Hamburg. Der Tag im Überblick: Neue Zahlen zu Infizierten in Hamburg. Nationalpark Harz klagt seit Corona über Müllproblem.

Angst um den Job, Stress in der Familie, Isolation: Die Corona-Pandemie belastet viele Menschen. In Niedersachsen hat das bisher aber nicht zu einem Anstieg an Patienten in Psychotherapie-Praxen geführt. Anders sieht es jedoch für die Werften in Hamburg aus. Für sie bedeutet die Corona-Krise ein tiefes Produktions- und Auftragsloch.

Seit der Meldung von Freitag gibt es in Hamburg 27 Neuinfektionen, in Schleswig-Holstein sind es 18. Derweil gibt es aber auch gute Nachrichten: Das Robert-Koch-Institut rechnet mit der Verfügbarkeit eines Corona-Impfstoffes bis Anfang 2021.

Die wichtigsten Corona-Nachrichten am Sonnabend, den 22. August:

Interaktive Karte: Das Coronavirus in Deutschland und weltweit:

Schullandheime im Norden fürchten um ihre Existenz

Viele Schullandheime im Norden fürchten durch die Absage von Klassenfahrten um ihre Existenz. Die Hälfte der 31 Hamburger Schullandheime, nämlich jene, die direkt mit Schulen verbunden sind, hätten zwar von der Schulbehörde ein umfassendes Rettungspaket erhalten, teilte der Arbeitsgemeinschaft Hamburger Schullandheime am Sonnabend in Hamburg mit. Die anderen Einrichtungen, darunter sehr große und bekannte wie zum Beispiel die Ferienanlage Schönhagen oder das Schullandheim Sprötze, ständen jedoch weiter teilweise vor dem Aus, denn die bundesweite Überbrückungshilfe stelle für diese keine hinreichenden Mittel zur Verfügung.

„Hinzu kommt, dass für die Zeit nach dem Belegungsverbot aus Hamburg noch immer keine Stornorechnungen beglichen werden“, sagte Vorstand Benjamin Krohn. Auch das Kultusministerium in Kiel weigere sich bisher Stornokostenrechnungen zu zahlen, obwohl dies auch aus rechtlicher Sicht problematisch sei. Um Insolvenzen zu vermeiden müssten jetzt erste Schullandheime Schulen verklagen, was den Heimen trotz guter Erfolgsaussichten schwerfalle.

Die aktuellen Regelungen der Schulbehörde machten auch die Buchung von Klassenfahrten in 2021 bislang nicht möglich und bedrohten die Existenz der Häuser zusätzlich. Dabei seien Klassenfahrten gerade jetzt wichtig: „Wir brauchen auch aus pädagogischen Gründen so schnell wie möglich wieder Klassenfahrten. Kinder brauchen gerade nach der langen Zeit zu Hause diese gemeinsamen Erlebnisse“, sagte der Vorsitzende Jörg Schmidt-Indorf.

Bildungsverband warnt vor Schulschließungen in Niedersachsen

Kurz vor dem Schulstart in Niedersachsen befürchtet der Verband Bildung und Erziehung (VBE), dass ganze Schulen wegen Corona geschlossen werden könnten. „Angesichts der Rückkehr zum Regelbetrieb mit allen Schülerinnen und Schülern ohne Abstandsregeln im Unterricht sind verschärfte Hygienemaßnahmen und ein verbesserter Infektionsschutz dringend geboten“, sagte der niedersächsische VBE-Landesvorsitzende, Franz-Josef Meyer, am Sonnabend. Aus Sicht des Verbandes reicht der Hygieneplan des Kultusministeriums bei weitem nicht aus.

In Niedersachsen beginnt der Unterricht am kommenden Donnerstag (27. August) und das Kultusministerium ging zuletzt von einem „eingeschränkten Regelbetrieb“ aus. Es soll in voller Klassenstärke unterrichtet werden. Dabei gilt kein Mindestabstand, aber es gibt feste Lerngruppen und für Hygiene muss gesorgt sein. Mit Blick auf eine Maskenpflicht im Unterricht hatte sich auch Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) zuletzt skeptisch gezeigt. Er begründete dies mit der oftmals nötigen Mimik und den sommerlichen Temperaturen.

Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD). Das niedersächsische Kultusministerium will trotz der Corona-Epidemie den Schulunterricht nach den Sommerferien so normal wie möglich wieder aufnehmen.
Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD). Das niedersächsische Kultusministerium will trotz der Corona-Epidemie den Schulunterricht nach den Sommerferien so normal wie möglich wieder aufnehmen. © dpa

Viele Schulleitungen blicken laut VBE aber mit Sorge auf den Schulstart. Volle Klassen und unzählige Kontakte zwischen den Kindern verschiedener Klassen könnten schnell zu Corona-Ausbrüchen führen. Es fehle ein klares Konzept beim Infektionsschutz sowohl für die Schülergruppen als auch für das pädagogische Personal. Der Verband unterstütze daher die Forderung nach regelmäßigen und kostenlosen Testmöglichkeiten für Mitarbeiter in den Schulen.

Coronavirus: Neue Zahlen zu Infizierten in Hamburg

Die Zahl der registrierten Corona-Infizierten in Hamburg ist bis Sonnabend um 27 gestiegen. Am Vortag waren es 30 neue Fälle binnen eines Tages gewesen, wie die Gesundheitsbehörde mitteilte. Seit Beginn der Pandemie wurden damit in Hamburg 6045 Menschen positiv auf das Virus getestet. Rund 5300 davon können nach Schätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) inzwischen als genesen angesehen werden.

Coronavirus: Die Zahl der Neuinfektionen in Hamburg war erneut zweistellig (Symbolbild).
Coronavirus: Die Zahl der Neuinfektionen in Hamburg war erneut zweistellig (Symbolbild). © imago/Science Photo Library

Nach Angaben des Instituts für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Eppendorf sind in Hamburg bisher 232 Menschen im Zusammenhang mit dem neuartigen Virus gestorben. In Hamburger Krankenhäusern werden 19 Covid-19-Patienten behandelt, einer mehr als am Vortag. Neun von ihnen liegen auf Intensivstationen.

In den vergangenen sieben Tagen kamen 170 Neuinfektionen hinzu. Hamburg liegt demnach noch immer deutlich unter der Grenze von 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen, die neue Beschränkungen nach sich ziehen könnte. Am Sonnabend betrug der Wert 9,4.

Verfügbarkeit bis Anfang 2021? Hamburg bereitet Impf-Kampagne vor

Jetzt muss es schnell gehen: Das Robert-Koch-Institut rechnet mit der Verfügbarkeit eines Corona-Impfstoffes bis Anfang 2021. Die Hamburger Gesundheitsbehörde bereitet sich auf die Organisation von Impfungen gegen das Coronavirus vor. Die Ständige Impfkommission (Stiko) des Robert-Koch-Instituts (RKI) hatte zuvor in einem Bulletin mitgeteilt, dass „nach aktuellem Kenntnisstand bis Anfang 2021 ein oder mehrere Covid-19-Impfstoff(e) in der Europäischen Union zugelassen und erste Produktionschargen verteilt werden könnten“.

Bei der Impfung werde in mehrerer Hinsicht Neuland betreten, was die Vorbereitungen erschweren dürfte. Zum einen ist noch unbekannt, welcher Impfstoff eingesetzt wird. Laut Stiko befinden sich weltweit mehr als 170 Impfstoffkandidaten in der Entwicklung.

18 neue Corona-Infektionen in Schleswig-Holstein

In Schleswig-Holstein ist die Zahl der nachgewiesenen Corona-Infektionen innerhalb eines Tages um 18 gestiegen. Wie die Landesregierung mitteilte, wurden bisher (Stand Freitagabend) 3890 Corona-Fälle im nördlichsten Bundesland registriert. Im Zusammenhang mit dem Virus starben 160 Menschen. Diese Zahl hat sich seit dem Vortag nicht erhöht. Im Krankenhaus werden 11 Corona-Patienten behandelt, einer mehr als am Vortag. Rund 3400 der seit Beginn der Pandemie in Schleswig-Holstein nachweislich mit Sars-CoV-2 Infizierten gelten laut Landesregierung inzwischen als genesen.

Nationalpark Harz klagt seit Corona über Müllproblem

Der Nationalpark Harz beklagt angesichts coronabedingt gestiegener Besucherzahlen eine zunehmende Vermüllung. Hier werden Flaschen, Dosen, Verpackungen, Kippen und Windeln einfach in den Wald geworfen. „Die Vermüllung schreitet voran“, sagte Parksprecher Friedhart Knolle. Die Lage sei ernst.

Die Verschmutzung des Harzes hat während der Corona-Krise zugenommen (Symbolbild).
Die Verschmutzung des Harzes hat während der Corona-Krise zugenommen (Symbolbild). © picture alliance/dpa

Er wies darauf hin, dass auf dem Gebiet des Nationalparks zum Schutz der Tiere keine Mülleimer stehen. „Sie würden sie als Nahrungsquelle missverstehen. Einfach den eigenen Müll wieder einstecken und mit nach Hause nehmen.“

1,4 Millionen Kunden warten noch auf Ticketerstattungen

Rund 1,4 Millionen Kunden des Lufthansa-Konzerns warten immer noch auf Ticketerstattungen für Flüge, die in der Corona-Krise storniert worden sind. Man sei aber bei der Abwicklung in den vergangenen Wochen vorangekommen und habe im laufenden Jahr 2,3 Milliarden Euro an 5,4 Millionen Kunden ausgezahlt, teilte die Fluggesellschaft mit. Aus der ersten Jahreshälfte seien noch rund acht Prozent der Fälle nicht erledigt. Sie sollen bis Ende August abgearbeitet sein.

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    Psychotherapeuten in Niedersachsen haben noch keinen Corona-Ansturm

    Die Psychotherapeuten in Niedersachsen haben in der Corona-Krise bisher keinen Patientenansturm erlebt. „Wir haben noch keinen Anstieg zu verzeichnen“, sagte Felicitas Michaelis, Landesvorsitzende der Psychotherapeuten-Vereinigung. Im April sei die Patientenzahl zurückgegangen, die Praxen nur zu 78 Prozent ausgelastet gewesen. Das habe daran gelegen, dass Patienten verunsichert gewesen seien, ob die Therapeuten noch geöffnet sind. „Mittlerweile sind die Praxen wieder voll ausgelastet“, sagte Michaelis. „Wir haben wieder so viele Patienten wie vorher, aber nicht mehr.“

    „Aber wir rechnen damit, dass wir deutlich mehr kriegen im Laufe der Zeit“, sagte Michaelis. Die psychischen Effekte einer Krise träten immer mit Verzögerung ein. Wann der Anstieg kommt, hänge zum Beispiel auch davon ab, wie sich die Arbeitslosenzahlen entwickelten. Arbeitslosigkeit berge ein hohes Krankheitsrisiko, auch für seelische Erkrankungen. „Insofern rechnen wir nicht kurzfristig, sondern eher mittelfristig mit einem deutlichen Anstieg von Patientenzahlen beziehungsweise auch mit der Zunahme von psychischen Erkrankungen“, sagte Michaelis.

    Coronavirus: So können Sie sich vor Ansteckung schützen

    • Niesen oder husten Sie am besten in ein Einwegtaschentuch, das Sie danach wegwerfen. Ist keins griffbereit, halten Sie die Armbeuge vor Mund und Nase. Danach: Hände waschen
    • Regelmäßig und gründlich die Hände mit Seife waschen
    • Das Gesicht nicht mit den Händen berühren, weil die Erreger des Coronavirus über die Schleimhäute von Mund, Nase oder Augen in den Körper eindringen und eine Infektion auslösen können
    • Ein bis zwei Meter Abstand zu Menschen halten

    Die Diagnosen haben sich der Landesvorsitzenden zufolge noch nicht verändert. Sie und ihre Kollegen beobachteten aber, dass sich die Diagnosen intensiviert hätten. „Also Leute, die vorher schon Ängste haben, denen geht es jetzt noch schlechter“, sagte Michaelis. Gleiches gelte für Menschen mit Depressionen. Hatten sie vor der Corona-Pandemie damit zu kämpfen, erlebten sie häufig eine Verschlechterung.

    Dehoga fordert: Gaststätten sollen Heizpilze aufstellen dürfen

    Um die gravierenden Verluste im Zuge der Corona-Krise etwas aufzufangen, hat Hamburgs Gaststätten- und Hotelverband Dehoga gefordert, das Verbot der Heizpilze für die Gastronomie vorerst auszusetzen. Das berichtet der NDR. So könnte Außengastronomie auch bei kühleren Temperaturen im Herbst und Winter ermöglicht werden, auch ließen sich Abstandsregeln besser einhalten. Aus Umweltschutzgründen sind Heizpilze in Hamburg in der Regel nicht erlaubt.

    Werften im Corona-Loch: Schiffbauverband sieht Investitionsstau

    Die Corona-Krise hat bei den Werften weltweit und auch in Deutschland zu einem drastischen Rückgang der Produktion geführt. Nach Angaben des Branchendienstes Clarkson wurden im ersten Halbjahr weltweit 22 Prozent weniger Schiffe abgeliefert, in Deutschland sogar 28 Prozent, teilte der Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) in Hamburg mit. Darin spiegele sich wider, dass viele Werften zeitweise stillstanden und die Produktion heruntergefahren wurde. Die Arbeitszeiten der Belegschaften wurden stark reduziert, Werksferien ausgedehnt und Überstunden abgebaut.

    Reinhard Lüken, Hauptgeschäftsführer des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik (VSM).
    Reinhard Lüken, Hauptgeschäftsführer des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik (VSM). © dpa

    Die Corona-Krise überraschte die deutschen Werften, als die Auftragsbücher so gut gefüllt waren wie noch nie. „Bislang wurden noch keine Aufträge storniert“, sagte VSM-Hauptgeschäftsführer Reinhard Lüken. Das sei sowohl für die Auftraggeber als auch für die Werften teuer und unbeliebt. Beide Seiten versuchten jedoch, die vorhandenen Aufträge zu strecken und geplante Ablieferungen zu verschieben. Da sich damit auch Zahlungen verzögern, kommen auf die Betriebe zusätzliche Finanzprobleme zu.

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    „Wirklich dramatisch ist aber der Ausblick nach vorn“, sagte Lüken. Seit dem Beginn der Corona-Krise wurden weltweit kaum noch Aufträge für neue Schiffe vergeben, weder für Fracht- noch für Passagierschiffe. „Die Reeder warten ab, wie sich die Lage beim Konsum, bei der Produktion und beim Frachtvolumen entwickeln und verschieben geplante Bestellungen erst einmal auf die Zukunft“, sagte Lüken. Die deutschen Werften, die vor allem Kreuzfahrtschiffe, Fähren, Luxusjachten und Spezialschiffe bauen, seien von dem Auftragsrückgang besonders stark betroffen.

    Minister: Gefängnisse haben Corona-Krise gut bewältigt

    Die Haftanstalten in Schleswig-Holstein sind nach Einschätzung von Justizminister Claus Christian Claussen bisher gut durch die Corona-Krise gekommen. „Wir waren auf alles vorbereitet“, sagte der CDU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. So seien Quarantänestationen und eine Krankenstation eingerichtet worden. Es habe aber keine Erkrankungen gegeben. Besuche seien vorübergehend gestoppt, Möglichkeiten zum Telefonieren inklusive Skype ausgebaut worden. „Das ist alles relativ harmonisch und ruhig gelaufen.“ Dies hätten ihm auch Interessenvertreter der Gefangenen bestätigt.

    Die Haftanstalten bräuchten aber grundsätzlich mehr Personal, betonte Claussen. In den nächsten Jahren würden 85 Stellen benötigt. Sein Haus arbeitet an einem Gesetz zur Modernisierung des Justizvollzugs. Der Minister hob den hohen Rang der Resozialisierung hervor. Der Ansatz, Straftäter mit Berufsausbildung und Therapien auf ein Leben in Freiheit ohne Straftaten vorzubereiten, sei völlig richtig. Dies habe auch dazu beigetragen, dass die Inhaftierungsquote in Schleswig-Holstein relativ niedrig sei.

    Bilanz: Im Juni kamen kaum Gäste aus dem Ausland nach Hamburg

    Die Corona-Krise belastet den Hamburger Tourismus weiter deutlich. Auch im Juni ging die Zahl der Übernachtungen gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres um mehr als 68 Prozent auf 452.000 zurück, teilte das Statistikamt Nord am Freitag in Hamburg mit. Damit blieben die negativen Folgen der Corona-Krise für das Hotelgewerbe bestehen, obgleich das Beherbergungsverbot für privat reisende Gäste bereits Mitte Mai ausgelaufen war. Nicht alle Hotels hatten jedoch wieder sofort geöffnet, darunter das Hotel Atlantic an der Alster und das Louis C. Jacob an der Elbe.

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    Besonders stark gingen die Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland zurück – um 88 Prozent auf 44.000. Es kamen nur noch 18.000 Reisende aus dem Ausland, die meisten von ihnen aus den europäischen Nachbarländern Dänemark, Schweiz, den Niederlanden, Österreich und Polen.

    Für das gesamte erste Halbjahr ergibt sich damit für das Hamburger Hotelgewerbe ein Minus von 56,5 Prozent bei der Zahl der Gäste und von 55,5 Prozent bei den Übernachtungen.

    Hier geht es zum Corona-Newsblog von Freitag, 21. August