Hamburg. Die Baumschule Lorenz von Ehren zeigte Peter Tschentscher, welche asiatische Art den heimischen überlegen sein kann.

Eigentlich sind sie ein perfektes Mittel, um den Klimawandel zu bremsen und seine Folgen abzumildern, doch derzeit sind sie eher selbst die Leidtragenden: Bäume. Statt CO2 aus der Luft zu filtern und Mensch und Tier Schatten zu spenden, gehen viele einheimische Arten wie Kastanien und Eichen angesichts der anhaltenden Dürre selbst in die Knie, werfen schon im Hochsommer Laub, Früchte und Äste ab – oder sterben gleich ganz ab.

Vor diesem Hintergrund hat Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) am Mittwoch die Baumschule Lorenz von Ehren im Stadtteil Marmstorf besucht und sich mit Inhaber Bernhard von Ehren über Strategien gegen das Dilemma ausgetauscht. Dabei verständigte man sich darauf, alle Beteiligten – vom Senat über die Bezirksämter bis zur Gartenbaubranche – an einen runden Tisch holen zu wollen.

„Es geht darum, wie man Bäume bei der Gestaltung von Plätzen und Straßenräumen systematischer berücksichtigt“, sagte Tschentscher. Den rot-grünen Senat davon zu überzeugen sei weniger das Thema – diese Sichtweise müsse vielmehr auch bis in die Tiefen der Verwaltung getragen werden. „Es reicht nicht, theoretisch zu sagen, jeder Baum müsse nachgepflanzt werden, sondern es muss auch praktisch funktionieren“, sagte Tschentscher und räumte ein: „Da liegt eher das Problem.“

Zahl der Bäume in Hamburg rückläufig

Tatsächlich musste der Senat erst kürzlich auf CDU-Anfrage einräumen, dass die Zahl der Straßenbäume in Hamburg seit Jahren abnimmt: Seit 2015 gingen unterm Strich 3495 Bäume verloren. 10.649 Fällungen standen nur 7154 Nachpflanzungen gegenüber – trotz des festen Vorsatzes von Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne), den Rückgang zu stoppen.

Aus Tschentschers Sicht muss dieser Trend umgekehrt werden: „Wir sind eine grüne Stadt und wollen es bleiben. Bäume haben für unsere Lebensqualität eine besondere Bedeutung, denn sie sorgen für saubere Luft und gutes Mikro­klima“, sagte er im thematisch eher unpassenden Dauerregen vor dem „Klimabaumhain“.

Ginkgo als Klimabaum der Zukunft

Dort konnte der Hausherr, dessen Unternehmen seit Jahrzehnten die Resistenz der Baumarten unter unterschiedlichen Bedingungen erforscht und auch Stadtbäume nach München, London und Moskau liefert, auch eine potenzielle Lösung der Probleme präsentieren: den Ginkgo. „Ich kenne keine Krankheiten, mit denen dieser Baum nicht zurechtkommt“, sagte Bernhard von Ehren. „Er ist evolutionstechnisch perfekt ausgebildet, ein echter Überlebenskünstler. Das ist einer der Klimabäume für die Zukunft.“

Auch anhaltende Dürre vertrage dieser aus Asien stammende Baum: „Wenn es zwei Monate am Stück trocken ist, ertragen unsere einheimischen Pflanzen das nicht, dann bekommt die Eiche Probleme, der Ahorn, die Linde. Aber der Ginkgo kann das ab.“

Lesen Sie auch:

Ohnehin würde er sich wünschen, dass Verwaltungen und Landschaftsplaner sich weniger auf heimische Arten fokussieren würden. „Für jeden Standort gibt es einen geeigneten Baum“, so von Ehren. „Wichtig ist, dass Hamburg seinen Ruf als ,grüne Stadt‘ behält. Viel Zeit haben wir nicht mehr im Hinblick auf die gravierenden Folgen des Klimawandels.“