Hamburg. Beim bundesweiten Probealarm wurden die vorhandenen Warnmöglichkeiten – dazu zählen auch Radio oder Warn-Apps – getestet.
Die Töne von 131 Sirenen, Warnungen auf diversen Radio-Kanälen, Hinweise auf digitalen Werbetafeln und im Fernsehen sowie Push-Benachrichtigungen von Warn-Apps auf dem Handy – am Donnerstag um 11 Uhr nahm auch Hamburg am bundesweiten Warntag des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) teil.
Hamburger Sirenen ertönten um 11 Uhr am Donnerstag
Erstmals seit der deutschen Wiedervereinigung fand der Probealarm mit allen vorhandenen Warnmöglichkeiten statt. Er soll dazu beitragen, die Akzeptanz und das Wissen um die Warnung der Bevölkerung in Notlagen und damit deren Selbstschutzfertigkeiten zu erhöhen.
Außerdem diene er dazu, die Technik zur Warnung flächendeckend zu testen und zu prüfen, ob diese noch weiter entwickelt werden könne, heißt es vom BBK.
In Hamburg sah das konkret so aus: Um 10.45 Uhr sendete der Zentrale Katastrophendienststab der Innenbehörde eine Information an die Nutzer der Warn-Apps NINA, KATWARN und BIWAPP. Auch Rundfunksender wie Radio Hamburg, der NDR und Radio ffn wiesen in ihrem Programm auf die Warnung hin.
Warn-Apps fielen teilweise aus – auch in Hamburg
Bei vielen Nutzern blieb die Warn-App jedoch still. Abendblatt-Leser meldeten über Facebook deutlich verspätete Warnmeldungen oder einen Ausfall. Bis zum Mittag hatte die Hamburger keine Push-Benachrichtigung erreicht.
„Wir wissen, dass es teilweise geklappt hat“, sagte eine Sprecherin des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn. Tatsächlich blieb die App aber bei vielen Nutzern stumm: Es war zu einer Überlastung des modularen Warnsystems gekommen.
NINA wurde vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn entwickelt und ist mit dem sogenannten Modularen Warnsystem verknüpft. Das ist das satellitengestützte Warnsystem des Bundes, das Warnungen des BBK und lokale Warnungen der Leitstellen verbreitet.
Diese Rundfunksender nehmen am Probealarm teil:
- Radio Hamburg
- NDR
- Radio ffn
- Rock Antenne Hamburg
- R.SH
- Hit-Radio Antenne Niedersachsen
- Radio Energy
Auch die digitalen Stadtinformationsanlagen der Firma Ströer sowie die kleineren Werbe-Displays der Firma Wall, die sich in den Hamburger Fußgängerzonen befinden, verbreiteten die Informationen.
Um 11 Uhr ertönten die Hamburger Sirenen
Um 11 Uhr erfolgte dann die bundesweite Auslösung aller Warnmittel. Die insgesamt 131 Sirenen wurden in Hamburg durch die Leitstelle der Feuerwehr aktiviert und sendeten einen einminütigen auf- und abschwellenden Heulton (hören Sie hier ein Beispiel). Dieser Ton sollte bundesweit ertönen.
Da sich ein Großteil der Hamburger Sirenen in der Nähe der Elbe befinden, war der Ton vor allem dort zu hören. Im Hafen und Innenstadtbereich konnten Hamburger den Alarm vernehmen. Andere Stadtteile wie Eimsbüttel, Ottensen oder Lokstedt erreichten die Sirenentöne nicht oder kaum. In Barmbek wurden sie leise vernommen.
Die bundesweite Entwarnung erfolgte dann um 11.20 Uhr, um 11.30 Uhr wurde die von Hamburg aus gesendete Probealarmierung entwarnt. Der ebenfalls einmütige Dauerton ertönte in Hamburg jedoch nicht. Stattdessen informierten die Warn-Apps über das Ende des Testalarms.
Testalarm für anstehende Sturmflutsaison
Hamburg hat sich mit dem Warntag auch auf die bevorstehende Sturmflutsaison vorbereitet, hieß es von der Innenbehörde. Besonders im Zeitraum zwischen dem 15. September und dem 31. März sind die tiefer liegenden Stadtteile und der Hamburger Hafen durch Sturmfluten gefährdet.
Hamburg sei mit seinen modernen Hochwasserschutzanlagen zwar bestmöglich geschützt, so die Behörde, die Gefahr einer extremen Sturmflut sei jedoch nie ganz auszuschließen.
Hamburger sollen für Warnungen sensibilisiert werden
Jedes Jahr im Herbst werden in Hamburg bereits die Sturmflutsirenen getestet. Neben der Überprüfung der Anlage, diene das auch dazu, den Hamburgern das Sirenensignal in Erinnerung zu rufen und auf die nahende Sturmflutsaison hinzuweisen, teilte die Innenbehörde mit.
„Hamburg hat sich sehr professionell auf mögliche Gefahren wie eine schwere Sturmflut vorbereitet. Dennoch ist es wichtig, dass die Menschen in Hamburg für Warnungen sensibilisiert sind und wissen, wie sie sich informieren können", sagt Bernd Krösser, Staatsrat der Behörde für Inneres und Sport sowie Leiter der Katastrophenabwehr. "Nur wer weiß, wie er sich in einem möglichen Gefahrenfall verhalten sollte, kann dazu beitragen, sich und andere zu schützen."
Warntag soll von 2020 an jährlich stattfinden
Der Warntag wurde auf Grundlage eines Beschlusses der Innenministerkonferenz festgelegt und soll von diesem Jahr an jährlich jeweils am zweiten Donnerstag im September stattfinden.
"Die Wichtigkeit und Aktualität des Themas Warnung zeigt sich auch durch die Entwicklung im Zusammenhang mit dem Coronavirus in diesem Jahr", heißt es dazu vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.
Hamburg reserviert 30.000 Euro für Warntag
Im Zuge des Bund-Länder-Projektes "Warnung der Bevölkerung" werden für die Warntage 2020 und 2021 insgesamt 170.000 Euro zur Verfügung gestellt. Hamburg habe Mittel in Höhe von insgesamt 30.000 Euro aus dem Etat des Katastrophenschutzes reserviert, teilte die Innenbehörde mit.
Grundsätzlich erfolgen Warnungen etwa bei Naturgefahren wie Hochwasser, Überschwemmungen oder Erdbeben sowie bei gefährlichen Wetterlagen. Auch Waffengewalt und Angriffe und Unfälle in Chemiebetrieben sowie gesundheitsgefährdende radioaktive Strahlung sind Gründe, eine Warnung auszusprechen.
Warnungen bei Naturgefahren, Angriffen und Stromausfall
Störungen des Verkehrs wie bei einem Unfall mit einem Fahrzeug, das gefährliche Stoffe transportiert, dem Ausfall der Versorgung etwa mit Strom, Gas oder Trinkwasser oder die Warnung vor Feuer gehören ebenfalls dazu.
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Und nicht zu vergessen und so aktuell wie nie zuvor: Warnungen werden auch bei besonders ansteckenden Infektionskrankheiten, wie bei Epidemien oder Pandemien oder Tierseuchen ausgesprochen. Sie geben in diesem Zusammenhang Empfehlungen zum Schutz der eigenen oder der Gesundheit von Nutz- und Haustieren.
Bund und Länder stimmen sich mit kommunalen Vertretern ab
Bund und Länder bereiteten den bundesweiten Warntag in Abstimmung mit kommunalen Vertretern gemeinsam vor. Die Warnungen richten sich grundsätzlich nach Angaben des Bundesamtes an alle potenziell betroffenen Personen. Zielgruppe sei jedoch nicht die Wohnbevölkerung, die sich dauerhaft in einem Gebiet aufhalte, sondern die sogenannte Aufenthaltsbevölkerung.
Zu dieser werden alle Personen gerechnet, die sich zu einem bestimmten Zeitpunkt in einem Gebiet aufhalten – wie etwa Reisende, Durchreisende, Pendler oder Menschen ohne festen Wohnsitz.
Warnungen sollen sich jedoch auch an Institutionen, Behörden und Unternehmen richten, die darauf basierend etwa Entscheidungen treffen, Produktionsprozesse anpassen oder Schutzmaßnahmen einleiten müssen.