Hamburg. Um Fahrgastströme zu entzerren, weisen an den Haltestellen Wandsbek Markt und Hagenbecks Tierpark künftig Markierungen den Weg.
Das Einführen der Maskenpflicht, der Einsatz von Hygieneteams, das Öffnen der Bustüren an jeder Haltestelle – die Hochbahn hat auf die Corona-Pandemie bereits mit diversen Maßnahmen zur Reduzierung der Ansteckungsgefahr reagiert.
Jetzt testet sie in einem Pilotprojekt ein neues Wegeleitsystem für U-Bahnhöfe: An der U1-Station Wandsbek Markt und an der U2-Station Hagenbecks Tierpark zeigen künftig weiße Pfeile und gestrichelte Linien am Boden die Laufrichtung an. „Wir haben uns dabei am Rechtshaltegebot aus dem Straßenverkehr orientiert“, so Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum. Das Ziel sei, dass sich Fahrgäste durch die angestrebte Entzerrung „nicht in die Quere kommen“.
Wegeleitsystem soll Sicherheitsgefühl bei Fahrgästen erhöhen
Damit will die Hochbahn auch das Sicherheitsgefühl bei ihren Fahrgästen erhöhen, denn deren Zahl ist coronabedingt stark gesunken: Im März fiel die Zahl der Fahrgäste, die täglich Busse und U-Bahnen nutzen, von rund 1,2 Millionen auf weniger als eine halbe Million; derzeit liegt sie bei etwa 750.000 täglich, was 60 Prozent entspricht (und, zum Vergleich, auf Jahreswerte gerechnet dem Niveau von Mitte der 1990er-Jahre).
Nach den Sommerferien rechnet die Hochbahn mit einem weiteren Anstieg. „Wir gehen davon aus, dass wir bis zum Jahresende wieder 80 Prozent der Zahlen aus Vor-Corona-Zeiten erreichen“, so Kreienbaum. Da das aber nur funktionieren kann, wenn sich die Fahrgäste sicher fühlen, will man jetzt die Fahrgastströme auf dem Weg zum Bahnsteig entzerren.
Aus Messungen an den beiden Pilothaltestellen wisse man: Die deutliche Mehrheit der Fahrgäste laufe bereits rechts, 20 Prozent (vor Ausgängen und in Kurven sogar bis zu 40 Prozent) jedoch im Gegenverkehr.
System lehnt an die Straßenverkehrsführung an
Das jetzt gewählte System sei dabei bewusst einfach gehalten und lehne sich an die Verkehrsführung an, die von der Straße bekannt ist, so die Hochbahn. Eine gestrichelter Mittellinie und Pfeile auf den Treppenstufen und in den Schalterhallen sollen die Fahrgäste „unaufdringlich und eher unterbewusst“ ohne Gegenverkehr von der Oberfläche zu den Bahnsteigen und zurück leiten.
„Das Wegeleitsystem zu nutzen ist von uns nur eine Empfehlung, keine Pflicht“, sagt Frauke Strotkamp, die für die Reinigung und Instandhaltung aller U-Bahnstationen verantwortlich ist. Ob sie das System auch in anderen U-Bahn-Haltestellen installiert, will die Hochbahn von Beobachtungen und einer Befragung der HVV-Fahrgäste in den kommenden Wochen abhängig machen. Auch, ob die aufgeklebten Markierungen die regelmäßigen Reinigungsmaßnahmen überstehen, soll dabei eine Rolle spielen.
Logische Bildsprache anstatt Texte
Wegen der vielen ausländischen Mitbürger habe man sich gegen Hinweise durch Texte und „für eine logische Bildsprache“ entschieden, sagt Sven Möller, der für die Sicherheitsmaßnahmen im U-Bahnbetrieb zuständig ist.
Die Haltestelle Wandsbek Markt wurde am Donnerstag mit dem neuen Wegeleitsystem ausgerüstet, Hagenbecks Tierpark ist am Freitag dran. Die beiden Stationen wurden ausgewählt, weil sie so unterschiedlich sind. „So können wir die Ergebnisse auch tatsächlich auf die anderen Haltestellen im Netz übertragen“, sagt Sprecher Kreienbaum. Wandsbek Markt (täglich 55.000 Fahrgäste) sei eine große Umsteigehallestelle mit sieben Zugängen und 14 Buslinien, die eher werktags genutzt werden, Hagenbecks Tierpark dagegen eine eher einfache Haltestelle mit wenigen Zugängen und Treppen, die von vielen oft ÖPNV-fremden Tierparkbesuchern genutzt werde.
Bis Ende August sollen alle U-Bahn-Türen automatisch öffenen
In den kommenden Wochen will die Hochbahn weitere Messungen an den beiden Haltestellen vornehmen, und auch Kunden um ihre Meinung bitten. Falls das Pilotprojekt erfolgreich ist und die Markierungen helfen, die Fahrgastströme zu entzerren, könnten weitere Haltestellen mit einem solchen Wegeleitsystem ausgestattet werden.
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„Die Überlegung zu einer besseren Wegeleitung ist Bestandteil eines Gesamtpaketes, mit denen die Hochbahn gezielt Maßnahmen ergreift, um die Sicherheit und das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste in der Coronakrise zu stärken“, so Kreienbaum. Neben einer intensiven Fahrgastkommunikation per Durchsagen, Aushängen sowie Kampagnen in den sozialen Medien seien dies bislang vor allem die Kontrolle der Maskenpflicht, der Einsatz zusätzlicher Hygieneteams im laufenden Betrieb, der Einbau von Trennscheiben in den rund 1000 Bussen und das obligatorische Öffnen aller Türen in Bussen und U-Bahnen an den Haltestellen, soweit das technisch möglich ist.
Dort, wo es momentan noch nicht möglich ist, will die Hochbahn nachrüsten. „Bis Ende August“, so Kreienbaum, „sollen alle U-Bahnen die Türen automatisch öffnen können. Auch, wenn niemand den Türöffner betätigt.“