Hamburg. Betreiber kritisieren „Mainstream Medien“ und wollen „alternativen Meinungen“ Platz einräumen. Nutzer kündigen Boykott des Clubs an.

„Ihr seid ja so unfassbar dumm, einen Besuch kann ich mir in Zukunft für mich nicht mehr vorstellen solange der Betreiber, der so eine Aktion für angemessen hält, das Docks bewirtschaftet“ schreibt ein empörter Nutzer auf der Facebook-Seite des Docks am Spielbudenplatz. Ein anderer kommentiert: „Damit richtet ihr euren Laden endgültig zugrunde. Das ist zum Heulen, denn in den letzten 25 Jahren war ich immer gern bei euch...“

Nur zwei von mehr als 600 Antworten, auf ein am Donnerstag veröffentlichtes Posting des Docks. Darin heißt es unter anderem, dass über die Corona-Pandemie und die angeordneten Schutzmaßnahmen in den „Mainstream Medien sehr einseitig berichtet“ werde. Kritische Stimmen insbesondere aus der Wissenschaft kämen „nur selten oder gar nicht zu Wort“. Deshalb biete man ab sofort sein Flyerboard im Eingangsbereich und zusätzlich eine Wandzeitung an, um „alternativen Meinungen“ ein Forum zu geben. Auf einem A1-Plakat eingereichte Texte würden gegen einen Kostenbeitrag von 20 Euro veröffentlicht und blieben vier Wochen lang hängen.

Facebook-Nutzer kritisieren Corona-Posting des Docks

Neben vielen ablehnenden gibt es zu diesem Vorstoß der Betreiber auch einige zustimmende Kommentare, in denen es etwa heißt: „Leider gibt es in Deutschland keine Meinungsfreiheit und Diskussionen sind ebenfalls nicht erwünscht. [...] Lasst euch nicht den Mund verbieten vom politisch und medial angestachelten Pöbel.“

Insgesamt jedoch herrscht eher ungläubige Fassungslosigkeit, auch wenn immer wieder Rechnung gestellt wird, dass Veranstalter gerade eine existenzbedrohende Situation erleben. Insbesondere, weil es für diese Branche bislang keinen Zeitplan für eine Wiedereröffnung gibt und mancher fürchtet, dass ohne Impfstoff auch im nächsten Jahr der Shutdown weitergeht.

Die vom Docks aufgestellte
Die vom Docks aufgestellte "Wandzeitung", die Platz für "alternative Meinungen" bieten soll. © HA | Alexander Josefowicz

Doch die Tonalität des Docks-Postings, die viele Facebook-Nutzer an das Vokabular von rechten Verschwörungstheoretikern erinnert, sorgt für eine Mischung aus Trauer und Entsetzen: „Es gibt echt unzählige Clubs/Bars/Kneipen, die mit ehrlichen Gesuchen oder kreativen Ideen um die Ecke kommen, um über die Runden zu kommen – ihr seid auf diesem Weg leider irgendwo ziemlich falsch abgebogen“, heißt es da in einem noch eher verständnisvollem Kommentar, während ein anderer Facebook-Nutzer sarkastisch wird: „Alternativ könntet ihr für zwanzig Euro auch Aluhüte mit eurem Logo verkaufen.“

Das Docks reagiert überrascht und schreibt in einer ersten Reaktion: „Wir sind über die negativen Kommentare sehr verwundert. Wir würden unter den jetzigen Umständen niemals öffnen und wir haben auch nie davon gesprochen, das Leben anderer oder das unseres Personals in Gefahr bringen zu wollen.“ Zur Wortwahl und zur Abgrenzung zu Verschwörungstheoretikern ist allerdings nichts zu lesen.

Geschäftsführerin Susanne Leonhard war zunächst für eine Stellungnahme nicht erreichbar.