Hamburg. Die Klage eines Anwohners gegen die Aufstockung landet diese Woche vor Gericht. Eröffnung des Dachgartens für 2021 geplant.

Der erste Etage steht, die Pflanzen und Bäume sind bestellt, wachsen kräftig heran, und laut Zeitplan soll er 2021 eröffnet werden: der spektakuläre Dachgarten auf dem Bunker an der Feldstraße. Doch mehr als drei Jahre, nachdem die Baugenehmigung für den pyramidenartigen Aufbau erteilt wurde, landet das Projekt nun vor dem Hamburger Verwaltungsgericht. Steht das derzeit wohl ambitionierteste Bauvorhaben der Stadt damit so kurz vor der Fertigstellung auf der Kippe?

Hinter der Klage steht Anwohner und Stadtplaner Mario Bloem. Konkret wirft er dem Bezirk Mitte vor, dass die Erteilung der Baugenehmigung nicht rechtmäßig gewesen sei. Bloem soll die Klage laut Informationen der Website Feldbunker.de bereits im April 2018 eingereicht haben.

Bunker soll um fünf Etagen aufgetockt werden

Die Visualisierungen des Grünbunkers sind stadtbekannt und haben für jede Menge Aufsehen gesorgt. Geplant ist, dass der Bunker um fünf Etagen aufgestockt und dschungelartig bepflanzt wird.

Diese Aufstockung sieht Kritiker Mario Bloem als unrechtmäßig an. „Ich betrachte eine Genehmigung eines solch massiven Bauwerks an der Feldstraße, das die gegenüberliegenden Häuser um mehr als das 3,5-Fache überragt, nach Paragraf 34 BauGB für unzulässig“, so Bloem auf der Seite Feldbunker.de. Der Paragraf erlaube nur, Bauwerke zu genehmigen, die sich vollständig in die vorhandene Bebauung und Umgebung einfügen.

Bloem verweist auf die umliegenden Gebäude , die fünf- bis sechsgeschossig und circa 16 Meter hoch seien. „Der genehmigte Bunker hätte eine Höhe von 58 Metern, was umgerechnet einem circa 18 bis 19-stöckigen Gebäude entspricht.“ Laut einem Bericht der Hamburger Morgenpost verweist Bloem weiter darauf, dass die Bunkeraufstockung ohne neuen Bebauungsplan nicht hätte genehmigt werden dürfen.

Planungsphase war von massiver Kritk begleitet

Für Heike Sudmann, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Linken in der Bürgerschaft, wäre eine Entscheidung des Gerichts zugunsten des Anwohners ein Riesenerfolg. „Die Beliebigkeit, mit der der Bezirk Mitte völlig aus dem Rahmen fallende Projekte wie die Bunkeraufstockung oder das sogenannte Paulihaus auf der Grundlage eines längst überholten Bebauungsplans genehmigt, würde gestoppt“, betont sie. Endlich müsste der 65 Jahre alte Bebauungsplan neu gemacht werden.

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Frank Schulze, Sprecher der Bunkeraufstockung, und das Bezirksamt Mitte wollten sich mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht äußern. Klar ist: Besonders die anfängliche Planungsphase des Projektes war von massiver Kritik begleitet. Anwohner befürchteten eine Verschattung der Wohnhäuser und eine „Eventisierung“ des angrenzenden Karoviertels. Rund drei Jahre wurde diskutiert, um- und neu geplant, ehe der Bezirk im April 2017 die Baugenehmigung erteilte. Schließlich musste wegen der gesamtstädtebaulichen Bedeutung des Projektes auch der Senat zustimmen, was er im Mai desselben Jahres auch tat.

Zerwürfnis zwischen Investor und Planungsbüro

Doch auch danach lief es nicht rund: So kam es zu einem Zerwürfnis zwischen Investor Thomas Matzen und dem damaligen Planungsbüro. Der Fall landete vor Gericht und wurde mit einem Vergleich beigelegt. Doch es ging holprig weiter: Der FC St. Pauli, der Interesse bekundet hatte, die geplante Sporthalle zu nutzen, sprang wieder ab, später folgten Schlagzeilen, nach denen ein Luxushotel in den Bunker einziehen würde. Und dann sorgte auch noch ein Wasserschaden für Ärger.

Zuletzt waren die kritischen Stimmen allerdings leise geworden. Auch das Beteiligungsprojekt Hilldegarden, das für die gemeinschaftliche Nutzung und Gestaltung zuständig ist, betonte unlängst, dass das Projekt längst nicht mehr so kritisch gesehen werde wie am Anfang. „Je näher es rückt, desto sichtbarer wird auch, dass das kein Luftschloss ist, sondern dass wir jetzt wirklich anfangen können, im Detail zu planen“, sagte etwa Paul Jossa, Kassenwart bei Hilldegarden.

Dass das Projekt Grünbunker so kurz vor der Fertigstellung noch einmal gekippt wird, halten die meisten hinter den Kulissen für unwahrscheinlich. Am Ende wird das Gericht entscheiden. Die öffentliche Sitzung beginnt am Mittwoch um zehn Uhr.