Hamburg. Sie prägen das Stadtbild in Eppendorf und auf der Uhlenhorst. Nachbarn und Denkmalschützer protestieren, dass nicht saniert wird.
In Hamburg stehen erneut mehrere stadtbildprägende Gebäude aus der Gründerzeit vor dem Abriss: Vier charmante, unmittelbar nebeneinanderliegende Stadthäuser an der Eppendorfer Straße Im Winkel, eine pittoreske kleine Villa an der Averhoffstraße auf der Uhlenhorst, ein historisches Bürohaus am Johannisbollwerk sowie zwei Etagenwohnhäuser am Zeughausmarkt und an der Wilhelmsburger Fährstraße.
Alle Gebäude wurden in der Zeit zwischen 1870 und 1910 errichtet – und gehören damit zu einem Haustyp und einer Epoche, die laut Kulturbehörde in Hamburg in sehr großer Zahl vertreten sind. „Aus dieser großen Gruppe sind wir gesetzlich verpflichtet, die aussagekräftigsten auszuwählen“, sagt Sprecher Enno Isermann. Die genannten Gebäude gehörten nicht dazu.
Hamburger Gründerzeit-Villen: Nicht genug Seltenheitswert?
Das sieht der Denkmalverein anders. „Gründerzeitbauten werden häufig nicht unter Schutz gestellt mit der Begründung, dass die jeweiligen Objekte nicht genug Seltenheitswert oder Qualität besäßen. Diese Haltung ist angesichts der inzwischen zahlreichen Verluste zu überprüfen“, sagt Geschäftsführerin Kristina Sassenscheidt.
Mit den Eppendorfer Gründerzeithäusern, dem Bürohaus an der Hafenkante und den beiden Wohnhäusern drohten nun wieder prägnante Gebäude verloren zu gehen: „Sie sind ein wichtiger Bestandteil der Identität unserer Stadt. Dafür könnten auch die Städtebaulichen Erhaltungsverordnungen stärker eingesetzt werden.“
Das Bezirksamt Hamburg-Nord, das den Abriss der vier Eppendorfer Stadthäuser genehmigt hat, bedauert, keine Handhabe dagegen zu haben. „Es wäre schön gewesen, wenn wir die Häuser hätten erhalten können, uns fehlt aber die rechtliche Grundlage dazu – es liegt weder eine städtebauliche Erhaltungsverordnung vor noch gilt der Denkmalschutz“, sagt Udo Franz, der stellvertretende Bezirksamtsleiter.
Eppendorfer Stadthäuser: Erster Bauantrag nicht genehmigt
Immerhin: Ein erster Bauantrag des Investors wurde nicht genehmigt. Nach Abendblatt-Informationen sollte in zweiter Reihe gebaut werden. Zudem soll der Investor Eigentümern von Nachbargrundstücken Kaufangebote gemacht haben. „Der Bauherr versucht also, die maximale Fläche und den maximalen Gewinn aus dem Grundstück herauszuholen“, sagt Anwohner Tim Stalmann, der überlegt, eine Bürgerinitiative zu gründen.
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