Hamburg. Tatorte sichern, Umweltsünder jagen – und als fliegendes Auge des SEK. Auch die Feuerwehr ist interessiert.
Die Hamburger Polizei erprobt seit Anfang des Monats Drohnen. Das Pilotprojekt ist auf ein Jahr ausgelegt. Sind die Erfahrungen gut, werden sie als „polizeiliches Einsatz- und Führungsmittel“ Verwendung finden. Die nicht einmal 20 Gramm schwere Black Hornet Mini-Drohne wird beim SEK, die große, rund fünf Kilo schwere Drohne vom Typ HD 6-1000 Pro bei der Wasserschutzpolizei und der Kriminaltechnik getestet.
Wenn es um die von der niedersächsischen Firma exabotix entwickelten Drohne HD 6-1000 Pro geht, ist die Polizei auskunftsbereit. Das „unbemannte Luftfahrtsystem“, kurz ULS genannt, soll eingesetzt werden, damit die Wasserschutzpolizei Schifffahrtsrouten überwachen kann oder sie bei besonderen Lagen wie der Personensuche nach Unfällen oder der Dokumentation von Umweltverschmutzungen einsetzen kann. Dafür ist die Drohne mit einer hochauflösenden Kamera ausgestattet, die auch auf Wärmebildfunktion umgeschaltet werden kann.
Hochauflösende Bilder von Tatorten
Bei der Kriminaltechnik will man die Drohne einsetzen, um beispielsweise von Tatorten hochauflösende Luftbilder zu machen. Es ist daran gedacht, die Bilder der Drohne mit den Daten aus dem bereits im Einsatz befindlichen 3-D-Scanner, der zur Vermessung von Tatorten eingesetzt wird, zu kombinieren. So sollen dreidimensionale Luftaufnahmen entstehen. Im Wesentlichen soll die Drohne auch bei der Wasserschutzpolizei für die Tatortarbeit eingesetzt werden.
Anders sieht es bei der Mini-Drohne Black Hornet aus, die in Norwegen entwickelt wurde. Diese nur zehn Zentimeter lange Hubschrauberdrohne soll nach Informationen des Abendblatts als „verdecktes“ Einsatzmittel genutzt werden. Die Drohne kann auch in Räumen fliegen und ist damit ein „fliegendes Auge“ für die Spezialkräfte. Dieser Drohnentyp wird bereits bei den Spezialkräften der Bundeswehr, der GSG 9 der Bundespolizei und anderen Sondereinsatzkommandos genutzt.
23 Beamtewerden als Bediener für Drohnen ausgebildet
Für die Drohnen wurden zunächst rund 140.000 Euro ausgegeben. Bereits jetzt werden Beamte ausgebildet. Sie durchlaufen zunächst eine einwöchige Schulung bei der Hubschrauberstaffel, wo ihnen die Theorie beigebracht wird. Danach steht Flugtraining auf dem Programm. Besonders anspruchsvoll ist die Steuerung der Mini-Drohne. Erfahrung aus anderen Spezialeinheiten zeigen, dass man gut ein Vierteljahr braucht, um sie richtig handhaben zu können. Die große Drohne beherrschen die Beamten, die ULS-Steuerer genannt werden, nach einer Woche praktisches Trainings.
Ist das Projekt erfolgreich und die Drohnen werden für den Alltagseinsatz beschafft, sollen insgesamt 23 Beamte als Bediener für Drohnen ausgebildet werden. So sollen die Drohnen rund um die Uhr einsatzbereit sein. Wie viele „Drohnen-Piloten“ beim SEK ausgebildet werden, ist geheim.
Drohnen sollen Hubschrauber nicht ersetzen
Rechtlich, auch datenschutzrechtlich, ist der Einsatz von Polizei-Drohnen nicht gesondert geregelt. Die Polizei handhabt den Einsatz weitgehend unter den Voraussetzungen, unter denen auch Hubschrauber zum Einsatz kommen, die ebenfalls mit spezieller Kameratechnik ausgerüstet sind. Von der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation hat die Polizei eine allgemeine Aufstiegserlaubnis bekommen, die zunächst bis Ende 2021 gilt.
Dass die Drohnen die Hubschrauber ersetzen, ist nicht geplant. „Wir sehen sie als weiteres luftseitiges Einsatzmittel, das unsere Polizeihubschrauber nicht ersetzen, sondern lediglich ergänzen kann“, sagt Polizeisprecher Timo Zill.
Auch die Feuerwehr hat Drohnen im Blick: Bereits im vorigen Jahr fanden erste Testflüge mit dem Modell „Mavic Pro“ statt, das eine Geschwindigkeit von bis zu 64 km/h erreicht. Es handelt sich dabei um einen sogenannten Quadcopter mit vier Propellern und einer Ultra-HD-Kamera, die aus bis zu 100 Metern Höhe Aufnahmen anfertigen kann. „Der Einsatz von Drohnen kommt grundsätzlich etwa bei großen Bränden oder der Suche nach Vermissten infrage“, sagte Feuerwehrsprecher Werner Nölken. Bislang wurden für die Testläufe jedoch Geräte des Technischen Hilfswerks (THW) genutzt. Nach Abendblatt-Informationen ist die Finanzierung von eigenen Geräten unklar – ebenso wie die Schulung von Feuerwehrleuten zu Drohnenpiloten. Überlegungen, bereits in diesem Jahr auch Drohnen im täglichen Einsatz zu verwenden, wurden zunächst verworfen. Ob und wie viele Drohnen die Feuerwehr in Zukunft in ihre Flotte aufnehmen wird, steht noch nicht fest.