Hamburg. Die Grünen-Bezirksfraktion will, dass die Straße für den Durchgangsverkehr gesperrt wird – und setzt auf den neuen Verkehrssenator.
In der letzten Legislatur wurde der Plan von Verkehrssenator Michael Westhagemann (parteilos) noch rundweg abgelehnt. Jetzt aber haben die Grünen aus Eimsbüttel angekündigt, einen zweiten Anlauf für ein Okay von oben zu starten: sie wollen den Eppendorfer Weg für den Durchgangsverkehr sperren. Liefer- und Anwohnerverkehr soll bleiben, aber die Fahrräder sollen Vorrang bekommen und: es soll ein „Straßenpark“ entstehen.
Der Eppendorfer Weg ist, obwohl formal eine untergeordnete Straße, eine der Hauptschlagadern des Bezirks. In Höhe Tegetthoffstraße würde die Straße nach dem Willen der grün-schwarzen Bezirkskoalition in Richtung Weidenstieg begrünt. Zu Lasten der Parkplätze würden Aufenthaltsmöglichkeiten geschaffen sowie Platz für Gastronomie. Die genaue Gestaltung, so die grün-schwarze Koalition in Eimsbüttel, solle in einem Beteiligungsverfahren mit den Bürgern erarbeitet werden.
Eppendorfer Weg: Radfahrer sollen Priorität haben
Der Autoverkehr soll im Wesentlichen auf den parallel geführten Ring 2 verwiesen werden. Weite Teile des Eppendorfer Wegs gehören ohnehin zur Veloroute 13, die mit Priorität ausgebaut werden soll. Die Straße, derzeit ohnehin ein Muster an Unübersichtlichkeit, würde dann in weiten Teilen verkehrsberuhigt. Um die wegfallenden Parkplätze auszugleichen, wurde eine Quartiersgarage angedacht.
Der Eppendorfer Weg ist zwar eine „Bezirksstraße“, doch die Verkehrsbehörde, die Polizei, die Innnen- und Wirtschaftsbehörde reden bei Umbauplänen mit und haben in der Vergangenheit bezirkliche Pläne regelmäßig übersteuert. Das soll sich jetzt, so hoffen die Grünen, mit dem neuen Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) ändern. Auch der neue Behördenzuschnitt, der Teile der Innenbehörde in die Verkehrsbehörde legen wird, soll laut Koalitionsvertrag die Kräfteverhältnisse in Richtung Tjarks verschieben.
14 Velorouten führen in die City
- Route 1: City–Altona–Othmarschen–Blankenese–Rissen
- Route 2: City–Eimsbüttel–Stellingen–Eidelstedt
- Route 3: City–Rotherbaum/Uni–Niendorf
- Route 4: City–Harvestehude–Winterhude–Alsterdorf–Fuhlsbüttel–Langenhorn
- Route 5: City–Uhlenhorst–Barmbek–Bramfeld–Poppenbüttel–Duvenstedt
- Route 6: City–Hohenfelde–Dulsberg–Farmsen–Berne–Volksdorf
- Route 7: City–St. Georg–Eilbek–Wandsbek-Markt–Jenfeld–Rahlstedt
- Route 8: City–Borgfelde–Hamm–Billstedt–Bergedorf
- Route 9: City–Hammerbrook–Rothenburgsort–Moorfleet–Allermöhe–Bergedorf
- Route 10: City–HafenCity–Veddel–Wilhelmsburg–Harburg–Neugraben
- Route 11: City–Alter Elbtunnel–Wilhelmsburg–Harburg–TU Hamburg
- Route 12: City–St. Pauli-Landungsbrücken–Altona
- Route 13: Innere Ringroute: Altona–Eimsbüttel–Winterhude–Barmbek–Eilbek–Hamm
- Route 14: Äußere Ringroute: Othmarschen–Schnelsen–Niendorf–Poppenbüttel–Billstedt
Eppendorfer Weg: Behörde lehnt Bezirks-Pläne nicht rigeros ab
Der Sprecher der Verkehrsbehörde, Henning Grabow, äußerte sich dennoch verhalten: „Der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer ist derzeit mit einer Planung zur Umsetzung der Veloroute 13 im Eppendorfer Weg beschäftigt und prüft im Rahmen dieser Planungen, ob sich hier eine Anschlussfähigkeit für die Ideen aus dem Bezirk ergibt. Auf dem Eppendorfer Weg werden große Potentiale für Radfahrende gesehen.“
Zusammengefasst bedeutet das: Die neue Behördenspitze will die Pläne des Bezirks Eimsbüttel derzeit weder rigoros ablehnen noch befürworten.
Das Gesetz über den Neuzuschnitt der Behörden steht auf der Tagesordnung der nächsten Bürgerschaftssitzung. Wie genau die Kräfteverhältnisse anschließend aussehen werden, ist noch unklar. Auch müssen die Haushaltsmittel erst verteilt werden. Auch die Mobilitätswende hängt am Geld.
Grünen-Fraktion sieht darin Prüfung, ob Senat Verkehrswende ernst meint
Derzeit plant der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) im Auftrag der Verkehrsbehörde die Veloroute. Demnach könnte der Eppendorfer Weg auf gesamter Länge zwischen Eimsbütteler Chaussee und der großen Kreuzung Eppendorfer Baum Tempo-30-Zone werden. Um Ausweichverkehre um den geforderten Straßenpark und die Kita im Henriettenweg zu vermeiden, sollen zusätzlich Einbahnstraßenregelungen oder weitere Absperrungen geplant werden.
Für Fahrräder bliebe die Durchfahrt auch mit dem Straßenpark erlaubt. Aber der Straßenpark soll eine "Platzsituation" schaffen, die die Möglichkeit stärkt, sich kostenfrei im öffentlichen Raum aufzuhalten. Außerdem soll das Leben auf der Straße Nachbarschaft, Gastronomie und Einzelhandel stärken.
Die alte Verkehrsbehörde unter Westhagemann hatte unter Verweis auf das fehlende Geld nur die Tempo-30-Regelung realisieren wollen. Die mit dem Straßenpark verbundene Sperrung für den motorisierten Durchgangsverkehr lehnte die Behörde ab. Auch Nebenstraßen wollte sie nicht anfassen. Für den neuen Vorstoß der Bezirksgrünen müsste der Planungsauftrag des LSBG um die Komponente Straßenpark und die Folgen für die Nebenstraßen erweitert werden. Die Grünen-Fraktion in Eimsbüttel sieht darin "einen von vielen Prüfsteinen für die Frage, ob der neue Senat die Mobilitätswende ernsthaft und zügig vorantreibt."