Hamburg. Zum Teil erschütternde Erlebnisse für Corona-Kontrolleur Falko Droßmann. “Gastronomen arbeiten gegen uns.“
Mit einem großen Aufgebot an Polizisten, Feuerwehrleuten und Mitarbeitern des Hamburger Zoll hat der Bezirksamtsleiter (Mitte) Falko Droßmann (SPD) in der Nacht zu Sonntag erneut Bars und Kneipen auf St. Pauli und im Schanzenviertel kontrolliert. Dabei wurden Etablissements an der Reeperbahn, der Großen Freiheit und am Hans-Albers-Platz unter die Lupe genommen. Auch Mitarbeiter des Amtes für Arbeitsschutz waren dabei. Insgesamt wurden 32 Betriebe kontrolliert.
Auf dem Kiez wurden 23 Betriebe überprüft. In acht Läden gab es Beanstandungen, fünf Bars wurden geschlossen. Im Schanzenviertel kontrollierten die Beamten vier Gastronomiebetriebe und stellten bei drei davon Verstöße gegen Coronaauflagen fest. Am Alma-Wartenberg-Platz in Ottensen wurden fünf Läden überprüft, in zwei davon wurden Verstöße festgestellt.
Er habe kooperationsbereite gastronomische Betriebe erlebt, sagte Droßmann, aber auch zahlreiche, die die Hamburger Eindämmungsverordnung gegen das Coronavirus auf eklatante Weise nicht eingehalten hätten. So hätten Türsteher Alarmknöpfe gedrückt, als die Beamten angerückt seien. Außerdem hätten sogar Tanzveranstaltungen stattgefunden, die verboten sind.
Der Hintergrund der erneuten Aktion ist die Tatsache, dass sich derzeit in Hamburg vor allem 20- bis 40-Jährige mit dem Coronavirus infizieren. Die Zahlen steigen, der Inzidenzwert nimmt eine kritische Größe ein.
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Droßmann sagte sogar: "Ich habe den Endruck ,dass die Gastronomen gegen uns arbeiten." Weil beim Auftauchen der Uniformierten die mutmaßlich "ertappten" Gastronomen zunächst den Eintritt der Kontrolleure verzögert hätten, müsse es bei künftigen Kontrollen eine "zivile Komponente" geben, so Droßmann. Die Türsteher hätten sich oft gegen die Beamten gestellt. Droßmanns Fazit lautete dennoch: "Wir können St. Pauli aufhalten, wenn sich die Gastronomen daran halten."
Schon eine Nacht zuvor waren mehr als als 250 Beamte bei einer ähnlichen Großkontrolle im Einsatz. Von 355 untersuchten Betrieben seien 314 ohne Beanstandungen gewesen, sagte Polizeipräsident Ralf Martin Meyer. In den übrigen 41 Bars und Kneipen hätten die Beamten 109 Mängel festgestellt. Gästelisten seien nicht ordentlich geführt und Mindestabstände nicht eingehalten worden. Einige Kioske hätten trotz Verbots Alkohol verkauft.