Hamburg. Hamburgs Vorzeigeboulevard ist seit Freitag (fast) autofreie Zone. Der Handwerkskammer gefallen die neuen Einschränkungen nicht.

Der Hamburger Jungfernstieg ist seit Freitag weitgehend autofrei. Nur Taxis und Busse sowie Liefer- und Müllwagen dürfen zwischen 21 und 11 Uhr die Straße an der Binnenalster noch befahren. Ende September hatte am Hamburger Jungfernstieg der Umbau zu einer weitgehend autofreien Straße begonnen. In einem ersten Schritt wurde der Radweg an der Binnenalster aufgehoben. Radfahrer nutzen seitdem die Fahrbahn.

Seit Freitagmorgen sind der Jungfernstieg sowie die abgehenden Straßen Große Bleichen und Neuer Wall für den sogenannten privaten Individualverkehr gesperrt. Taxis und Busse sowie Lieferverkehr (21 bis 11 Uhr) dürfen die Straßen weiterhin durchfahren. Im Bereich Poststraße ändert sich zudem die Richtung der Einbahnstraße.

Am Freitag waren jedoch nur acht Beamte im Einsatz, um die neue Maßnahme durchzusetzen. Deshalb ließen sich hier und da noch private Pkw beobachten, die über den Jungfernstieg fuhren. Entsprechende Hinweisschilder waren bereits am Donnerstagabend rund um die Binnenalster aufgestellt worden.

Die neue Verkehrsführung am Hamburger Jungfernstieg

Jungfernstieg wird weitgehend autofrei

Der Jungfernstieg wird damit weitgehend autofrei. "Dies leistet einen spürbaren Beitrag zur Mobilitätswende in Hamburg", heißt es in der Mitteilung der Verkehrsbehörde. Gleichzeitig sei die Erreichbarkeit der Innenstadt für alle Hamburgerinnen und Hamburger sichergestellt. "Die Parkhäuser sind im Innenstadtbereich weiterhin alle erreichbar". Ziel des Umbaus sei es, den Jungfernstieg und die gesamte Innenstadt attraktiver und verkehrsberuhigter zu gestalten.

In diesem Zusammenhang ändert sich nicht nur die Verkehrsführung am Jungfernstieg. Der Senat verspricht sich von der Maßnahme in diesem Bereich eine deutliche Steigerung der Aufenthaltsqualität: Die gewonnenen Flächen sollen dem Fuß- und Radverkehr zu Gute kommen.

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Umbau Jungfernstieg geschieht in zwei Etappen

Die Umsetzung geschieht in zwei Etappen: Bis Mitte November wird eine Übergangslösung ohne größere bauliche Eingriffe erstellt. Die zweite Phase mit den endgültigen baulichen Änderungen erfolgt dann im Frühjahr 2022. Diese Terminierung stellt sicher, dass die Maßnahmen das Weihnachtsgeschäft der beiden kommenden Jahre nicht beeinträchtigt.

Informationen rund um dieses Projekt, die weiteren Schritte im Prozess „Stadtwerkstatt Innenstadt 2025-2030“ sowie Informationen zur Aufwertung der Hamburger Innenstadt bietet die Seite: www.hamburg.de/innenstadt/

Autofreier Jungfernstieg – Handwerkskammer übt Kritik

Scharfe Kritik an den neuen Einschränkungen am Jungfernstieg kommt von der Hamburger Handwerkskammer. Bei den Koalitionsverhandlungen zwischen SPD und Grünen sei im Mai beschlossen worden, alle Interessengruppen bei der Planung zu berücksichtigen, sagte Kammerpräsident Hjalmar Stemmann im Abendblatt-Interview. "Das ist mit uns, dem Handwerk, nicht ausreichend geschehen."

Die Begrenzung des Wirtschaftsverkehrs auf die Nachtzeit bezeichnete Stemmann als "dumm Tüch" (dummes Zeug). "Wir können notwendige Reparaturen und Renovierungen nicht nur nachts oder am frühen Morgen ausführen." Der Kammerpräsident forderte eine unbürokratische Regelung bei Fahrrechten und Parkerlaubnissen für Handwerker und soziale Dienste in ganz Hamburg.

Von der Verkehrsbehörde hieß es, auch mit der Handwerkskammer sei über die Planungen gesprochen worden. Allerdings habe es vonseiten der Anlieger des Jungfernstiegs kein Interesse an einer Ausweitung der Lieferzeiten gegeben. Der Behördensprecher fügte hinzu: "11 Uhr ist nicht nachts." Außerdem seien die Lieferzonen in unmittelbarer Nähe des Jungfernstiegs ausgeweitet worden. Lieferanten und Handwerker könnten in etwa 70 Meter Entfernung parken. "Es gibt auch Ausnahmegenehmigungen für Handwerker", sagte der Sprecher.