Hamburg. Glücksminuten für die kleinen Patienten im Altonaer Kinderkrankenhaus. Verein wünschdirwas e.V. machte es möglich.
Adele (9) und Adam (2) sind seit frühester Kindheit schwerst krank, sitzen im Rollstuhl und sind auf Langzeitbeatmung angewiesen – wie alle Patienten hier im Lufthafen am Altonaer Kinderkrankenhaus.
Adele und Adam haben aber noch etwas gemeinsam: Sie hören richtig gern Rolf Zuckowski. Adele macht bei seinen Liedern rhythmische Bewegungen und Adam haut begeistert auf seine kleine Trommel.
Rolf Zuckowski überrascht Patienten im Altonaer Kinderkrankenhaus
Jetzt hat der Verein wünschdirwas e.V. Adele und Adam ermöglicht, den Hamburger Liedermacher einmal live zu erleben. Am Mittwoch überraschte Rolf Zuckowski seine beiden Fans und die anderen Kinder der Wohnstation mit einem Konzert.
Das fand zwischen Luftballons im Garten der Einrichtung statt – unter Einhaltung aller Hygienemaßnahmen, denn die Lufthafen-Bewohner sind besonders gefährdet.
Zuckowskis Lieder sind Klassiker der Kindermusik
Bevor der 73-jährige Liedermacher zur Gitarre griff, sprach Philippe Stock, Leitender Arzt der Pädiatrie, ein paar Begrüßungsworte. Dafür, dass Zuckowski „wie kein zweiter die Kindermusik in Deutschland und über die Grenzen hinaus geprägt“ habe, führte er ein aktuelles Beispiel aus seiner eigenen Familie an. Gerade erst habe man dort zum Geburtstag seiner erwachsenen Tochter „Wie schön, dass du geboren bist“ gesungen – „ein Ritual seit 22 Jahren“.
„Sie sind ein Musiker, dem man anmerkt, dass er mehr von Herz und Leidenschaft angetrieben wird als von Erfolg und Rampenlicht“, sagte er an Zuckowski gewandt. Und das bewies der Liedermacher aufs Neue.
Vor seinem Auftritt schritt er zunächst die in den Garten oder an die große Schiebetür geschobenen Kinderbetten und Rollstühle ab, begrüßte jedes Kind mit dem gebührenden Abstand und sang dann: „Das eine Kind ist so, das andere Kind ist so. Das eine Kind ist groß, das andere Kind ist klein. Doch jedes Kind will träumen und vor allem glücklich sein.“
In Hospizen "gehen die Uhren anders"
Er habe schon häufig in Krankenhäusern und Hospizen gesungen, erzählte er dann. „Da gehen die Uhren anders. Manche Minuten dort sind wertvoller als ein Urlaub.“ Vielleicht galt das an diesem Vormittag auch für die Lufthafen-Kinder.
„Wie schön, dass du geboren bist“, sang Zuckowski ihnen vor, und „Januar, Februar, März, April – die Jahresuhr steht niemals still“. Sie hörten ihm jedenfalls gebannt zu. Adele strahlte, Adam vergaß das Trommeln.
Willkommene Abwechslung vom Klinikalltag
Sogar die kleine Minna (1) ließ den Liedermacher nicht aus den Augen. Auch für die Kinder anderer Stationen, die sich zu den sechs Lufthafen-Bewohnern gesellt hatten, war die Musik eine willkommene Abwechslung vom Klinikalltag.
Vor seinem Hit „In der Weihnachtsbäckerei“ fragte Zuckowski mehr rhetorisch: „Darf man das eigentlich jetzt schon singen?“, antwortete sich dann aber selbst: „Klar, in den Geschäften gibt es ja auch schon Lebkuchen.“
Auf Instagram erzählt Zuckowski die Entstehung seiner Lieder
Es folgte das Mutmacher-Lied „Wir schaffen das schon“, das der Liedermacher, wie er danach erzählte, auf einen Ausspruch seines damals dreijährigen Sohnes im Blankeneser Treppenviertel hin komponiert habe.
Wer mehr zum Entstehen seiner Lieder erfahren wolle, könne sich darüber im Internet informieren, sagte Zuckowskis an die Erwachsenen gewandt. „Auf Instagram und Facebook erzähle ich die Geschichten meiner Lieder.“
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Zuckowski: "Es ist immer wieder berührend"
Nach dem Hit „Vogelhochzeit“ schritt er noch einmal die Reihe seiner kleinen und großen Zuhörer ab und fragte nach Wünschen. Ein zweites Mal „Jahresuhr“, das Badewannenlied „Nackidei“ und „Was Spaß macht“, dann war das Konzert zu Ende.
„Spaß“ kann man beim Singen vor auf Beatmung angewiesen Kindern wahrscheinlich nicht haben. Wie ist das also? „Es ist immer wieder berührend“, sagt Zuckowski. „Ich nehme den Wert einer halben Stunde dann wirklich ganz anders wahr: als ein Stück Leben.“