Hamburg. Laut Barkombinat haben Kontrolleure versucht, Betreiber in eine Falle zu locken. Bezirkschef Droßmann weist Vorwürfe zurück.

Seit Monaten kontrollieren Mitarbeiter der Ordnungsämter, oft begleitet von Polizeibeamten, Clubs, Kneipen und Shisha-Bars, ob die Corona-Auflagen eingehalten werden. Am vergangenen Wochenende wurden insgesamt 182 Verstöße registriert, vor allem gegen die Maskenpflicht und gegen Abstandsgebote. Aber auch Gästelisten wurden wiederholt schlampig geführt.

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Jetzt wendet sich das Barkombinat, ein Zusammenschluss von Bar- und Kneipenbetreibern, gegen die Vorgehensweise der Prüfer. „Den Razzien-Stil, in dem die Kontrollen von Behörden, Politik und Polizei durchgeführt wurden, finden wir hochproblematisch“, schreibt das Barkombinat auf Facebook.

Gastronomen in Hamburg: Kontrollteams wollen Bars in Falle locken

Weiter heißt es dort: „Uns sind Fälle bekannt, in denen die Kontrollteams geradezu scharf darauf sind, Verstöße zu finden. In einem Fall haben sie es sogar darauf angelegt, Verstöße selbst zu produzieren. Oder anders gesagt: Barbetreiber*innen in eine Falle zu locken. Das hilft in der jetzigen Situation überhaupt nicht.“

Falko Droßmann (SPD), Bezirksamtschef Mitte, weist die Vorwürfe entschieden zurück: „Das ist absoluter Unsinn.“ Der Bezirk habe überhaupt kein Interesse, überzogen gegen die Gastronomie vorzugehen, im Gegenteil: „Wir setzen alles daran, dass es nicht wieder zu generellen Schließungen wie zu Beginn der Pandemie kommt.“ Und viele Betriebe würden sich absolut vorbildlich verhalten.

Droßmann: Verstoß gegen Corona-Auflagen völlig inakzeptabel

Es sei aber völlig inakzeptabel, wenn etwa wie geschehen Shisha-Betreiber gegen Corona-Auflagen verstoßen, indem sie zulassen, dass Mundstücke unter Gästen weiter gereicht werden. Um genau solche schwarze Schafe in der Branche gehe es ihm. Droßmann kritisierte in diesem Zusammenhang ebenfalls Bars, in denen Türsteher den Einlass der Prüfer hinauszögern, damit Publikum durch Hintertüren verschwinden kann.

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Auch den Vorwurf, man habe Fallen gestellt, lässt Droßmann nicht gelten. „Dies bezieht sich wahrscheinlich auf unsere Alkohol-Testkäufe bei Kioske zu Zeiten, in denen dies verboten ist.“ Diese Methode sei aber geboten, um solche Verstöße festzustellen und Betreiber dann entsprechend zu ermahnen.

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Beschwerden über Prüfer gibt es auch in Altona

Ärger gibt es ebenfalls in Altona. Stephan Fehrenbach, Betreiber der Bar Laundrette in Ottensen, kritisiert in einem Video auf seiner Facebookseite die Kontrolle am Wochenende: „Acht junge Menschen sind in meinen Laden gestürmt. Der Barmann hat ihnen gesagt: Wir haben keinen Platz für Euch.“

Die Leute hätten sich dann aber dennoch in der Laundrette verteilt, während zeitgleich zwei Mitarbeiter des Ordnungsdienstes die Position eines unbesetzten Stuhls auf dem Bürgersteig moniert hätten. Erst dann habe sich herausgestellt, dass die acht jungen Leute ebenfalls zum Kontrolldienst gehören.

„Was für Methoden werden hier angewendet? Was soll das?“ fragt Fehrenbach. Zwei seiner Mitarbeiter hätten bereits gekündigt. „Sie sagen, dies ist nicht mehr der Job, den sie machen wollen. Dann kreiert das Ordnungsamt nochmal eine Stress-Situation. Geht’s noch?“

Von Berg: Kein Anlass für "Verschwörungstheorien"

Altonas Bezirksamtschefin Stefanie von Berg (Grüne) weist den Vorwurf zurück, es habe sich bei den jungen Leuten um verdeckte Ermittler gehandelt: „Bei dieser Gruppe handelte es sich um Hospitant*innen, die unseren Kontrolldienst verstärken sollen. Diese Gruppe ist den ganzen Abend freiwillig mit dem „richtigen“ Kontrollteam unterwegs gewesen, um gezeigt zu bekommen, auf was sie achten sollen.“

Es sei zwar ein Fehler gewesen, dass sich das Team nicht zu erkennen gegeben habe: Das werde ich gerne beim Einsatzleiter ansprechen.“ Dies sollte aber kein Anlass für „Verschwörungstheorien“ sein. Ihr Appell: „Bitte erst fragen, gerne auch beschweren, dann posten. Danke!“

Im Übrigen sei die Kontrolle der richtigen Position der Stühle und Tische in der Außengastronomie wichtig: „Gerade im engen Ottensen müssen wir auf die 1,50 Meter achten. Das mag Ihnen kleinlich vorkommen - den Rollstuhlfahrer*innen ist das nicht zu kleinlich.“