Hamburg. “An diesen Jobs hängen Existenzen und Familien“, sagt eine Sozialdemokratin. Auch CDU und FDP fordern eine Bordellöffnung.

Die SPD in der Bezirksversammlung Mitte macht sich für eine Wiederöffnung der Bordelle stark und stellt sich damit gegen den bisherigen Kurs des rot-grünen Senats. In einem Antrag, der dem Abendblatt vorliegt und der heute beschlossen werden soll, fordert der „Hauptausschuss den Bezirksamtsleiter auf, sich bei den zuständigen Stellen für eine schnellstmögliche Anpassung der Verordnung zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus einzusetzen, um das Arbeitsverbot in der Prostitution aufzuheben“.

Dem Abendblatt sagte die SPD-Bezirksabgeordnete Sabrina Hirche: „An diesen Jobs hängen Existenzen, Familien. Das Gewerbe der Prostitution ist eines der ältesten. Die Frauen in den Bordellen auf St. Pauli haben sich intensive und fundierte Gedanken gemacht und Experten hinzugezogen, wie eine sichere Wiederaufnahme der Arbeitstätigkeit möglich ist.“ Den Antrag bringt die SPD gemeinsam mit ihren Koalitionspartnern CDU und FDP ein. „Das Verbot der legalen Prostitution fördert illegale Sexarbeit, deshalb fordern wir die Wiederöffnung der Prostitutionsstätten“, sagte FDP-Fraktionschef Timo Fischer.

Öffnung vermutlich zunächst nur für angemeldete Etablissements

Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und sein Senat hatten das seit März geltende Verbot für Prostitutionsbetriebe erst vergangene Woche verlängert. Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) hatte aber angedeutet, dass es bei anhaltend niedrigem Infektionsgeschehen im Herbst aufgehoben werden könnte. Sie strebe dabei eine einheitliche Lösung der Nord-Länder an, um Verlagerungseffekte zu vermeiden. „Wir können eine Lösung in Aussicht stellen“, sagte Sozialbehördensprecher Martin Helfrich am Montag. „Wie die aussieht, wird sich in Kürze zeigen.“

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Sollte es zu einer Öffnung kommen, würde diese nach Abendblatt-Informationen vermutlich zunächst nur für angemeldete Etablissements gelten, die die Behörden im Blick haben. Umstritten ist derweil auch, ob und unter welchen Bedingungen es in diesem Jahr Weihnachtsmärkte geben kann.