Harburg . Nach Jenfeld und Billstedt eröffnet das Hilfswerk im Phoenixviertel die dritte Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche. Im August geht es los
Harburg bekommt – nach Jenfeld und Billstedt – Hamburgs dritte Arche. Das christliche Werk kümmert sich um Kinder- und Jugendliche von vier bis 19 Jahren und deren Familien. Standort der offenen Hilfs- und Unterstützungseinrichtung wird das Gemeindehaus der evangelisch-methodistischen Christuskirche in der Maretstraße, mitten im Phoenixviertel.
Dort gibt es mit dem Kennedyhaus und dem Löwenhaus bestehende Angebote – doch aus dem Quartier kam die Bitte an die Arche-Macher, zusätzlich dort tätig zu werden. Das Phoenixviertel gilt weiterhin als eines der sozial problematischsten in ganz Hamburg. Bereits im August soll es in der Arche losgehen. Mehr als eineinhalb Jahre liefen die Planungen.
Rund 60 Kinder im Alter von vier bis dreizehn Jahren sollen zunächst von den Angeboten der Arche profitieren. Hamburgs Arche-Chef Tobias Lucht sagt: Wir planen ein Abendessen-Angebot, Hausaufgaben- und Lernhilfen, Spiel- und Sportgruppen. Das Wichtigste wird zunächst sein, in den Stadtteil zu gehen und zu zeigen, dass wir da sind und als verlässliche Partner für Kinder und Jugendliche zur Verfügung stehen.“ Leiterin der Harburger Arche wird Angela Krull. Sie ist bereits in der Jenfelder Arche tätig, hat bei „Ankerland e.V.“ den Umgang mit traumatisierten Kindern kennengelernt.
Gesucht werden ehrenamtliche Mitarbeiter
Angela Krull: Ich freue mich sehr auf die neue Aufgabe und bin vor allem gespannt, wie unsere Angebote in Harburg angenommen werden. Wir wollen niemanden verdrängen, verstehen uns als zusätzliches Angebot für die Kinder und Jugendlichen im Viertel und darüber hinaus. Starten wollen wir mit den jüngeren Kindern, Angebote für Jugendliche sollen dazu kommen, wenn sich der Alltag hier am neuen Standort eingespielt hat.“
Zwei festangestellte Mitarbeiter bekommt Angela Krull zunächst an ihre Seite, gesucht werden ehrenamtliche Mitarbeiter, die möglichst verlässlich – regelmäßig oder zu besonderen Anlässen – die Arbeit der Pädagogen unterstützen und ermöglichen.
Neben den täglichen Angeboten organisieren die Arche-Macher Feste, Ausflüge, Exkursionen und Workshops. Ziel einer jeden Maßnahme: Den oft aus prekären und fast immer bildungsfernen Haushalten lebenden Mädchen und Jungen Geborgenheit, Verlässlichkeit und Perspektiven zu vermitteln. Tobias Lucht: „In Jenfeld und Billstedt erleben wir jeden Tag Kinder, die ohne unser Angebot keine warme Mahlzeit bekämen, die zu Hause keinen Platz oder keine Gelegenheit haben, Hausaufgaben zu machen.
„Der Bedarf ist riesengroß“
Viele Kinder brauchen dringend Ansprache und einen Partner, von dem sie wissen, dass er für sie da ist, nicht wenige sind traumatisiert. Das Phoenixviertel gehört zu den Problemquartieren der Stadt Hamburg. Wir wollen den Kindern hier helfen und ihnen zur Seite stehen.
Dana Schöne, Leiterin der nahen Schule Maretstraße, kennt die sozialen Probleme des Stadtteils. Sie sagt: „Der Bedarf ist riesengroß. Es gibt hier viele Kinder und Jugendliche, die ohne Hilfe von außen nicht am öffentlichen Leben teilhaben können. Es geht um Bildungs- und Chancengleichheit. Die Arche kann helfen, sie herzustellen.“ Die Schule hat bereits eine enge Kooperation mit der Arche vereinbart.
Dass die neue Arche ihren Standort mitten im Phoenixviertel bezieht, ist hauptsächlich der evangelisch-methodistischen Christuskirche und deren Pastor Andreas Kraft zu verdanken. Sie hat ihren Standort hier in einem Hinterhof mit der Hausnummer 24. Das Gemeindehaus steht oft leer, vor allem in der Woche und nachmittags. Schon länger dachte die Gemeine darüber nach, wie mehr Leben in die Räume zu bekommen sei.
98 Prozent der Gemeindemitglieder waren dafür
Als Kraft von den Harburg-Plänen der Arche erfuhr, informiert er seine Gemeinde und initiierte eine geheime Abstimmung. 98 Prozent der Mitglieder waren dafür, die Räume ab August mit der Arche und den Kindern und Jugendlichen zu teilen. Kraft: „Wir wollten schon länger raus ins Viertel, uns mehr zeigen. So lag es nahe, die Arche ins Boot zu holen.
Es ist uns eine große Freude, diesen gemeinsamen Weg einzuschlagen“ Mehrere Gemeindemitglieder haben sich schon als Ehrenamtliche gemeldet. Derzeit werden Räume umgestaltet. Lern- und Aufenthaltsräume entstehen, ein Esszimmer, Platz für gespendetes Spielzeug, Kleidung, Schulranzen und Lernmaterial wird geschaffen.
Dass die Arche in Harburg starten kann, ohne zunächst auf bezirkliche oder städtische Unterstützung angewiesen zu sein, ist zahlreichen Unterstützern zu verdanken. Die Tammus-Stiftung hat eine großzügige Anschubfinanzierung für fünf Jahre zugesichert, das Hilfsnetzwerk „Kitz4Kids“, in dem Hamburger Unternehmer sich engagieren, ist mit an Bord. „Vorstand Peter Kostiuk: „Wir haben uns schon intensiv am Ponyhof in Meyer’s Park engagiert, wollen der Harburger Arche 10.000 Euro pro Jahr geben, damit Kinder hier etwas zu essen bekommen.“
Starke Unterstützer
Zudem hat der Verein ebenfalls eine Anschubhilfe gegeben. Auch der Rotary-Club Harburg hilft der Arche. Präsident Heinz Lüers: „Es ist gut und wichtig, dass die Arche jetzt hier ist. Wir freuen uns, unser Harburger Netzwerk auch für dieses Projekt in Bewegung zu setzen.“ Mit dem Harburger Unternehmen Vossloh Rail Services ist ein dauerhafter Partner gefunden. Saskia Heidenberger ist dort Personalleiterin. Sie sagt: „Faire Chancen zu eröffnen betrachten wir bei Vossloh Rail Services als Teil unserer Unternehmenskultur.
Wir werden jungen Menschen aus der Arche und den Schulen der Umgebung Praktika und auch Ausbildungsplätze anbieten. Daneben werden wir im Sinne einer Standortkooperation Hilfe bei Renovierung und Co leisten. Das tut auch unserem Betriebsklima und dem Teamspirit richtig gut.
Dennoch sind, darauf weisen Arche-Chef Lucht und Arche Harburg-Chefin Krull hin, zahlreiche Ehrenamtliche für Alltagsbetrieb, Ausflüge und Projekte erforderlich. Und Spender, die projektgebunden, einfach so oder für regelmäßige Ausgaben Geld geben.