Hamburg. Abendblatt-Leser sind gespalten bei der Frage, ob das übergroße Denkmal ein Star-Wars-Lichtschwert erhalten soll.
Seit Monaten sorgt die Sanierung der Bismarck-Statue, die mit einer Höhe von 34,3 Meter über dem Hamburger Hafen thront, für Diskussionen. Der Plan sieht vor, im Sockel des Denkmals einen Ausstellungsraum für Besucher zugänglich zu machen, neun Millionen Euro wollen Stadt und Bund investieren.
Bei einer Kundgebung im Juni forderten die Initiativen „Intervention Bismarck-Denkmal“ und „Decolonize Bismarck“ einen Stopp der Sanierungsarbeiten. Mit der Statue, enthüllt 1906, werde ein „Antidemokrat, Antisemit und Wegbereiter des deutschen Kolonialismus“ geehrt. Auch Kultursenator Carsten Brosda erwägt neben dem geplanten Museum ein „Signal im öffentlichen Raum“. Das Denkmal könnte nicht unkommentiert im Stadtbild stehen, da es eine „autoritäre und koloniale Vergangenheit“ repräsentiere. Brosda plädiert für einen künstlerischen Wettbewerb.
Bismarck mit Lichtschwert: Sinnbild des Kampfes Gut gegen Böse
Der Hamburger Notar Jens Jeep hat nun der Kulturbehörde seinen Vorschlag unterbreitet: Das Denkmal könne mit einem Lichtschwert ausgestattet werden – angelehnt an den Science-Fiction-Klassiker Star Wars. Dieses Lichtschwert habe sich, so Jeep, „zu einem internationalen Sinnbild des Kampfes zwischen Gut und Böse entwickelt. Dabei steht es stellvertretend gerade nicht allein für die eine oder andere Seite der Macht".
In seinem Konzept heißt es weiter: „Das Lichtschwert verkörpert so zugleich die Ambivalenz des Menschen als solches und die Unmöglichkeit, ganz und gar nur eine einheitlich positiv oder negativ zu beurteilende Person zu sein.“ Es stehe daher bildhaft für den „ebenso vielfältigen wie zwiespältigen Charakter Bismarcks“.
Bismarcks Lichtschwert könnte im Takt pulsieren
Zugleich sei dies „ein Zeichen gegen den unmöglichen Wunsch nach Eindeutigkeit der ganzen Persönlichkeit, der gerade in sozialen Medien die Diskussion um Argumente zu einer Verurteilung von Menschen macht. Dabei ist kein Mensch ist nur gut und nur böse“.
Lesen Sie auch:
- Bismarck: Wo die Bilderstürmer irren
- Nach Demo: Was wird aus Hamburgs Bismarck-Denkmal?
- Bismarck mit Farbbeutel beworfen - Staatsschutz ermittelt
Bei der Umsetzung schlägt Jeep vor, das steinerne Schwert mit „einem diffusen, sehr hellen LED-Band zu umhüllen, welches zeitgesteuert seine Farbe verändert“. Zu bestimmten Anlässen könnten besondere Farbgestaltungen gewählt werden: zum Europatag etwa ein blaues Schwert mit gelben Sternen, zum Schlagermove ein im Takt pulsierendes Schwert.
Die Kosten seien „extrem überschaubar“, die Umsetzung wäre schnell zu bewerkstelligen. Der Notar setzt auf einen großen Effekt über Hamburg hinaus, niemand werde mehr gedankenlos an Bismarck vorbeigehen: „Und genau darum geht es doch bei einem Denkmal.“
Bismarck-Denkmal mit Farbe übergossen
Dass der Streit um das Andenken an den Reichskanzler weiter brodelt, zeigt auch der zweite Angriff auf eines seiner Denkmäler in kurzer Zeit: Unbekannte haben das Bismarck-Denkmal im Schleepark mit roter Farbe übergossen, der auf einem Granitsockel stehenden Bronzestatue einen Sack über den behelmten Kopf gestülpt und einen Strick um den Hals gelegt. Erst Mitte Juni war das Standbild mit roter Farbe übergossen worden.
Bei der Statue handelt es sich um das älteste Bismarck-Denkmal in Hamburg. Die vom Bildhauer Adolf Kürle geschaffene Statue steht bereits seit 1898 in dem Altonaer Park. Das LKA 7, die Staatsschutzabteilung des Landeskriminalamtes, hat, wie schon im Juni, die Ermittlungen übernommen.
Abendblatt-Umfrage zu Bismarck-Denkmal
In unserer Frage des Tages wollten wir von Ihnen wissen, wie Sie die Idee des Lichtschwert schwingenden Bismarck finden: Nach 24 Stunden hatten mehr als 2500 Menschen abgestimmt – das Ergebnis ist zwar nicht repräsentativ, zeigte aber eine erste Tendenz: Nur etwas mehr als ein Viertel ist für die popkulturelle Aufwertung des Denkmals, der Rest der Teilnehmer ist gegen einen Reichskanzler im Jedi (oder Sith?)-Look.
Allerdings: Nach vier Tagen zeigt sich ein anderes Ergebnis. Fast 6000 Leserinnen und Leser haben abgestimmt, nun zeigt sich nur noch eine knappe Mehrheit gegen den Vorschlag. Umgekehrt gesagt: Deutlich mehr Menschen können sich mit dem Vorschlag anfreunden.