Hamburg. Wetterstation misst an elf Tagen hintereinander Höchstwerte über 30 Grad. Der Sommer war zu warm und zu trocken.
Es war auch in diesem Sommer deutlich zu warm und zu trocken in Hamburg, und es kam zu einem neuen Rekord – das geht aus der vorläufigen Bilanz des Deutschen Wetterdienstes (DWD) hervor.
Demnach ergibt sich aus den Messungen der DWD-Stationen in der Hansestadt von Juni bis August eine Mitteltemperatur von 18,3 Grad. Zum Vergleich: Der Mittelwert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 beträgt für Hamburg 16,5 Grad.
Zwar kam es insbesondere Anfang Juli zu teils heftigen Regenfällen in Hamburg. Am 9. Juli verzeichnete die DWD-Station in Neuwiedenthal einen Niederschlag von 25 Litern pro Quadratmeter. Insgesamt lag der Niederschlag in diesem Sommer in der Hansestadt mit 195 Litern pro Quadratmeter aber unter dem vieljährigen Mittelwert (218 l/m²).
Hamburger Hochsommer drehte erst im August richtig auf
Ähnlich wie in anderen Bundesländern drehte auch in Hamburg der Hochsommer erst im August so richtig auf, dafür aber umso mehr: Die DWD-Station in Fuhlsbüttel verzeichnete vom 6. bis 13. August und damit acht Tage hintereinander Höchstwerte von 30 Grad und darüber im Schatten – das hatte es seit Beginn der Wetteraufzeichnungen noch nicht gegeben in der Hansestadt.
Am 14. August kam es dann zu einem Höchstwert von „nur“ 29,7 Grad, doch schon am darauffolgenden Tag und bis zum 17. August lagen die Höchstwerte erneut über 30 Grad, wie Frank Kahl vom DWD in Hamburg auf Abendblatt-Anfrage mitteilte. Der alte Rekord für aufeinanderfolgende Tageshöchstwerte über 30 Grad in Fuhlsbüttel lag bei sieben Tagen und fiel auf die Zeit vom 22. bis 28. Juli 1994.
Elf Tage hintereinander Höchstwerte von 30 Grad und darüber
Die DWD-Station in Neuwiedenthal verzeichnete in diesem Sommer sogar an elf Tagen hintereinander Höchstwerte von 30 Grad und darüber – und zwar vom 6. bis 16. August. Der alte Rekord lag hier bei fünf Tagen hintereinander, dazu war es zweimal im Juli 2010 gekommen, wie DWD-Mitarbeiter Frank Kahl sagte.
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Im Sommer 2019 war es in Hamburg allerdings noch wärmer und trockener gewesen: Vor einem Jahr lag die Mitteltemperatur bei 19 Grad, es gab 165 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Bezogen auf ganz Deutschland sprach der DWD damals vom drittwärmsten Sommer seit 1881.
Mit einer Durchschnittstemperatur von 19,2 Grad lag der Sommer damals um 2,9 Grad über dem Wert der gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Der Sommer 2020 lag mit einer Durchschnittstemperatur von 18,2 Grad um 1,9 Grad über dem Mittel, wie die vorläufige Auswertung der rund 2000 DWD-Wetterstationen ergeben hat.
Gegenüber der wärmeren Vergleichsperiode 1981 bis 2010 betrug die positive Abweichung 1,1 Grad. Die deutschlandweit höchste Temperatur wurde am 9. August mit 38,7 Grad in Trier-Petrisberg gemessen.
Sonnenscheindauer weit über dem langjährigen Mittelwert
Die Zunahme der Hitzetage auch im Norden passe zu den Szenarien der Klimaforschung, sagt Martin Claußen, Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie und Professor an der Universität Hamburg. „Die Sommer werden wärmer und trockener werden, in den Wintern könnte es mehr Niederschlag geben, wenn wir so weitermachen wie bisher“, sagt der Klimaexperte. „Es ist mittlerweile gut dokumentiert, dass der Mensch hauptsächlich für die globale Erwärmung in den vergangenen Jahrzehnten verantwortlich ist. Eine Zunahme beim Ausstoß des Treibhausgases CO2 bedeutet einen weiteren Anstieg der globalen Mitteltemperaturen.“
Zumindest im bundesweiten Durchschnitt gilt nach den zwei sehr trockenen vorangegangenen Sommern laut DWD: Mit 230 Litern pro Quadratmeter Niederschlag verfehlte der Sommer 2020 das Soll von 239 Litern nur leicht. Das hieß aber nicht, dass sich der Niederschlag gleichmäßig verteilte. Vielmehr kam es zu erheblichen Schwankungen: „Oftmals lagen Starkregenfälle mit Überflutungen und anhaltende Trockenheit nah beieinander“, so der Deutsche Wetterdienst.
Der Norden auf Platz 2 der sonnenreichsten Regionen
Bezogen auf ganz Deutschland übertraf die Sonnenscheindauer in diesem Sommer mit 675 Stunden ihr Soll von 614 Stunden um etwa 10 Prozent. Mehr als 700 Stunden Sonnenschein verzeichneten die Küstenregionen. Hamburg und Schleswig-Holstein landeten mit 710 Stunden auf Platz zwei der sonnenscheinreichsten Regionen nach Berlin. Zur Einordnung: Im Mittel der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 lag die Sonnenscheindauer in Hamburg bei 618 Stunden, in Schleswig-Holstein bei 645 Stunden.
Schleswig-Holstein war dem DWD zufolge in diesem Sommer die kühlste und eine nasse Region. Demnach erfassten die Stationen des Deutschen Wetterdienstes im nördlichsten Bundesland eine Mitteltemperatur von 17,4 Grad – der Mittelwert der Referenzperiode beträgt 15,8 Grad. Der Niederschlag lag mit 225 Litern pro Quadratmeter knapp über dem Soll (222 l/m²).