Hamburg. Nicht die gesamte Dienstflotte von Tschentscher und Co ist öko. Sechs Senatsmitglieder nutzen häufig noch Verbrenner.

Wie rollt Hamburgs politische Elite in Zeiten von E- und Hybrid-Autos durch die Stadt? Nicht zu progressiv, möchte man meinen. Wie aus der Antwort auf eine kleine Anfrage des CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Richard Seelmaecker hervorgeht, nutzen längst nicht alle Senatoren und Staatsräte die ökologisch verträgliche Variante. 19 der insgesamt 26 Dienstfahrzeuge verfügen demnach über einen Hybrid-Antrieb (Verbrennung und Strom kombiniert), und nur eines fährt auf Strom pur. Die übrigen sechs sind reine Verbrenner.

Teilweise ist das nachvollziehbar: So müssen Bürgermeister Peter Tschentscher und Innensenator Andy Grote (beide SPD) wegen ihrer Sicherheitseinstufung durch das LKA einen Dienstwagen mit Verbrennungsmotor und Allradantrieb fahren – beide nutzen einen BMW 530d. Ihre Autos müssten jederzeit abfahrbereit sein, heißt es auf Anfrage aus der Innenbehörde. Schon durch ihr Amt kommen sie per se als Anschlagsziele in Frage.

Dienstwagen: Andy Grotes Auto muss sofort einsatzbereit sein

Grote bekam das im vergangenen Dezember am eigenen Leib zu spüren, als Unbekannte seinen BMW mit Steinen und Farbbeuteln bewarfen. In dem Dienstfahrzeug saß auch Grotes erst zwei Jahre alter Sohn. Bei Hybriden und E-Autos sei eine sofortige Einsatzbereitschaft jedoch kaum zu gewährleisten, weil diese mitunter länger am Strom hingen, so die Behörde.

Auch die Dienstautos von Schulsenator Ties Rabe und Sozialsenatorin Melanie Leonhard (beide SPD) laufen mit fossilen Brennstoffen. Unter den 15 Staatsräten ist Almut Möller (SPD) die einzige, die „aufgrund polizeilicher Vorgaben“ einen Verbrenner fahren muss. Liegt es daran, dass sie als Bevollmächtigte Hamburgs beim Bund häufig nach Berlin reist? Zu den Gründen für die Einstufung äußert sich die Polizei nicht.

Anschaffung und Unterhalt der Senatsflotte deutlich gestiegen

Alle anderen Senatoren und zwölf der 15 Staatsräte fahren Hybridautos, am beliebtesten sind die Modelle Mercedes E 300 (d)e, BMW 530 e und Audi A6. Die jährlichen Kosten für Anschaffung und Unterhalt der (geleasten) Senatsflotte ist seit 2015 deutlich gestiegen – von 183.482 auf 237.858 Euro in 2019.

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Im Vergleich zu den Verbrennern stoßen die Hybrid-Autos des Senats viel weniger Kohlendioxid aus, nur zwischen 31 und 49 Gramm Kohlendioxid (CO2) pro gefahrenem Kilometer. Bei diesen Werten handelt es sich jedoch um Herstellerangaben. Zu ganz anderen Ergebnissen kommt die Deutsche Umwelthilfe, die im jährlichen Dienstwagencheck nur den realen CO2-Ausstoß berücksichtigt. Sie ermittelte Werte zwischen 165 Gramm CO2/km für den Wagen von Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) und 227 Gramm Co2/km für die Limousine von Tschentscher.

Beste Öko-Bilanz hat Verkehrssenator Anjes Tjark

Mit null Gramm CO2/km ist Staatsrat Matthias Kock (Stadtentwicklungsbehörde) der Senats-Saubermann – er nutzt als einziger ein Elektro-Auto (BMW i3). Nur Hamburgs neuer Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) hat eine noch bessere Ökobilanz, da er ins Büro und zu seinen Terminen radelt. Ob das so bleibt, ist offen. „Senator Tjarks hat sich noch nicht für oder gegen einen Dienstwagen entschieden“, sagt ein Behördensprecher.

Die Dienstwagen der Hamburger Regierungspolitiker und ihr CO-Ausstoß (Stand Ende 2019):

  1. Jens Kerstan (Umweltsenator/Grüne): BMW 330e iPerformance (Benzin/Elektro), 165 g CO/km
  2. Ties Rabe (Schulsenator/SPD): Mercedes-Benz E 350e (Benzin/Elektro), 171 g CO/km
  3. Andreas Dressel (Finanzsenator/SPD): BMW 330e iPerformance (Benzin/Elektro), 177 g CO/km
  4. Dorothee Stapelfeldt (Stadtentwicklungssenatorin/SPD): Mercedes-Benz 220d (Diesel), 192 g CO/km
  5. Katharina Fegebank (Wissenschaftssenatorin/Grüne): Mercedes-Benz E 300e (Benzin/Elektro), 208 g CO/km
  6. Michael Westhagemann (Wirtschaftssenator/parteilos): Mercedes-Benz E 300e (Benzin/Elektro), 208 g CO/km
  7. Andy Grote (Innensenator/SPD): BMW 530d xDrive (Diesel), 210 g CO/km
  8. Carsten Brosda (Kultursenator/SPD): BMW 530e iPerformance (Benzin/Elektro), 215 g CO/km
  9. Cornelia Prüfer-Storcks (Gesundheitssenatorin/SPD): BMW 530e iPerformance (Benzin/Elektro), 215 g CO/km
  10. Till Steffen (Justizsenator/Grüne): BMW 530e iPerformance (Benzin/Elektro), 215 g CO/km
  11. Melanie Leonhard (Sozialsenatorin/SPD): Audi A6 Avant (Diesel), 223 g CO/km
  12. Peter Tschentscher (Erster Bürgermeister/SPD), 227 g CO/km