: Sperrstunde macht wenig Sinn
„Bei uns kommen die meisten Gäste erst gegen 22 Uhr, und wenn wir um 23 Uhr schließen müssten, würde es sich für uns kaum noch lohnen, zu öffnen“, sagt Uwe Christiansen, der seit 23 Jahren die Szenebar Christiansen’s am Pinnasberg führt. Eine Sperrstunde würde die Leute in die Illegalität drängen. Sie würden zu Hause private Partys machen, wenn die Bars geschlossen haben, so der Gastronom.
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Das sieht Tim Becker, der auf dem Kiez unter anderen das Frieda B, den Thomas Reed Irish Pub und den Noho Club betreibt, ähnlich: „Die Sperrstunde macht wenig Sinn, um Corona einzudämmen.“ Die Gäste würden sich trotzdem weiter treffen und eigene Events zu Hause oder in anderen Locations organisieren – ohne Adressdaten zur Nachverfolgung.