Hamburg/Kiel. 2019 brauchten mehr Minderjährige Schutz als im Vorjahr. In Schleswig-Holstein ist die Zahl dagegen rückläufig. Die Gründe.
Im vergangenen Jahr mussten die Hamburger Behörden mehr Kinder und Jugendliche in Obhut nehmen als im Vorjahr. Insgesamt hatten die Jugendämter 2019 genau 1634 Fälle begleitet, wie das Statistische Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein am Dienstag in Hamburg mitteilte. Das waren 128 Fälle und damit acht Prozent mehr als noch im Vorjahr.
Rein rechnerisch war die unbegleitete Einreise aus dem Ausland in den meisten Fällen der Grund für die Inobhutnahme (26 Prozent und 425 Fälle). Weil aber in diesen Fällen sowohl die vorläufige als auch die reguläre Inobhutnahme gezählt wird, sind Doppelzählungen möglich. In Hamburg kam es 2019 den Statistikern zufolge in 271 Fällen zu vorläufigen Inobhutnahmen. Die Zahlen in dieser Kategorie fallen damit unter dem Strich geringer aus. Wie viele davon regulär in Obhut genommen wurden, geht dagegen aus den Zahlen nicht hervor.
Hinweise auf Misshandlung oder Vernachlässigung der Kinder
Bei jedem fünften Fall waren die Eltern oder ein Elternteil mit der Erziehung und Betreuung der Kinder und Jugendlichen überfordert. Zudem gab bei 19 Prozent der Minderjährigen Anzeichen von Misshandlung und bei 15 Prozent Hinweise auf Vernachlässigung. Allerdings sind hier Mehrfachnennungen möglich.
Die meisten Kinder, 38 Prozent, waren zum Zeitpunkt der Inobhutnahme zwischen 16 und 18 Jahre alt; ein Viertel der Kinder war 14 und 15 Jahre alt. Fast drei Viertel aller in Obhut genommenen Mädchen und Jungen hatten den Angaben zufolge einen Migrationshintergrund.
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Jugendämter in Schleswig-Holstein nehmen weniger Kinder auf
Die Jugendämter in Schleswig-Holstein haben im vergangenen Jahr 2456 Kinder und Jugendliche in Obhut genommen. Das sind 98 Fälle oder knapp vier Prozent weniger als im Vorjahr, wie das Statistische Landesamt am Dienstag in Kiel mitteilte. Hauptgrund war den Angaben zufolge der Rückgang bei Hilfen wegen unbegleiteter Einreise aus dem Ausland. Deren Zahl sank um 184 oder 32 Prozent auf 396.
In den meisten Fällen (41 Prozent) gingen die Jugendhilfeleistungen auf die Überforderung der Eltern zurück. Zweithäufigster Anlass war die unbegleitete Einreise aus dem Ausland (16 Prozent). Bei elf Prozent gab es Anzeichen für Misshandlung.
Ein drittel der Inobhutnamen bei Jugendlichen
Jeder dritte (31 Prozent) in Obhut genommene Minderjährigen war zwischen 16 und 18 Jahre alt, einer von drei (29 Prozent) zwischen 14 und 16 Jahre. Neben den genannten 2456 Inobhutnahmen gab es im vergangenen Jahr noch 43 Fälle von unbegleitet aus dem Ausland eingereisten Personen, bei denen das Verfahren durch Feststellung der Volljährigkeit beendet wurde (2018: 58 Fälle).
Eine Inobhutnahme kommt dann infrage, wenn eine dringende Gefahr für ein Kind oder einen Jugendlichen besteht. In dem Fall sorgt das Jugendamt für eine vorläufige Unterbringung etwa in einer Einrichtung oder bei einer geeigneten Person.