Hamburg. Der Lotsenschoner war 2019 auf der Elbe mit einem Containerschiff kollidiert und gesunken. Hier können Sie den Segler sehen.
Kurz vor 11 Uhr hat der Lotsenschoner "No. 5 Elbe" am Dienstag in Hvide Sande an der dänischen Westküste abgelegt. Dort wurde hölzerne Rumpf in der Werft „Hvide Sande Shipyard“ repariert, nachdem der Traditionssegler am 8. Juni 2019 nach einer Kollision mit einem Containerschiff auf der Elbe gesunken war. Nun bringt der Schlepper "Bugsier 15" ihn zurück nach Hamburg. Dort wird er am Mittwochabend erwartet.
"Je nach Wetterlage soll er zwischen 17 und 18 Uhr im Hansahafen am Bremer Kai in der HafenCity festmachen", sagt Anne-Merle Wulf, Referentin der Stiftung Hamburg Maritim, der das Schiff gehört. Ersten Schätzungen zufolge könnte das Schiff gegen 16 Uhr die Landungsbrücken passieren.
Ein Mitglied des Vereins "Freunde des Lotsenschoner No. 5 Elbe" begleitet die Überfahrt an Bord des Schleppers. An Bord des Lotsenschoners darf sich während des Schleppens dagegen niemand aufhalten.
"No. 5 Elbe" war mit einem Containerschiff kollidiert
Am 8. Juni 2019 kurz vor 14 Uhr war das Traditionsschiff "No. 5 Elbe" auf der Elbe in Höhe Stadersand mit dem unter der Flagge Zyperns fahrenden Containerschiff "Astrosprinter" kollidiert. Die Frage, wie es dazu kommen konnte, ist noch nicht abschließend geklärt.
Der Abschlussbericht der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung mit Sitz in Hamburg steht noch aus. "Wir rechnen damit, ihn dieses Jahr noch veröffentlichen zu können", sagt Ulf Kaspera, Direktor der Bundesstelle.
Aus dem Zwischenberichte der Bundesstelle vom Juni geht hervor, dass der Segler gerade ein Wendemanöver vollzogen hatte, um nach Hamburg zurück zu fahren, als sich zwei Segel losrissen. "Während die Besatzung damit beschäftigt war, diese Segel unter Kontrolle zu bekommen, wurde es versäumt, die Fahrwasserseite der eigenen Fahrtrichtung entsprechend zu wechseln", heißt es darin.
Verwechselte die Besatzung Backbord und Steuerbord?
Ein Video, das die letzten Minuten vor der Kollision dokumentiert, legt den Verdacht nahe, dass die Crew bei dem Manöver Steuerbord und Backbord vertauscht haben könnte. Besatzungsmitglieder riefen „hart backbord“, die Pinne des Segelschiffs war aber in die falsche Richtung gedrückt. Wenige Sekunden später kam es zur Havarie. Kaspera möchte zu diesem Verdacht keine Stellung beziehen.: "Es handelt sich um eine laufendes Verfahren."
Die "No. 5 Elbe" fuhr erst knapp an der ihr entgegenkommenden "Hanna" vorbei und kollidierte dann mit der "Astrosprinter". An Bord des ehemaligen Lotsenschoners, der mit 15 Mann Besatzung und 28 Fahrgästen besetzt war, wurden acht Personen leicht verletzt.
Der beschädigte Segler erreichte aus eigener Kraft mit Unterstützung eines DLRG-Bootes noch die nahe Mündung der Schwinge, ehe sie dort kurz vor der Pier auf Grund festlief und sank. Alle Personen konnten rechtzeitig von Bord gerettet werden.
Das sind die Fakten:
- Der 37 Meter lange Zweimaster ist das älteste vollständig aus Holz gebaute Seeschiff Hamburgs.
- 1883 wurde der Lotsenschoner von der Werft H. C. Stülcken Sohn gebaut.
- 1924 kaufte eine amerikanische Familie das Schiff und umrundete mit ihm auch Kap Hoorn.
- Es überquerte mehrmals den Atlantik.
- Die Stiftung Hamburg Maritim holte das Schiff 2002 zurück nach Hamburg und restaurierte es.
- Der Förderverein Freundes des Lotsenschoners „No. 5 Elbe“ bot zuletzt Charterfahrten an.
Danach wurde der Lotsenschoner auf der Peters Werft in Wewelsfleth leergeräumt und vom eingedrungenen Schlick gereinigt. Der Rumpf wurde abgedichtet und das Schiff zurück nach Hamburg geschleppt.
Innenausbau erfolgt am Bremer Kai in Hamburg
Am 23.Oktober 2019 ging es von Hamburg Richtung Dänemark in die Werft „Hvide Sande Shipyard“, wo sie repariert wurde. Die Kupferplatten an der Kollisionsstelle im vorderen Bereich des Rumpfs mussten entfernt und die darunter liegenden Planken erneuert werden. Auch der Kollisionsschaden am Kiel wurde repariert.
Am 22. September 2020 konnte der Lotsenschoner zu Wasser gelassen werden, und erhielt von den Behörden die Genehmigung für die Verholung im Schlepp auf eigenem Kiel zurück nach Hamburg.
„Wir sind sehr zufrieden mit den Reparaturarbeiten der Werft", sagt Markus Söhl, Vorstandsmitglied der Stiftung Hamburg Maritim. "Die Rekonstruktion des Innenausbaus und des Riggs sowie die Erneuerung der Schiffstechnik werden am Bremer Kai erfolgen."
Zu den Kosten darf sich die Stiftung aus rechtlichen Gründen öffentlich nicht äußern, heißt es. Eine vorherige Sanierung der "No. 5 Elbe" hatte 1,5 Millionen Euro gekostet. Von der Klärung der Schuldfrage wird am Ende abhängen, wie die Versicherungen die Schäden regulieren.