Hamburg. Hunderte feiern am Schulterblatt, Polizei verbietet Alkohol. Bewohner wollen aus Quarantäne ausbrechen. Inseln lockern Regeln.
Weitere Lockerung in der Corona-Krise: Von Montag an können im Norden die Kitas in den vollständigen Regelbetrieb zurückkehren. In Hamburg trifft die Verlängerung des Verbots von Großveranstaltungen die Tourismusbranche hart. Dagegen nimmt der Tourismus an der Küste weiter Fahrt auf – Urlauber können bald wieder von Niedersachsen nach Sylt (Schleswig-Holstein) mit dem Katamaran reisen.
Der Corona-Newsblog für den Norden am Sonnabend, den 20. Juni:
- Göttingen: Bewohner wollen aus Quarantäne ausbrechen
- Clubkombinat distanziert sich von Docks-Aktion
- Hunderte feiern am Schulterblatt – Polizei verbietet Alkohol
- Neue Corona-Zahlen für Hamburg
- Night of Light: Veranstaltungsbranche will Zeichen setzen
- Zwei neue Corona-Kranke in Schleswig-Holstein
- Großveranstaltungen fehlen Hamburg als Gästemagnet
- Kitas im Norden von Montag an wieder im Regelbetrieb
- Rückkehr zur Normalität - Zugang zu Inseln wird ausgeweitet
Göttingen: Bewohner wollen aus Quarantäne ausbrechen
Bewohner des in Göttingen unter Quarantäne stehenden Gebäudekomplexes haben Polizisten mit Gegenständen beworfen und mehrere von ihnen verletzt. Nach ersten Erkenntnissen war der Missmut bei den Bewohnern über die Quarantänemaßnahmen am Sonnabendnachmittag angestiegen, wie eine Polizeisprecherin sagte.
Der Gebäudekomplex mit seinen knapp 700 Bewohnern steht seit Donnerstag vollständig unter Quarantäne. Das heißt, dass seitdem kein Bewohner das Gebäude verlassen durfte, wie ein Stadtsprecher bestätigte. Seit Donnerstag waren bei knapp 120 Menschen Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus festgestellt worden.
Interaktive Karte: Das Coronavirus in Deutschland und weltweit
Am Sonnabendnachmittag hatten schließlich mehrere Bewohner versucht, von dem Gelände zu kommen. Polizeiangaben zufolge wollten manche von ihnen Zäune überwinden, die stellenweise aufgestellt worden waren. Zudem seien die zur Amtshilfe eingesetzten Polizisten aus dem Gebäude heraus mit Gegenständen beworfen worden. Um welche Gegenstände es sich handelte, blieb zunächst unklar. Mehrere Beamte wurden dabei verletzt, eine genaue Anzahl nannte die Behörde nicht.
Am frühen Abend hatte sich die Lage laut Polizei und Augenzeugen zunächst wieder beruhigt. Zwischenzeitlich war auch der Göttinger Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler (SPD) vor Ort und hatte mit den Bewohnern das Gespräch gesucht.
Ursprünglich sollten am Sonnabend diejenigen Bewohner des Gebäudekomplexes erneut untersucht werden, die bei einer ersten großen Testaktion ein negatives Ergebnis hatten. In der Wohnanlage leben nach Angaben der Stadt mehr als 200 Kinder und Jugendliche in prekären Wohnverhältnissen.
Clubkombinat distanziert sich von Docks-Aktion
Wie der Vorstand des Clubkombinats Hamburg e.V. am Sonnabend mitteilte, sei die am 18. Juni gestartete Aktion des Docks nicht mit den Werten des Vereins vereinbar. Die Docks-Betreiber hatten auf ihrer Facebookseite die „Mainstream Medien“ kritisiert und ein Flyerboard für „alternative Meinungen“ zur Corona-Pandemie im Eingangsbereich des Clubs angekündigt.
„Die inhaltliche Aussage und das gewählte Vokabular ist populistischer Natur und wird von den rechten Rändern unserer Gesellschaft in Beschlag genommen“, heißt es in der Pressemitteilung des Verbands der Hamburger Clubbetreiber, Party- und Kulturereignisschaffender „Als Clubkombinat stellen wir uns inhaltlich gegen jegliche Formen von Populismus, Rassismus und Diskriminierung“. Daher wurde Docks-Geschäftsführerin Susanne „Leo“ Leonhard mit sofortiger Wirkung vom Amt des Vorstandsvorsitzes im Clubkombinat e.V. entbunden.
Den ausführlichen Bericht zur Docks-Aktion lesen Sie hier:
Coronavirus: Verhaltensregeln und Empfehlungen der Gesundheitsbehörde
- Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum, und halten Sie mindestens 1,50 Meter Abstand zu anderen Personen
- Achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
- Waschen Sie sich regelmäßig die Hände gründlich mit Wasser und Seife
- Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
- Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an Ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden
Hunderte feiern am Schulterblatt – Polizei verbietet Alkohol-Ausschank
Am Freitagabend gegen 21:50 Uhr hielten sich laut der Hamburger Polizei rund 700 Menschen im Bereich des Schulterblatts, Sternschanze, auf. In den umliegenden Straßen sollen es bis zu 2000 Personen gewesen sein.
Die Polizei wies nach eigenen Angaben auf die Corona-Abstandsregelungen hin, die dort nicht eingehalten worden seien. Im Anschluss wurde sämtlichen Lokalitäten im Bereich Schulterblatt der Ausschank von Alkohol untersagt, um die Menschenmenge zu zerstreuen. Ab etwa 1:30 Uhr morgens kam es laut Polizei zu deutlichen Abwanderungen, die Beamten waren bis 1:45 Uhr im Einsatz.
Gegen 2:04 Uhr traf die Polizei bei einem zweiten Einsatz außerdem eine Gruppe von 500 feiernden Leuten im Bereich des Alma-Wartenberg-Platz in Ottensen an. Zuvor hatte ein Anrufer laut Polizei eine Schlägerei gemeldet. Etwa 50 Personen sollen bei Eintreffen der Beamten geflüchtet sein, andere warfen Flaschen. Ein 19-Jähriger wurde festgenommen.
Nachtestungen in Göttinger Wohnanlage haben begonnen
Die Stadt Göttingen hat am Sonnabend mit den Nachtestungen von Bewohnern eines unter Quarantäne stehenden Gebäudekomplexes begonnen. Wie ein Sprecher der Stadt sagte, sollten am Nachmittag diejenigen erneut auf eine Corona-Infektion getestet werden, die bei der ersten großen Testaktion ein negatives Ergebnis hatten. Mit einem Ergebnis sei Anfang der Woche zu rechnen.
Die Stadt hatte rund 700 Bewohner eines Gebäudekomplexes unter Quarantäne gestellt. Seit Donnerstag wurden bei knapp 120 Menschen Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus festgestellt. In der Wohnanlage leben nach Angaben der Stadt mehr als 200 Kinder und Jugendliche in prekären Wohnverhältnissen.
Coronavirus: Das müssen Sie über Fachbegriffe wissen
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Corona: Verbot von Alkoholverkauf in Bremer Ausgehvierteln
Das Außerhaus-Verkaufsverbot von Alkohol in beliebten Ausgehvierteln der Bremer Innenstadt ist zum Start am Freitagabend aus Sicht der Polizei gut umgesetzt worden. Die Kontrollen seien gut verlaufen, sagte am Sonnabend eine Sprecherin der Bremer Polizeileitstelle. „Wir haben einige Personen angesprochen vor Ort“, sagte sie.
In der Regel hätten die Angesprochenen vernünftig reagiert und sich auf Abstand begeben. Zu gravierenden Zwischenfällen sei es nicht gekommen. Wie viele Verstöße es gegeben habe, stand aber zunächst nicht fest. Am Samstagabend soll wieder kontrolliert werden.
Mit einem räumlich und zeitlich begrenzten Verbot des Außerhausverkaufs von Alkohol reagiert Bremen auf zunehmende Verstöße gegen die Corona-Kontaktregeln. Das Verbot gilt seit diesem Wochenende jeweils freitags und samstags sowie an Vorabenden von Feiertagen von 22.00 Uhr an. Betroffen sind Ausgehviertel am Weserufer (Schlachte), im Kneipenviertel („Viertel“) und im Bereich des Hauptbahnhofs. In Restaurants darf weiter Alkohol ausgeschenkt werden.
Pandemie: Drei neue Corona-Fälle in Hamburg
Bei Tests auf das Coronavirus sind in Hamburg drei weitere Fälle nachgewiesen worden. Damit haben sich seit Beginn der Epidemie in der Hansestadt Ende Februar 5162 Menschen mit dem Sars-CoV-2-Virus infiziert, wie der Senat am Sonnabend im Internet mitteilte. Rund 4800 von ihnen gelten nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) als genesen.
Die Zahl der Toten in Hamburg lag laut RKI zuletzt unverändert bei 259. Das Institut für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf hat bislang laut der Senatsmitteilung in 229 Fällen bestätigt, dass die Menschen an der Corona-Infektion starben.
22 Corona-Infizierte aus der Stadt und dem Umland wurden am Freitag stationär in Hamburger Krankenhäusern behandelt, ein Kranker weniger als am Vortag. Von ihnen lagen weiterhin 12 auf Intensivstationen.
Night of Light: Veranstaltungsbranche will Zeichen setzen
Theaterbetreiber, Messebauer, Caterer und viele mehr: Die Veranstaltungsbranche kämpft ums Überleben. Aufgrund der Corona-Pandemie kommt es noch immer zu großen Einschränkungen, Ausfällen und Verboten. Deshalb werden Veranstalter und Einzelunternehmer nun aufgerufen, sich an der Aktion „Night of Lights“ zu beteiligen, mit der auf die dramatische Lage in der Branche aufmerksam gemacht werden soll.
Geplant ist, am 22. Juni ein leuchtendes Mahnmal zu errichten. Dafür sollen die Teilnehmer ihre Gebäude rot illuminieren. Auch Hamburger Veranstalter nehmen an der Aktion teil. „Wir haben alles in Bewegung gesetzt und nun steht unser Plan. Das HANSE GATE wird am 22. Juni rot erleuchten!“, sagt Ashley Wick von der „Flying Bar Crew“.
Corona: Beliebte Treffpunkte in Hamburg fast menschenleer:
Corona: Beliebte Treffpunkte in Hamburg fast menschenleer
Weltflüchtlingstag: Papierschiffchen als Zeichen der Solidarität
Planänderung im Zuge der Corona-Krise: Zum heutigen Weltflüchtlingstag will das Bündnis „Coasts in Solidarity“ auch in Hamburg auf die Lage von Menschen auf der Flucht aufmerksam machen. Ursprünglich sollte die Kampagne nach Angaben der Seebrücke Hamburg – einem Mitglied des Bündnisses – mit einer antirassistischen Segeltour verschiedene Häfen an der Nordatlantikküste ansteuern. Diese Tour musste wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden.
Von 15 bis 17 Uhr ist daher eine Kundgebung am Fahnenplatz geplant, bei der schwarz-gelbe Papierschiffe mit der Aufschrift „Flucht ist kein Verbrechen“ zum Einsatz kommen. Diese sollen laut der Seebrücke Hamburg auch an anderen öffentlichen Orten in Hamburg auftauchen.
„Immer noch ertrinken Menschen im Mittelmeer oder sterben an innereuropäischen Grenzen wie dem Ärmelkanal. Diese Zustände sind völlig untragbar“, sagt Günter Knichel von der Seebrücke Hamburg, „wir fordern weiterhin die sofortige Aufnahme von Geflüchteten aus Moria und anderen Lagern in Hamburg“.
Zwei neue Corona-Kranke in Schleswig-Holstein
In Schleswig-Holstein ist die Zahl der offiziell gemeldeten Corona-Infektionen mit dem zuletzt binnen 24 Stunden um zwei gestiegen. Wie die Landesregierung auf ihrer Webseite unter Berufung auf das Robert Koch-Institut berichtete, stieg die Gesamtzahl der seit Ausbruch der Corona-Krise nachgewiesenen Fälle mit Stand Freitagabend auf 3133. Die Zahl der Gestorbenen im Zusammenhang mit dem Coronavirus blieb bei 152. Rund 3000 Infizierte gelten inzwischen wieder als gesund. In Krankenhäusern werden nach dem jüngsten Stand vier an Covid-19 Erkrankte behandelt.
Coronavirus in Hamburg: Großveranstaltungen fehlen als Gästemagnet
Nach Wochen des Corona-Lockdowns stellt die Verlängerung des Verbots von Großveranstaltungen die Tourismusbranche in Hamburg weiter auf eine teils existenzbedrohende Geduldsprobe. Der Ausfall von Großveranstaltungen wie Schlagermove, Harley Days oder Musicals treffe die Branche, da mit ihnen auch Reisegründe wegfielen, sagte Hamburg Tourismus-Geschäftsführer Michael Otremba der Deutschen Presse-Agentur. Allein der Schlagermove ziehe jedes Jahr mehr als 300.000 Menschen an. „Zu Zeiten des Schlagermoves ist Hamburg voll, alle Hotels sind ausgebucht. Diese Quantität fehlt jetzt.“
Die Phase der Lockerungen sei extrem wichtig, um Gästen überhaupt wieder Reiseanreize geben zu können. Auf der anderen Seite sei diese Phase aber mit wirtschaftlichen Einschnitten verbunden, „die für einige Unternehmen sogar noch intensiver sind als in der Phase des Lockdowns“. So könnten Kosten jetzt oftmals nicht mehr über Kurzarbeit oder Absprachen mit Vermietern gesenkt werden. „Auf der anderen Seite sind die Erlösmöglichkeiten aber durch die weiter geltenden Einschränkungen limitiert.
Kitas im Norden von Montag an wieder im Regelbetrieb
Von diesem Montag an können in Schleswig-Holstein die Kitas in den vollständigen Regelbetrieb zurückkehren. Alle Kinder dürfen wieder in der regulären Gruppengröße von bis zu 20 Mädchen und Jungen betreut werden. Laut Sozialministerium kann damit die Auslastung wieder in Richtung 100 Prozent zunehmen. Nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie hatte es zunächst nur noch Notbetreuungen gegeben; nach und nach durften wieder mehr Kinder aufgenommen werden. Aus Sicht der Gewerkschaft GEW sind die Kitas für eine Rückkehr zur Normalität nicht hinreichend gerüstet.
Rückkehr zur Normalität – Zugang zu Inseln wird ausgeweitet
Der Tourismus an der Küste nimmt weiter Fahrt auf - Urlauber können bald wieder von Niedersachsen nach Sylt (Schleswig-Holstein) mit dem Katamaran reisen. Ab 4. Juli soll er dreimal wöchentlich von Cuxhaven starten und die Insel in knapp zweieinhalb Stunden erreichen, wie Sylt Marketing mitteilte. Helgoland sollen in den kommenden Wochen mehrere Schiffe täglich von Cuxhaven aus ansteuern. Die Verbindung ab Bremerhaven zur Insel wird erst zum 1. Juli aufgenommen.
Indes dürfen Tagestouristen ab diesem Montag auch wieder auf Ostfriesische Inseln reisen. Juist und Baltrum machen den Anfang, am Dienstag sollen nach bisherigem Stand Spiekeroog und Wangerooge folgen. Bislang war wegen der Corona-Pandemie mindestens eine gebuchte Übernachtung Voraussetzung.
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Auf Wangerooge wird allerdings wegen des Sommerferienstarts in mehreren Bundesländern vom 25. bis 29. Juni sowie am 4. und 5. Juli wieder eine Beschränkung gelten. Langeoog lässt ab Dienstag zunächst nur jeweils 200 Tagesgäste auf die Insel - an Wochenenden gar keine. Norderney, das an manchen Tagen nach Angaben des Landkreises Aurich bis zu 4500 Tagesgäste zählt, soll für diese bis zunächst 30. Juni gesperrt bleiben.