Hamburg. Zwei Alsterdampfer fahren bereits mit Strom. Was die Alster-Touristik GmbH und Verkehrssenator Anjes Tjarks noch planen.
Schon zweimal waren Schiffe der Alster-Touristik GmbH Vorreiter: Die vor 20 Jahren in Betrieb genommene, komplett verglaste „Alstersonne“ war das erste deutsche Schiff, das mit Strom angetrieben wurde. Und die „Alsterwasser“, die 2008 in die Flotte aufgenommen wurde, galt als das erste Passagierschiff, das mit Brennstoffzelle und Wasserstoffantrieb fuhr.
Ebenso wie die Wasserstoff-Tankstelle an der Hellbrookstraße war auch die „Alsterwasser“ mit EU-Mitteln gefördert worden. Als diese ausliefen, schloss die Tankstelle und die „Alsterwasser“ wurde stillgelegt. Nachdem im vergangenen Jahr ihre Batterien aufgewertet wurden, ist sie seit diesem Sommer als Elektro-Schiff wieder auf der Alster unterwegs – und läutet dort eine neue Ära ein.
Schiffe auf der Alster sollen emissionsfrei werden
Ebenso wie die Busse im öffentlichen Nahverkehr sollen nämlich auch die Schiffe auf der Alster nach und nach emissionsfrei werden. Das gilt auch für die Fähren der Hadag, die auf der Elbe unterwegs sind. Alster-Touristik-Geschäftsführer Tobias Haack ist bei der Hadag Vorstand. Und so hat er in dieser Doppelfunktion zu einer Tour auf der „Alsterwasser“ eingeladen, um mit Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) ein gemeinsames Ziel vorzustellen: Die Alsterdampfer sollen nach und nach auf Elektro-Antrieb umgerüstet werden, die Hadag-Fähren mittelfristig auf Wasserstoff-Antrieb.
Wer an das Tuckern und Vibrieren der dieselbetriebenen Alsterschiffe gewöhnt ist, nimmt sofort das leise Übers-Wasser-Gleiten des E-Schiffes wahr. „Zwei zweistündige Touren pro Tag schafft die ,Alsterwasser‘ mit dem Öko-Strom, mit dem sie nachts aufgeladen wird“, erläutert Haack. Er setzt darauf, dass die Entwicklungen in der Elektro-Technik künftig auch längere oder mehr Fahrten ermöglichen. Der Batteriebetrieb sei nicht nur umweltfreundlich und günstig im Betrieb, sondern biete auch mehr Komfort: die Fahrgäste verstünden den Schiffsführer besser, und die Menschen und Anlieger am Ufer könnten sich über bessere Luft freuen.
Alster-Touristik möchte alle Alsterdampfer umbauen
Zwei Millionen Euro hat der Bau der „Alsterwasser“ 2008 gekostet. Wie teuer der Umbau war, mag Haack nicht sagen. „Eine ordentliche Summe, die wir aber aus eigenen Mitteln aufgebracht haben“, so Haack. Für den Umbau der anderen 16 Alsterdampfer sei man auf Förderungen angewiesen. Ihr Durchschnittsalter liegt bei mehr als 50 Jahren. „Unser Wunsch ist es, alle umzubauen. Aber an manchen werden wir ihres Alters wegen nichts machen können.“ Diese müssten dann ersetzt werden.
Um die Emissionen bei den Schiffen im Hafen zu senken, läuft derzeit eine Ausschreibung für drei neue Hadag-Fähren. „Sie werden zunächst noch einen Diesel-Hybrid-Antrieb haben, aber auch die Option, später mit Brennstoffzellen für den Wasserstoffantrieb umgerüstet zu werden“, erklärt Anjes Tjarks. Elektro-Schiffe wären im Hafen nicht einsatzfähig. „Sie haben nicht genug Kraft, um gegen die Strömung anzukommen, und ihre Reichweite ist zu gering.“ Die drei neuen Fähren, die für eine engere Taktung bei den Fähren die Linie 62 und 64 sorgen sollen, würden im Diesel-Hybrid-Betrieb bis zu 30 Prozent weniger Emissionen ausstoßen als die herkömmlichen Fähren.
Dass die neuen Fähren nicht gleich nur mit Brennstoffzellen und Wasserstoff-Antrieb bestellt würden, liege an der fehlenden Infrastruktur. Für diese benötigt man – ebenso wie für die neuen Schiffe – Genehmigungen der EU. In beiden Fällen rechnen Tjarks und Haack mit ein bis zwei Jahren Genehmigungszeit. Sich das im Paket bewilligen zu lassen, sei nicht möglich, so Tjarks. Daher wolle man zweigleisig fahren. „Falls sich die Genehmigung für die Infrastruktur verzögert, können wir die drei neuen Fähren trotzdem schon einsetzen.“ Das sei dringend notwendig, um die hohen Passagierzahlen abzufangen. Und niedrigere Emissionswerte zu erreichen.
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Hadag-Fähren fahren heute schon umweltfreundlicher
Schon jetzt fahren die Hadag-Fähren umweltfreundlicher als noch vor ein paar Jahren. „Durch die Nachrüstung der meisten Schiffe mit Bugwulsten gleiten sie einfacher durchs Wasser, was zehn Prozent Energien einspart“, so Haack. Tjarks ergänzt: „Durch den Einbau neuer Filtertechnologie gelangen nahezu kein Ruß mehr und 20 bis 30 Prozent weniger Stickstoff in die Luft.“
Den Ausstoß des schädlichen CO₂ kann nur die Umrüstung der Schiffe auf Wasserstoff-Betrieb erreichen. Dass diese, wenn es soweit ist, unproblematisch gelingen kann, ist der „Alsterwasser“ zu verdanken. „Wir haben durch sie viel gelernt“, sagt Tobias Haack und meint damit die Erfahrungen bezüglich Zulassungsprozess, Funktionsweise, Umrüstung und Reichweite, die Akzeptanz bei den Fahrgästen und das Netzwerk mit der Wasserstoffwirtschaft, das durch das Schiff geknüpft wurde. „So ärgerlich es auch ist, dass sie so lange stillgelegen hat – im Endeffekt profitieren wir davon.“