Hamburg. Immer mehr Betriebe melden Insolvenz an, wie das Hotel Crowne Plaza. Zugleich eröffnen einige Restaurants mit neuem Konzept.

Vor fast fünf Monaten, am 13. Mai, durften die Restaurants und Kneipen nach dem coronabedingten rund zweimonatigen Lockdown in Hamburg wieder öffnen. Und seit dem 19. Mai ist es den Hotels wieder erlaubt, Touristen zu beherbergen. Aber der Normalzustand ist noch nicht eingekehrt, die Umsätze haben bei Weitem nicht das vorherige Niveau erreicht, und die neuen Infektionszahlen lassen Schlimmes befürchten.

So sieht die erste Zwischenbilanz im Hamburger Gastgewerbe auch nicht besonders rosig aus: Das Hotel Crowne Plaza am Graumannsweg gehört mit 291 Zimmern zu den größten Hotels der Stadt. Im November 2019 wurde mit viel Champagner die 12,5 Millionen Euro teure Modernisierung gefeiert. Doch dann kam Corona – und inzwischen hat nach Informationen des Abendblatts die Betreibergesellschaft Tidal Operations Germany GmbH Insolvenz angemeldet. Noch ist das Vier-Sterne-Superior-Haus geöffnet, aber es muss ein neuer Betreiber gefunden werden. Das dürfte schwierig werden, denn der Hamburger Hotelmarkt gilt als völlig übersättigt – und die Zahl der Übernachtungen ist gegenüber dem Vorjahr deutlich zurückgegangen. Für das Crowne Plaza arbeiten rund 60 Mitarbeiter, etwa die Hälfte ist in Kurzarbeit.

Izakaya hat seit dem Lockdown Mitte März geschlossen

Auch auf der anderen Seite der Außenalster ist die Lage ernst. „Vorübergehend geschlossen“ steht an der Tür des Szenelokals Basil & Mars am Alsterufer. „Wir befinden uns im Insolvenzeröffnungsverfahren für das Basil & Mars“, bestätigte der zuständige Insolvenzverwalter Rechtsanwalt Ralf Marten Pachmann auf Abendblatt-Anfrage. Nun sucht der Insolvenzverwalter nach neuen Betreibern für die Fläche. „Es gibt bereits erste Gespräche. Aber es wird während der Corona-Krise nicht leicht sein, zeitnah einen geeigneten Mieter für das Restaurant zu finden, so Pachmann.

Das Restaurant Izakaya hat bis auf Weiteres geschlossen.
Das Restaurant Izakaya hat bis auf Weiteres geschlossen. © Roland Magunia | Roland Magunia

Das asiatische Nobelrestaurant Izakaya im stylishen Sir Nikolai Hotel an der Katharinenstraße in der Altstadt hat schon seit dem Lockdown Mitte März geschlossen. Auf der Internetseite der kleinen, aber feinen Izakaya-Kette ist Hamburg als Standort bereits verschwunden. „Wir müssen die weitere Entwicklung der Corona-Pandemie beobachten, wie und in welcher Form über eine Wiedereröffnung des Izakaya in Hamburg im Jahr 2021 nachgedacht werden kann“, sagte eine Sprecherin der The Entourage Group, zu der das Izakaya gehört.

Auch das Eataliano hat aufgegeben

Am Eppendorfer Weg hat das Eataliano aufgegeben, dort zieht ein neues italienisches Lokal ein. Auch das alteingesessene China-Restaurant Golden an der Wartenau hat für immer geschlossen. Zur aktuellen Situation der Branche sagt Franz Klein, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Hamburg: „In der Gastronomie schätzen wir die Umsatzrückgänge im Durchschnitt aktuell auf rund 50 Prozent, wobei das auch immer vom Konzept des jeweiligen Lokals und den Platzverhältnissen abhängt.“ Die Zukunft sieht düster aus: „Es stehen bereits viele Betriebe auf der Kippe. Wir gehen davon aus, dass bis zum Jahresende, wenn viele Kosten auflaufen, etwa ein Drittel der Betriebe in Hamburg vor dem Aus steht.“

Die Gastronomie muss seit der Wiedereröffnung zahlreiche Auflagen erfüllen: Mindestabstand zwischen den Tischen, Maskenpflicht und aufwendige Hygienekonzepte. Außerdem müssen die persönlichen Daten der Gäste aufgenommen werden. Sollte die Sieben-Tage-Inzidenz (Zahl der Corona-Neu-Infektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche) weiter ansteigen – am Freitag lag der Wert bereits bei 39,5 – erwägt der Senat dem Vernehmen nach als eine zusätzliche Maßnahme eine Sperrstunde wie in Berlin. Dort müssen alle Kneipen, Kioske und Geschäfte von 23 bis 6 Uhr schließen. Weitere Einschränkung könne die Gastronomie jedoch nicht mehr verkraften, sagt Klein.

Trotz der Corona-Krise haben viele Gastronomen Mut

Aber trotz der Corona-Krise haben viele Gastronomen Mut, eröffnen Lokale oder verwirklichen neue Konzepte. Und dabei wird vor allem auf Lokalkolorit gesetzt: Am Sonnabend eröffnet in der ersten Etage des Schmidt Theaters am Spielbudenplatz auf St. Pauli das Restaurant Reep – die Kurzform der angrenzenden Reeperbahn. Zuvor hatte hier das Dips’n Stix seine Heimat. Jetzt setzen die Schmidt-Chefs Tessa Aust, Hannes Vater und Corny Littmann auf Klassiker der Hamburger Küche und feine norddeutsche Hausmannskost. „Das Reep wird das Esszimmer für unser Theater, für St. Pauli und die ganze Stadt“, sagt Schmidt-Gründer Littmann.

Dehoga-Präsident Franz Klein kämpft für Gastronomie und Hotellerie.
Dehoga-Präsident Franz Klein kämpft für Gastronomie und Hotellerie. © Roland Magunia/Hamburger Abendblatt/Funke Foto Services

Das Kleinhuis an der Fehlandtstraße im Hotel Baseler Hof erhält ebenfalls eine neue Ausrichtung – als norddeutsches Restaurant. „Was bei uns serviert wird, hat nicht mehr als 250 Kilometer Wegstrecke zurückgelegt. So bringt das Kleinhuis Restaurant den Hamburgern und Besuchern unsere schöne Stadt auch kulinarisch näher“, sagt Direktor Niklaus Kaiser von Rosenburg.

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Zwei neue Betriebe gibt es am Eppendorfer Weg: Mitte Juli ist Lars Heemann mit seinem neuen Restaurant Heemann gestartet. Dort werde für die Gäste „weltoffen hamburgisch“ gekocht. Und die Taqueria Mexiko Strasse aus St. Pauli hat am Eppendorfer Weg gerade ihren zweiten Standort eröffnet.