Hamburg. Ob Hundekot, Einwegbecher, Kippen oder illegale Abfallsäcke: Waste Watcher der Stadtreinigung haben 2020 knapp 8000 Fälle angezeigt.
Jan Langhorst und Robert Dahlke sind ein eingespieltes Team. Schon seit drei Jahren sind sie für die Stadtreinigung auf den Straßen der Hamburger Innenstadt unterwegs. Sie gehören zum Team der Waste Watcher, die das Stadtbild verschönern sollen und Umweltverschmutzer zur Rechenschaft ziehen. Das Abendblatt hat sie einen Tag lang begleitet.
Der Arbeitstag der Waste Watcher beginnt früh. Dahlke und Langhorst fahnden von 6 Uhr morgens an nach illegal abgestellten Müllsäcken und Sperrmüll. „Wenn wir Glück haben, handelt es sich dabei um Pappe oder Hausmüll. In einer typischen Woche kommen aber leider auch mal Fleischabfälle oder Tierkadaver dazu“, sagt Langhorst.
Hamburger nutzten Corona-Krise zum Ausmisten
Die beiden Kollegen gehen immer nach dem gleichen Muster vor: Müllsäcke aufschneiden, Inhalt auf Kontaktdaten und Spuren absuchen und den Fundort samt Fotos per App melden. Ihre Einsatzgebiete sind sowohl die Innenstadt und der Hauptbahnhof, als auch die Bahnhöfe in Bergedorf und Harburg.
Im Jahr 2014 wurde diese Abteilung der Stadtreinigung mit dem Ziel gegründet, Menschen über Umweltverschmutzung aufzuklären. Seit 2018 dürfen die Einsatzkräfte auch selber Ordnungswidrigkeitsverfahren einleiten. Mittlerweile besteht der feste Kern aus 30 Mitarbeitern, die in ganz Hamburg auf Streife gehen. egal, ob Farmsen oder Blankenese.
Wie die meisten Hamburger Betriebe war auch die Stadtreinigung stark von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen. Viele Daheimgebliebene nutzten die neu gewonnene Zeit, um Dachboden oder Keller auszumisten und kauften vorrangig im Internet ein. Dies führte zu langen Schlangen an den Recyclinghöfen und Bergen von Pappe an den Straßenrändern. Waste Watcher Dahlke ist verärgert: „Klar entsteht mal mehr Müll, aber das berechtigt die Leute nicht dazu, den einfach neben den Containern abzustellen.“
Waste Watcher ahnden auch weggeworfene Kippen
Das Kerngeschäft der Waste Watcher liegt beim Littering. Unter dem englischen Begriff („wegwerfen“) versteht man grobe Verschmutzungen durch Hundekot, Coffee-to-Go-Becher und Kaugummis. „Unser größter Feind bleibt aber die weggeworfene Kippe“, berichtet Dahlke. Bis Ende Juni wurden in diesem Jahr 7964 Ordnungswidrigkeiten von den Waste Watchern angezeigt, allein 4600 von ihnen wegen Zigarettenkippen.
Dahlke ist nicht nur der unschöne Anblick ein Dorn im Auge, sondern vielmehr die Verschmutzung von Umwelt und Grundwasser. „Ein Zigarettenstummel, der durch den Regen im Grundwasser landet, kann 40 bis 60 Liter mit Nikotin und anderen Schadstoffen verschmutzen.“ Während unseres Gesprächs bemerken die beiden zwei Touristinnen, die ihre Zigarettenstummel auf den Boden werfen und mit der Schuhsohle austreten.
Langhorst und Dahlke sprechen die beiden Frauen sofort an und klären sie auf. Danach werden die Personalien aufgenommen, und die Frauen erhalten einen Bußgeldbescheid. Für diesen Verstoß liegt die Spanne zwischen 5 und 55 Euro. Wie viel die beiden Frauen letztendlich zahlen müssen, hängt aber auch von ihrem Verhalten ab: Zeigen die Täterinnen Einsicht und heben den Zigarettenstummel auf, mindert sich das Strafmaß.
Seit Ausbruch des Coronavirus sind Passanten aggressiver
Kurze Zeit später greifen Dahlke und Langhorst ein weiteres Mal ein. Ein Autofahrer hatte seinen Zigarettenstummel aus dem Fenster geschnippt. Auf das Bußgeld angesprochen, zeigt er sich einsichtig: „Die Waste Watcher machen einen guten Job. Ohne erzieherische Maßnahmen lernt man es nicht.“
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Solche Reaktionen sind die Regel, berichtet Dahlke. Nur einer von zehn Tätern werde auch mal laut. Die beiden Waste Watcher sind in dem Viertel sehr beliebt. Regelmäßig erkennen Obdachlose oder frühere Täter die beiden auf der Straße wieder und grüßen freundlich.
Präsent zu sein und sich mit den Menschen hinter den Taten auseinanderzusetzen – das ist Dahlke sehr wichtig. „Wir behandeln jeden gleich und treten mit Respekt auf. Der Umgang darf nie zur Routine werden“, sagt er und macht sich gleichzeitig Sorgen um diejenigen, die von der Pandemie hart getroffen wurden.
Seit dem Ausbruch des Coronavirus sei die Aggressivität bei den Passanten gestiegen, sagt Dahlke. „Die Leute zusätzlich zu belasten tut manchmal weh, aber sie haben es sich schließlich selber zuzuschreiben.“ Um 14 Uhr ist erst einmal Schluss. Nach einem gemeinsamen Abschiedskaffee treten beide ihren verdienten Feierabend an.
Die App gegen verdreckte Straßen: Alle Hamburger, die illegal entsorgten Müll an die Stadtreinigung melden wollen, können jetzt die App der Stadtreinigung Hamburg nutzen. Der gemeldete Müll wird innerhalb von 72 Stunden entfernt, verspricht die Stadtreinigung. Die App ist für alle Betriebssysteme kostenlos erhältlich.